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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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durchsuchen, und es könnte bis heute Abend oder morgen dringlicher werden.«
    »Ich wird’s ihm ausrichten.«
    Mike und ich stapften die Treppen hinauf und gingen durch die Säle hinaus auf den sonnigen Gehsteig. »Dort drinnen könnte man glatt jegliches Zeitgefühl verlieren. Keine Fenster, kein Tageslicht.«
    »Wollen wir uns noch stärken, bevor wir zu Thibodaux fahren? Ich spendier dir einen Burger.«
    Wir durchquerten auf der Höhe der Eightyfirst Street den Central Park und fuhren dann die Madison Avenue hinauf. An der Ecke zur Ninetysecond Street parkten wir und gingen ins >92<, wo wir ein spätes Mittagessen aßen. Ich rief Thibodaux’
    Büro an, um sicherzugehen, dass er zu sprechen war. Eine Frau, die nicht Eve Drexler war, antwortete und bestätigte unsere Verabredung.
    Um halb vier wurden wir ins Büro des Direktors vorgelassen. Er verabschiedete sich gerade von jemandem am Telefon mit den Worten: »Ich rufe Sie diesbezüglich später noch einmal an« und legte auf. Dann wandte er sich an uns.
    »Ein bisschen demütigend, nach dieser Stellung wieder auf Jobsuche gehen zu müssen.«
    »Wir haben natürlich von Ihrem Rücktritt letzte Woche gehört. Wir haben mit unseren Ermittlungen noch ziemlich viel zu tun und brauchen -«
    »Mein Rücktritt hat nichts mit Ihrem Mordfall zu tun, Ms. Cooper. Egal, was die Zeitungen schreiben. Ich habe auch nicht die Absicht, die Stadt zu verlassen.«
    »Sie haben sich für uns bereits letzten Freitag nicht verfügbar gemacht, als Sie übers Wochenende nach Washington geflogen sind. Vielleicht sollten wir Sie als Erstes um eine Kopie Ihres Zeitplans bitten.«
    »Meine Reise nach Washington wurde abgesagt, Ms. Cooper. Ich habe die Stadt nie verlassen.«
    »Aber … aber Ms. Drexler sagte uns -«
    »Nun, Ms. Drexler hat sich geirrt. Ich sollte die Hauptrede bei der Jahresversammlung des Amerikanischen Museumsverbandes halten. Es wurde mir am Abend zuvor, als ich gerade packte, nahe gelegt, dass es besser wäre, auf Grund des Hauchs von scandale, wie wir in Frankreich sagen, eine leichte Grippe zu bekommen. Die Vierundzwanzigstunden-Variante.«
    »Also sind Sie am Freitag nicht nach Washington geflogen?«, fragte ich, an Pablo Bermudez und seinen Sturz vom Museumsdach denkend.
    »Ich folgte dem Rat, den man mir gab, und blieb zu Hause.«
    »Sind Sie in der Zeit hierher ins Museum gekommen?«
    »Ich war einmal sehr früh hier, um ein paar Unterlagen zu holen, die ich mir zu Hause ansehen wollte, aber ich wollte niemandem über den Weg laufen. Das ist alles ein bisschen peinlich und unangenehm für mich. Ich war nicht erpicht darauf, gesehen zu werden.«
    Das war derjenige, der Bermudez einen Stoß versetzt hatte, auch nicht.
    »Es tut mir Leid, dass Ms. Drexler es für nötig hielt, uns anzulügen.«
    »Ich befürchte, dass sie das auf meine Anweisung hin getan hat. Ich hatte nicht mit einem Anruf von Ihnen beiden gerechnet. Ich wollte nur, dass sie an der ursprünglichen Version festhielt. Nicht dass sich die Presse groß für den Museumsverband interessieren würde, aber die Journalisten mussten ja nicht unbedingt mitkriegen, dass ich meine Rede abgesagt habe.«
    »Der Mann, der am Freitag gestorben ist -«
    »Eine weitere unvorhersehbare Tragödie. Sehr schlechtes Timing für mich.«
    »Und für ihn«, sagte Mike.
    »Kannten Sie Mr. Bermudez?«, fragte ich.
    »Er war oft hier in den Büros«, sagte Thibodaux mit einer ausholenden Handbewegung. »Er war einer unserer zuverlässigsten Arbeiter, also nahmen wir ihn oft in Anspruch, wenn es darum ging, die Verladung fragiler Objekte und Gemälde zu überwachen. Ein intelligenter junger Mann. Darüber hinaus hatte ich nicht näher mit ihm zu tun.«
    »Mr. Thibodaux, würde es Ihnen etwas ausmachen, uns den Grund für Ihren Rücktritt zu nennen?«
    Er stand mit zusammengekniffenen Lippen und in steifer Haltung am Fenster und sah auf die Fifth Avenue hinaus.
    »Es hat mit einer Untersuchung zu tun, einem Antiquitätenhändler, der kurz davor ist, von Ihren Kollegen bei der Bundesstaatsanwaltschaft angeklagt zu werden.«
    »Weswegen?«
    »In den letzten zwanzig Jahren sind weltweit Gesetze verabschiedet worden, die den Verkauf antiker Objekte verbieten, falls diese dadurch ihre jeweiligen Ursprungsländer verlassen würden. Nehmen Sie zum Beispiel unseren Ägyptologen, Timothy Gaylord. Er kann nur etwas erwerben, wenn wir wissen, dass es vor 1983 aus Ägypten hinausgeschafft worden ist.«
    »Was ist der Zweck dieser

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