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Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter

Titel: Die Krieger 5 - Das Labyrinth der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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verstecken, kam zu spät: Grigans Adleraugen entging nichts.
    »Was auch geschieht, du kannst dich auf deine Mutter und mich verlassen. Ganz gleich, wer von euch der Erzfeind ist, wir werden euch nicht von der Seite weichen, bis Sombre endgültig aus unserem Leben verschwunden ist. Und ich bin überzeugt, dass wir auch einen Weg finden werden, Erynes Entwicklung zur Göttin aufzuhalten. Doch was du wirklich willst, kannst nur du allein herausfinden.«
    »Ich möchte den Bund mit ihr schließen«, flüsterte Amanon in einem Anflug von Aufrichtigkeit.
    »Gut«, sagte Grigän mit einem kleinen Lächeln. »Mehr wollte ich gar nicht hören. Du weißt selbst, was du zu tun hast.«
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zu Corenn, die ihm lächelnd entgegensah. Seine Mutter war zu weit weg, um ihr Gespräch mit angehört zu haben, aber ganz sicher würden die beiden wie üblich die Köpfe zusammenstecken und die Sache beraten.
    Amanon blickte auf das Heft hinunter, das er immer noch in Händen hielt.
    Er kam sich auf einmal sehr dumm vor. Kurz entschlossen lief er mit großen Schritten den Hügel hinab, auf dem die Pforte erbaut war. Warum sollte nicht auch er die Schönheit der Gärten ein wenig genießen!
    Es dauerte nicht lang, bis er die Familie von Kercyan entdeckte, die zwischen blühenden Sträuchern und seerosenbewachsenen Teichen dahinspazierte. Er wollte schon auf sie zugehen, als er erkannte, dass der junge Mann in ihrer Mitte nicht Nolan war, sondern Kebree.
    Bei diesem Anblick wallte ein solcher Hass in ihm auf, dass er tief durchatmen musste, um sich zu beruhigen. Schließlich hatte sich der wallattische Prinz nur eines einzigen Fehlers schuldig gemacht: Er liebte dieselbe Frau wie Amanon.
    Wenige Dezillen später stand Amanon wieder unter dem Steinbogen und studierte Zeichen, die ihnen womöglich nichts nützen würden. Weder ihnen noch ihren Kindern – ganz gleich, von wem sie waren.
    Grigän schlenderte noch zweimal in der Nähe der Pforte vorbei, sprach seinen Sohn aber nicht mehr an. Amanons harter Gesichtsausdruck machte deutlich, dass ihm nicht nach Reden zumute war.
    Reyan hatte Keb an der Schulter gepackt und ihn ohne viel Federlesens in Richtung seiner Familie geschoben. Offenbar litt er wegen seines Angriffs auf den Wallatten immer noch unter Gewissensbissen, obwohl ihm dieser nichts nachzutragen schien und Erynes Vater nicht mürrischer begegnete als allen anderen Erben. Nur Bowbaqs kleinen Enkeln gelang es hin und wieder, ihm ein Lächeln zu entlocken. Ansonsten gab er sich gleichgültig und hing düsteren Gedanken nach.
    Eryne selbst erkannte ihren einstigen Verehrer kaum wieder. Ihm kam kaum noch ein Scherz über die Lippen, und auch sein beißender Spott war verschwunden. Beschämt stellte sie fest, wie sehr sie es vermisste, von ihm umworben und umschmeichelt zu werden. Sie wusste, dass sie an seinem Gemütszustand nicht unschuldig war, und hätte viel darum gegeben, seine Qualen lindern zu können. Doch was geschehen war, war geschehen. Sie konnte nichts anderes tun, als ihn bei jeder Gelegenheit spüren zu lassen, wie gern sie ihn hatte und dass sie für ihn da war – auch wenn sie achtgeben musste, keine falschen Hoffnungen zu wecken. Sie hatte sich noch keine Gedanken über die Zukunft gemacht; schließlich wusste sie nicht einmal, wie lange sie noch unter den Sterblichen weilen würde! Unter diesen Umständen konnte sie keine Versprechungen machen.
    So schlenderten sie einige Dezillen in verlegenem Schweigen dahin. Die komplizierte Gefühlslage, in der sich Eryne und Keb befanden, die brutale Tat, mit der er ihr das Leben gerettet hatte, und das Unbehagen, das Lana und Reyan in Gegenwart des Sohns ihres einstigen Todfeinds empfanden, drückten auf die Stimmung. Reyan bemühte sich nach Kräften, die kleine Gesellschaft aufzumuntern, doch die Scherze und geistreichen Sprüche, mit denen er seine Bühnenstücke zu spicken pflegte, stießen bei diesem Publikum auf taube Ohren. Nach einer Weile hakte sich Lana bei ihrem Ehemann unter und zog ihn ein Stück weiter. Eryne war ihr dankbar dafür. Sie hatte so viel Zeit mit ihren Freunden verbracht, dass sie Keb mittlerweile recht gut kannte. Er vertraute sich so gut wie nie einem anderen Menschen an, und wenn er es doch einmal wagte, so schien er es später als Zeichen von Schwäche zu empfinden und bitter zu bereuen. Nie und nimmer hätte er ihr im Beisein ihrer Eltern sein Herz geöffnet, und selbst jetzt, da sie allein waren, würde

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