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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich dem Feuer zuwandte. »Sie sind verrückt. Nichts anderes hatte ich erwartet.«
    Felix, Reggie Freeman und einige andere schleppten bereits volle Wassereimer heran. Die Hütte stand in Flammen und war nicht mehr zu retten, aber die umstehenden Behausungen mussten geschützt werden, bevor das Feuer auf sie Übergriff.
    »Konzentriert euch auf die Hütten rechts und links der brennenden!«, rief Jack, während er Emma, Reggies Frau, bereits einen Eimer abnahm. Es gab keinen Brunnen, die Menschen holten sich ihr Wasser direkt aus dem Fluss, aber zum Glück füllten Freiwillige jeden Morgen große Bottiche, aus denen sie Wasser zum Trinken, Waschen und Kochen schöpften. Jack glaubte nicht, dass das Wasser darin reichen würde.
    Er schüttete seinen Eimer über die Wand der Nebenhütte und wich zurück. Die Hitze, die das Feuer verbreitete, raubte ihm den Atem. Meterhoch schlugen die Flammen aus dem brennenden Dach. Funken stiegen in den schwarzen Nachthimmel empor und hingen einen Moment wie Sterne darin, bevor sie erloschen.
    Jack organisierte die Helfer so, dass sie eine Kette bildeten. Die Kräftigsten unter ihnen schickte er mit jeweils zwei Eimern zum Fluss, um die Bottiche wieder aufzufüllen. Reggie und Simon gehörten dazu, aber auch Luca und drei seiner Freunde. Es überraschte ihn, die Elfen auf dem Platz anzutreffen. Sie gingen Menschen sonst aus dem Weg.
    Neben ihm hob Bricius die Arme und bewegte die Lippen. Über das Brüllen des Feuers konnte Jack nicht hören, was er sagte, aber als er einen weiteren Eimer ausschüttete, spürte er auf einmal einen kühlen Lufthauch im Rücken. Er drehte sich um und sah ein filigran wirkendes Netz aus wasserblauen Fäden, das aufstieg und begann, sich um das Feuer zu schließen.
    »Ich beruhige die Flammen«, sagte Bricius. Langsam senkte er die Hände, dirigierte das Netz mit den Bewegungen seiner Finger. »Ich nehme ihnen die Wut. Sie werden bald schlafen.«
    Die Flammen wurden kleiner, das Feuer leiser. Jack ließ den Eimer sinken, beobachtete fasziniert, wie das Netz die Flammen einhüllte - und zerriss.
    Fauchend stieg das Feuer wieder in den Himmel empor. Es kam ihm so vor, als stieße es einen wilden Triumphschrei aus und stürze sich mit noch größerer Wut auf sein Opfer.
    Bricius hob die grünen Augenbrauen. »Es wehrt sich gegen die Magie. Das ist ... ungewöhnlich.«
    Jack hatte keine Zeit, darauf einzugehen. Der Wind trieb die Funken auseinander und wehte sie über die anderen Hütten. »Mehr Wasser!«, schrie er.
    Bis tief in die Nacht kämpften sie gegen die Flammen. Bricius unterstützte sie, wob immer wieder ein Netz der Magie, was ihnen wenigstens ein paar Minuten lang erlaubte, sich auszuruhen, bevor das Feuer es zerriss. Irgendwann tauchten Elfen aus dem Dorf auf, die sich, ohne zu fragen, in die Kette stellten oder die ablösten, die zusammenzubrechen drohten.
    Irgendwann stürzte die brennende Hütte ein. Ein Feuerwerk aus Funken entstand über dem Platz und zwang die Helfer, ihre Rettungsversuche auf andere Gebäude auszudehnen, aber es war der Anfang vom Ende. Das Feuer verzehrte sich selbst. Mit jedem verkohlten Balken wurde es kleiner, bis schließlich nur noch Rauch blieb.
    Jack ließ den Eimer fallen. Seine Arme hingen schwer von seinen Schultern, seine Hände waren voller Blasen. Einige Elfen gingen die Reihen entlang und begaben sich an die Heilung der Helfer. Erleichtert hielt er ihnen seine eigenen Hände hin. Die Salbe, die sie auftrugen, linderte den Schmerz, und ihre Zauber heilten das Fleisch. Er atmete auf und dankte ihnen. Dann ging er zu Felix, der mit einem Elfen neben dem Feuer Wache hielt und darauf achtete, dass es sich nicht wieder entzündete.
    Die ganze Nacht über hatte er sich nicht gefragt, wessen Hütte da abbrannte, aber als er sich jetzt umsah, erkannte er, wem sie gehörte. Besorgt sah er sich um.
    »Alles in Ordnung«, sagte Cedric hinter ihm. »Mir ist nichts passiert.« Er trat neben Jack und spuckte in die Asche. »Mist. Da war ein fast volles Weinfass drin.«
    »Weißt du, wie das Feuer ausgebrochen ist?«
    »Nein.« Cedric schüttelte den Kopf. »Ich war in meiner Hütte, musste kurz ... wohin, und als ich zurückkam, stand sie in Flammen. Nichts fängt auf natürliche Weise so schnell Feuer, Jack, nichts.«
    »Du meinst, jemand hat das Feuer gelegt?«
    »Ich bin mir sicher. Als ich das erkannte, dachte ich, es wäre klüger, zu verschwinden, also warnte ich die anderen und versteckte mich unten am Fluss. In

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