Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
Korallen, die von ihrem Kopfschmuck herabhingen, schaukelten und klackerten in einem wilden Rhythmus, der dem ihres Herzschlags entsprach. Die Laterne baumelte in ihrer Hand und verwandelte die dunkle Nacht mit ihrem gelben tanzenden Lichtschein in ein traumähnliches Gemälde. Sie wusste nicht, wohin sie lief, nur dass sie Gabriel finden musste.
Aus dem Augenwinkel entdeckt sie den blassen Schimmer von blondem Haar. Gabriel saß auf einem Felsen und beobachtete eine grasende Pferdeherde, die sich in der kühlen Abendluft aneinanderdrängte. Als Thalia ihn entdeckte, hielt sie so abrupt an, dass sie ein Stück über den Boden schlidderte. Vor Erleichterung hätte sie beinahe den gegrillten Hammel wieder von sich gegeben, den sie gegessen hatte. Am liebsten hätte sie Gabriel umarmt und sich davon überzeugt, dass er heil und unversehrt war. Stattdessen wartete sie, bis sich ihr Atem etwas beruhigte, während kalter Schweiß ihren Rücken hinunterlief.
Das Licht der Laterne wirkte plötzlich zu hell, zu aufdringlich. Um es zu dämpfen, bevor sie zu ihm ging, zog sie den Docht etwas ein. An seinen angespannten Schultern erkannte sie, dass er sie bemerkt hatte. Vielleicht war er hergekommen, weil er ein bisschen Ruhe brauchte. Sie wollte ihn nicht stören, doch nachdem sie sich gerade so um ihn gesorgt hatte, konnte sie sich unmöglich einfach umdrehen und ihn allein lassen. Nicht, ohne etwas zu sagen oder kurz zu ihm zu gehen. Vielleicht war es selbstsüchtig von ihr, aber sie musste sichergehen, auch wenn es Gabriel ein paar Sekunden seiner Privatsphäre kostete.
Thalia trat neben ihn und sah Gabriel an. Eine neue Panikwelle stieg in ihr auf. War sie mit dem Lied zu weit gegangen? Hatte sie womöglich seine Gefühle für sie falsch gedeutet, und er brauchte Abstand von ihr ? Er sah sie nicht an, sondern hielt den Blick weiterhin auf die Pferde gerichtet, die friedlich unter dem Sternenhimmel grasten. Eine unbeherrschte Energie ging von ihm aus. Im schwachen Schein der Laterne wirkte er bedrohlich, wie ein Wesen aus Schatten und dunklem Gold. Erneut hämmerte ihr Herz, doch diesmal nicht vor Angst. Sie setzte die Laterne auf dem Boden ab.
»Singe ich so schrecklich?«, fragte sie mit einer Leichtigkeit, die sie nicht empfand.
Er bewegte sich so schnell, dass sie es noch nicht einmal sah. Im einen Augenblick saß er still da, im nächsten stand er vor ihr und – oh Gott.
Er küsste sie. Er berührte nicht nur zärtlich ihre Lippen, sondern küsste sie leidenschaftlich. Mit der einen Hand hielt er ihren Kopf, mit der anderen drückte er ihre Hüfte fest gegen seinen angespannten Körper. Es gab kein Entrinnen. Sie fühlte sich auf wundervolle Weise gefangen. Hätte sie nicht dieselbe ungezügelte Lust empfunden, hätte die Leidenschaft seines Kusses sie erschreckt. Sie begehrte ihn mit einer alles überwindenden Verzweiflung.
Er fühlte sich warm an, wundervoll, sein Mund samtig und weich. Sie wollte in ihn hineinkriechen. Sie spürte, wie sich sein festes Glied gegen die Rundung ihres Bauches drückte. Instinktiv drängte sie ihre Hüften gegen seine, und beide stöhnten auf. Dieses Gefühl kostete ihn seine letzte Zurückhaltung. Jetzt waren seine Hände überall auf ihrem Körper. Er umfasste ihr Hinterteil, strich über ihre Rippen, griff nach ihren Brüsten. Durch die dünne Seide des Dels spielten seine Finger mit ihren festen, empfindlichen Nippeln. Sie gab sich der brennenden Lust hin und gehörte ganz ihm. Bis zum heutigen Abend, bis zu der heimlichen Begegnung im Schutz der Höhle, war so viel Zeit verstrichen, in der kein Mann sie berührt hatte. Doch so hatte sie ohnehin noch kein Mann berührt. Gegen diese unfassbare Leidenschaft verblassten alle früheren Erfahrungen wie Kerzen neben der Sonne.
Thalia musste ihn berühren, ihr Leben hing davon ab. Während ihre Hände über seinen Körper strichen, fühlten sie erneut seine festen Muskeln. An seinen Schultern, seinem Rücken, seinen Schenkeln, seinem Hinterteil. Seinem Bauch. Sie spürte, wie diese Muskeln auf ihre Berührung reagierten und empfindlich zuckten. Und als sie tiefer glitt und die feste Wölbung durch den Stoff seiner Hose streichelte, atmete er heftig ein und sog dabei den Atem aus ihrem Mund. Thalia genoss den Beweis seiner Lust und fühlte sich stärker und weiblicher als je zuvor.
Bevor sie überhaupt begriff, was geschah, fand sie sich auf dem Boden wieder. Gabriel legte sich auf den Rücken und zog sie auf sich. Mit einer
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