Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter
Gesicht des Unsterblichen, und einen Augenblick lang glaubte Cael, so etwas wie Verlegenheit darin zu lesen. Doch dieser Eindruck verflog gleich wieder.
»Wie einige andere Götterkinder hat auch Eurydis nicht nur das Dara kennengelernt«, erklärte er.
»Wollt Ihr damit sagen, dass die Führende dem verderblichen Einfluss des Karu ausgesetzt war?«, fuhr Lana auf. »Das ist Gotteslästerung! Das ist …«
Auf einmal schien der Emaz aufzugehen, wen sie vor sich hatte, und sie schwieg beschämt.
»Am hellsten strahlen die Lichter, die in der Dunkelheit geboren werden«, sagte Nol und sah dabei Nolan und Zejabel an. »Der winzige Anteil, den das Karu noch in Eurydis’ Wesen einnimmt, gibt ihr die nötige Kraft, sich solchen Kämpfen zu stellen. Und nur weil sie die Undinen aufgesucht hat, konnte sie den Anbruch des Zeitalters von Ys vorhersagen.«
»Und der hängt von dem Sieg des Erzfeinds über Sombre ab«, murmelte Yan. »Wenn wir nur mehr darüber wüssten …«
Die Bemerkung richtete sich eindeutig an den Hüter des Dara, der, wie Cael wusste, nie irgendetwas aus eigenem Antrieb preisgab. Wie merkwürdig, dass er sich der Lehrende nannte, wo er doch immer nur wartete, bis man ihm eine Frage stellte! An den angespannten Mienen der anderen erkannte Cael, dass sie alle fürchteten, nicht die richtigen Worte zu finden. Was, wenn ihnen dadurch wichtige Antworten entgingen?
»Ich weiß nicht, wie Ihr den Dämon besiegen könnt«, sagte Nol zur allgemeinen Enttäuschung. »Außerdem bezweifle ich, dass Saats Schwert Euch etwas nützen wird, selbst wenn es aus Gwel gefertigt wurde. Ihr könntet Euch ein ganzes Arsenal solcher Waffen schmieden, ohne dadurch einen nennenswerten Vorteil zu gewinnen.«
»Saat hat dieses Schwert mit einem Zauber belegt«, wandte Keb ein. »Und eine bessere Idee haben wir momentan nicht.«
Cael musterte den Wallatten, der eigentlich nur noch mürrisch dreinblickte, seit sie das Kam verlassen hatten. Hin und wieder seufzte er leise vor sich hin, und als Eryne ihm für die mutige Tat danken wollte, mit der er sie gerettet hatte, hörte er kaum hin. Cael hatte den Eindruck, dass er an Heimweh litt. Vermutlich erinnerten ihn die glücklich vereinten Familien an seine eigene Mutter, sein Königreich und sein Volk. Gewiss fehlte ihm das alles sehr.
»Aber wie könntet Ihr uns dann helfen?«, hakte Amanon nach. »Können wir auf die Unterstützung Eurer Priester und Gläubigen zählen?«
»Leider nicht«, räumte der Hüter des Dara ein. »Ich für meinen Teil habe keine Anhängerschaft, zu der ich Euch schicken könnte. Und viele meiner Verbündeten würden sich weigern, auf so direktem Wege in das Geschehen einzugreifen und damit die Rache des Dämons auf sich zu ziehen. Was Eurydis angeht, so sind die meisten ihrer Emaz bereits den Dolchen der Dunklen Bruderschaft zum Opfer gefallen. In der Heiligen Stadt wurden nahezu alle Tempel niedergebrannt.«
Lana schlug die Hand vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Mehr als alle anderen Erben fühlte sie sich Ith, ihrer Heimatstadt, verbunden. Amanon und Nolan hatten ihren Eltern zwar von dem Angriff der Lorelier auf die Heilige Stadt erzählt, aber sie waren selbst überrascht, dass die Schlacht ein solches Ende genommen hatte. Die Welt, die sie gekannt hatten, gab es nicht mehr. Die Heilige Stadt war geschändet worden.
»Macht Königin Agenor mit Sombre gemeinsame Sache?«
Cael war mit der Frage herausgeplatzt, ohne nachzudenken. Sie zerbrachen sich schon so lange den Kopf darüber. Jetzt konnten sie sich hoffentlich Gewissheit verschaffen.
»Ja«, antwortete Nol. »Sombre hält sich die meiste Zeit in ihrem Palast auf. Er zeigt sich im Übrigen nur noch in Gestalt von Avataren.«
»Diese Hexe!«, empörte sich Reyan. »Nicht, dass ich Bondrian sonderlich sympathisch gefunden hätte, aber seine ganze Familie ermorden und einen Dämon auf den Thron setzen, das geht zu weit! Wie sollen wir unter solchen Umständen jemals nach Lorelia zurückkehren?«
»Und wer steht noch auf seiner Seite?«, fragte Corenn. »Vor wem müssen wir uns in Acht nehmen?«
»Es sind so viele, dass ich gar nicht alle nennen kann. Die meisten von Agenors Ministern haben dem Dämon ebenfalls Treue geschworen. Die wichtigsten seiner sterblichen Verbündeten sind sicher Prinz Aleide von Benelia und Emaz Varcus, der die Dunkle Bruderschaft anführt. Aber hüten solltet Ihr Euch vor allem vor den Dämonen, die zu ihm übergelaufen sind. Noch wagen sie
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