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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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lief ihr über die Tunika, bis sie, noch immer mit heiserer Stimme, entgegnete: »Das war keine Vision. Ich habe schon Visionen gehabt, aber das hier war keine davon.
    Das hier war bloß ein Tagtraum, etwas, das auch jeder andere hätte heraufbeschwören können.«
    »Jeder, dessen Mutter die Bodicea ist und dessen Onkel sich Valerius nennt, jeder, der eine Blutsverwandte Cygfas ist und der in einem Feuer aus Schafgarbe und Eichenzweigen eine Vision heraufbeschwören kann, während der Rest von uns so schwer husten muss, dass wir kaum noch einen Ton herausbekommen und die Tränen uns aus den Augen rinnen. Ja, jeder von denen, auf die all das zutrifft, kann, was du kannst. Nur leider gibt es von diesem speziellen Menschenschlag bloß sehr wenige auf Mona.« Luain mac Calma schenkte Graine ein trauriges Lächeln. »Es tut mir leid. Wir hätten dich nicht derart missbrauchen dürfen. Aber andererseits haben wir unserem Ziel schon so vieles unterordnen müssen, und nun ist einfach nicht der geeignete Zeitpunkt, um das Wohlergehen eines einzelnen Kindes über das von ganz Mona zu stellen. Und du hast recht, es war in der Tat keine Vision, die du da gehabt hast. Und du bist damit auch noch keineswegs genesen. Dein Heilungsprozess hat noch nicht einmal begonnen. Aber du hast uns gegeben, was wir brauchten. Dürfen wir dir dafür unseren Dank aussprechen und uns anschließend mit aller Kraft daran machen, deinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen? Und solltest du nun wütend sein, wozu du wahrlich allen Anlass hättest, möchte ich dich gerne bitten, dass du mir deinen Zorn trotzdem erst später erklärst. Ich will dann versuchen, dir deine Mühen so gut es nur irgend geht zu vergelten. Im Moment jedoch ist unsere Insel in Gefahr, und wir müssen erst einmal alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um sie zu retten.«

XIX
    »Dort drüben in den Bäumen bewegt sich irgendetwas.«
    Corvus, Präfekt der Fünften Gallischen Kavallerieeinheit, zügelte seine rotbraune Stute, bis diese neben Ursus stehen blieb. Allerdings achtete Corvus dabei sorgsam darauf, auf der Windseite von Ursus und dessen Umhang aus schlecht gegerbtem Wolfspelz zu bleiben. Noch immer trug Ursus dieses Fell hartnäckig um die Schultern geschlungen, und wenn es über Ursus vielleicht auch sonst nichts sonderlich Bemerkenswertes zu erwähnen gab, so konnte man in diesen Tagen doch zumindest stets ganz genau sagen, wo dieser sich gerade aufhielt.
    Der Gerechtigkeit halber allerdings sollte erwähnt werden, dass es natürlich schon noch mehr über Corvus’ Dekurio zu berichten gäbe. Beispielsweise war Ursus es gewesen, der den südlicheren der beiden Anleger hatte in Flammen aufgehen lassen, um feindlichen Booten das Anlanden zu erschweren - oder wenigstens hatte er den Befehl dazu gegeben und dafür Sorge getragen, dass dieser auch ordnungsgemäß ausgeführt wurde. Außerdem war es auch allein ihm zu verdanken, dass die Versorgungskette, die die Verpflegung der Männer und Pferde während der vierzehntägigen Bauzeit der Leichter sicherstellte, keinen Einbruch erlitt. Ursus hatte auch die Weitsicht bewiesen, den Lagerplatz des batavischen Flügels der Kavallerie bereits von vornherein ein gutes Stück abseits der anderen Zelte anlegen zu lassen, sodass schon alles vorbereitet war und keine Abänderungen in der Zuweisung der Plätze mehr möglich waren, als schließlich mit dreitägiger Verspätung auch die großen, stämmigen germanischen Reiter endlich zu Corvus’ Truppen stießen. Die Abenddämmerung legte sich bereits über das Land, als die Bataver angeritten kamen, ihre Gesichter noch immer grünlich bleich von Übelkeit und Diarrhö. Vor allem aber strömte von den Fetischen, mit denen diese Männer sich behängt hatten, ein noch üblerer Gestank aus, als selbst Ursus’ Wolfsfell ihn jemals hätte produzieren können, selbst dann nicht, als Ursus das gute Stück gerade frisch erstanden hatte. Somit war es allein dem Zweiten Dekurio zu verdanken, dass die ohnehin bereits von Nebel und feuchter Kälte heimgesuchten Legionare wenigstens nicht auch noch Opfer des unerträglichen Gestanks der Bataver wurden. Und welche Gottheit in dieser Zeit auch immer über Corvus wachen mochte - der Präfekt dankte ihr von ganzem Herzen.
    Aufmerksam ließ er nun den Blick zu jener Stelle hinüberschweifen, zu der auch Ursus starrte, und entgegnete: »Da konnte man doch schon vor Tagesanbruch Bewegung erkennen. Aber es stimmt, diesmal spielen sich die

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