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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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noch mehr Abschlüsse, sie arbeiten in Museen.«
    »Im Hauptgebäude gibt es auch eine Sammlung mittelalterlicher Kunst, nicht wahr?«
    »Natürlich. Eine sehr gute. Deshalb hat sich Katrina dort beworben. Als ihre Bewerbung herumgereicht wurde, landete sie auf meinem Schreibtisch. Ihre Interessen deckten sich perfekt mit meinen Bedürfnissen.«
    »Warum das?«
    »Sie hatte gerade ein Praktikum am Musee des Augustins absolviert. Kennen Sie das?« Wir verneinten alle drei.
    »In Toulouse, in Frankreich. Es ist den Cloisters sehr ähnlich, nur dass es noch an seiner ursprünglichen Stelle steht. Das prächtige Museum war früher ein Konvent und beherbergt eine bemerkenswerte Kunstsammlung. Rubens, van Dyck, Ingres, Corot. Die meisten Leute zieht es zu den Gemälden. Katrina interessierte sich für die gotischen und romanischen Skulpturen. Sie hatte einen wunderbaren Blick für mittelalterliche Kunstschätze. Also habe ich ihr angeboten, bei uns zu arbeiten.«
    »Wie viele Mitarbeiter haben Sie hier oben?«
    »Alles in allem etwas über einhundert. Bibliothekare, Souvenirshop-Personal, Sicherheits- und Hausmeisterdienst. Ich habe einen stellvertretenden Kurator, einige Restauratoren und ein halbes Dutzend Praktikanten wie Katrina.«
    »Stand sie den anderen Praktikanten nah?«
    »Beruflich ja. Ich würde Ihnen ja raten, sie selbst zu fragen, aber die Praktikanten kommen und gehen. Das Gehalt ist niedrig, dieses Museum bedeutet eine Rückkehr in ein anderes Zeitalter - für die Kids, die gerade von der Uni kommen, ist hier tote Hose -, und es liegt ungünstig. Ich müsste nachsehen, wer mit Katrina hier gewesen war.«
    »Sind Sie Single?« Mike konnte keinen Ehering an Bellingers linker Hand entdecken.
    »Nein, ich bin verheiratet.«
    »Ihre Frau?«
    Bellinger lächelte. »Arbeitet für eine Musikproduktionsfirma.«
    »Klassische Musik?«
    »Nein, Pop, Rock’n’Roll, Rap, was immer gerade angesagt ist.«
    »So nach dem Motto >Gegensätze ziehen sich an<, hm?«, sagte Chapman.
    »Das lässt mich die Ruhe hier nur noch mehr schätzen.«
    »Haben Sie mit Katrina auch privat Zeit verbracht?«
    »Nur beruflich. Auf königlichen Befehl, wenn uns Thibodaux dem Kuratorium vorführen wollte. Nichts Privates.«
    »Scheint so, als müssten Sie Pierres Anweisungen nicht länger Folge leisten.«
    »Sie haben wahrscheinlich gehört, dass ich kein Mitglied seines Fanclubs war. Zu viel P.T.-Barnum-Getue und nicht genug Betonung auf Forschung und Vermittlung. Ich bin ihm für einige wunderbare Akquisitionen, die er für die Cloisters getätigt hat, sehr dankbar, aber ansonsten hatten wir nicht sehr viel gemeinsam.«
    »Haben Sie deshalb Ms. Grooten als Ansprechpartnerin für die Ausstellung abgestellt, die für nächstes Jahr zusammen mit dem Naturkundemuseum geplant war? War das nicht viel Verantwortung für eine Praktikantin?«
    »Katrina war äußerst sachkundig, Detective. Sie war weitaus belesener als viele ihrer Altersgenossen, und ich habe für das Projekt ziemlich eng mit ihr zusammengearbeitet. Mir ist bewusst, dass die Ausstellung eine wichtige Einkommensquelle für beide Museen sein wird. Für mich ist alles, was mich von meiner Forschung abhält, Zeitverschwendung. Ich dachte, dass es eine gute Gelegenheit für Katrina wäre, andere Leute kennen zu lernen und ihren Bekanntenkreis hier in der Stadt zu erweitern. Ich wollte, dass man in höheren Positionen von ihr Notiz nahm.«
    »Gefiel es ihr?«
    »Schien so. Ich glaube, es machte ihr Spaß, unsere Schätze nach Tieren zu durchforsten, die für die Ausstellung geeignet waren. Bestiarien waren ursprünglich Werke mittelalterlicher Kunst, also tauchen sie in unserer Arbeit an allen Ecken und Enden auf. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie sich auf die Meetings freute. Sie schloss Freundschaften, verbrachte Zeit downtown und kam ein wenig aus ihrem Schneckenhaus heraus.«
    »Hat eine andere Praktikantin ihre Arbeit übernommen?«
    »Das war mein Plan gewesen«, sagte Bellinger. »Aber die Zeit wurde knapp, also habe ich, wie Sie sehen können, selbst das meiste davon übernommen. Das schien weniger Aufwand zu sein, als wieder jemand anderen einzuarbeiten.«
    In der hinteren Ecke des Raums standen auf einem Tisch eine Anzahl von Objekten, die verschiedene Tiere und Fabelwesen darstellten. »Dieses Fresko eines Löwen ist aus Spanien. Laut den alten Bestiarien schliefen Löwen mit offenen Augen, als Inbegriff der Wachsamkeit. Und das hier«, sagte er und ging zu dem Tisch, um

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