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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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lächelte versonnen, »da hatte Frau Berta wirklich recht. Aus diesem Grund machte ich an einem Bach kurz Rast und erfrischte mich, ehe ich auf die Reisegesellschaft traf. Die Dame in der Sänfte wurde mir als Bertrada von Laon vorgestellt, und ich hatte keinerlei Grund, daran zu zweifeln. Sie saß schließlich in der Sänfte, die ich ihr selbst geschickt hatte …«
    »Ein ungewöhnliches Reisemittel«, meldete sich Frau Berta von der jetzt offenen Tür des Versammlungssaals. Hinter ihr standen mit Krügen in den Händen die Knechte und Mägde ihres Haushalts. »Ich dachte, Herr Pippin, Ihr wolltet auf mich warten, ehe Ihr fortfahrt.«
    »Verzeiht, Frau Berta«, sagte er, »das Schweigen schien schier unerträglich. Mich dünkt, meine wahre Gemahlin mag mich nicht. Natürlich habt Ihr recht, die Sänfte ist ein ungewöhnliches Reisemittel, dessen ich mich einzig und allein aus einem Grund bedient habe …«
    Er sprach erst weiter, als die Bediensteten eine große Anzahl von Krügen auf den Tisch gestellt, die Becher der Gäste gefüllt und den Saal wieder verlassen hatten: »Meine Braut war mir als begeisterte Reiterin geschildert worden, also sandte ich ihr den arabischen Wallach, das edelste Tier aus meinem Stall.« Er sprach in den Saal hinein, als ob dort ein Publikum seinen Worten lauschte. »Es wird viel gelogen, wenn sich ein mächtiger Mann auf Brautschau begibt. Jeder kennt meine Liebe zu Pferden. Natürlich bezog ich Bertrada von Laon erst recht in meine Wahl ein, als ich von ihrer Neigung zu Ausritten hörte …«
    »Ihr künftiges Erbe war sicherlich auch kein Hinderungsgrund.« Frau Bertas Stimme klang freundlich und leicht belustigt. Der Hausmeier nickte ihr zu. »Wahr gesprochen. Aber die Sänfte war eine Prüfung. Eine Frau, die angesichts eines solch edlen Reittiers ein tragbares Bett vorzieht, hat für Pferde kein Herz. Und genau das hat sich ja auch bestätigt.«
    Bertrada war feuerrot geworden, aber es meldete sich in ihr doch so etwas wie ein kleiner Triumph. Leutberga war schon durch die erste Prüfung gefallen. Aber weil sie, Bertrada, diese Prüfung bestanden hatte, war das ganze Elend überhaupt nur möglich geworden.
    »Was geschieht jetzt?« fragte Frau Berta, die ihre Enkelin während der Ausführungen Pippins sehr nachdenklich gemustert hatte. Sie hat uns etwas Wichtiges verschwiegen, dachte sie. Und das hängt mit dem Mann zusammen, der sie geschwängert hat. Ein Edelmann, hat sie mir damals gesagt. Vielleicht einer aus Pippins Gefolge? Dann darf sie dorthin nicht zurück. Wie auch immer: Jetzt geht es darum, die ganze Angelegenheit gründlich zu begraben und nicht nur Zweige darüber zu legen wie damals über das arme tote Kind. Ich werde meiner Neugier Zügel anlegen müssen, und ihr lieber anbieten, auch weiterhin bei mir zu bleiben.
    »Wie gesagt, wir machen das unglückselige Ereignis ungeschehen«, fuhr Pippin fort. »Ich werde noch heute abend einen Boten nach Saint Denis schicken und verlangen, die Frau, die ich geheiratet habe, unverzüglich zu mir zu bringen.«
    »Sie wird niemals kommen!« rief Bertrada. »Sie weiß doch, daß Ihr in Prüm seid, und wird sich denken, daß etwas nicht stimmt.«
    »Verehrte Gemahlin«, sagte Pippin lächelnd und legte seine Hand über die ihre, bevor sie sie wegziehen konnte, »glaubt mir, sie wird kommen. Ich werde ihr nämlich mitteilen lassen, daß ich nicht nach Prüm, sondern nach Aquitanien gereist sei und mich zur Zeit in der Stadt des berühmtesten Schuhmachers der Welt aufhalte. Diese – wie heißt sie wirklich?« wandte er sich an Frau Gisela.
    »Leutberga«, brachte die Gräfin mühsam hervor.
    »Ja, richtig. Diese Leutberga wird mit Freuden die Reise auf sich nehmen, um ihre kleinen Füße …« Wieder brach er ab, weil ihm mit einemmal die Worte von Frau Berta einfielen.
    »Was wurde da soeben von ungleichen Füßen gesprochen?« fragte er rätselnd, drückte der jungen Frau neben sich die Hand und sprach sie zum ersten Mal mit ihrem Namen an. »Bertrada, meine Liebe, zeigt mir doch einmal Eure Füße!«
    Dem Abt entfuhr ein indignierter Laut. Graf Charibert hingegen unterdrückte ein Stöhnen. Da hatte er jahrelang die größten Mühen aufgewendet, um Bertradas seltsame Abweichung geheimzuhalten, hatte seiner Frau und Mima eingeschärft, dies niemandem zur Kenntnis zu bringen, und dann erlaubte sich ausgerechnet seine Mutter, es lauthals aller Welt zu verkünden! Sie wird eine von uns werden. Warum nur war er damals dieser

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