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Die Kristallhexe

Titel: Die Kristallhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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dem Chaos, das hier bestimmt herrschte, wäre es ein Leichtes gewesen, mir ein Messer in den Rücken zu jagen.«
    »Kluge Entscheidung.« Jack drehte sich um, als der Gesang, der die ganze Nacht den Platz erfüllt hatte, endete. Rimmzahns Anhänger verteilten sich, er selbst ging bereits zu seiner Hütte. Sandra folgte ihm.
    »Hey, Rimmzahn!«, rief Cedric so laut, dass Jack zusammenzuckte. »Hattest du Angst, dein Nachthemd zu versauen, oder warum hast du nicht geholfen?«
    Rimmzahn blieb im Türrahmen stehen. »Du wirst das natürlich nicht verstehen, aber ihr hättet das Feuer preisen sollen, anstatt es zu zerstören. Der eine wollte euch von eurem weltlichen Besitz befreien, damit ihr euch eurer seelischen Leere bewusst werdet. Leider habt ihr die Gelegenheit nicht genutzt.«
    »Du mich auch!«, rief Cedric. Rimmzahn schlug die Tür zu.
    »Bricius hat versucht, das Feuer mit Magie zu löschen«, sagte Jack. Er gähnte, bevor er weitersprach. »Aber es hat sich dagegen gewehrt. Glaubst du, der Gesang hatte etwas damit zu tun?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen.« Cedric ging näher an die verkohlten Trümmer heran, als hoffe er, noch etwas Brauchbares darin zu entdecken. »Ich muss mir wohl einen neuen Schlafplatz suchen.«
    »Du kannst bei mir Unterkommen. Meine Hütte ist groß genug.«
    Cedric neigte den Kopf. »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich möchte dich nicht in mein Problem hineinziehen. Wer immer es auf mich abgesehen hat, scheut keinen Kollateralschaden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Jack wollte entgegnen, dass es besser wäre, zu zweit einer Gefahr zu begegnen als allein, aber aus den Augenwinkeln sah er in diesem Moment, dass sich Bricius auf den Weg zurück zu den Höhlen machte. »Warte kurz«, sagte er zu Cedric, dann folgte er dem Iolair.
    »Bricius?«
    Der Elf drehte sich um und blieb stehen. Auch er sah müde aus. Die vielen Zauber hatten ihn erschöpft.
    Jack sah ihn an. Im ersten Tageslicht wirkte seine sonst samtbraune Haut grau. »Glaubst du immer noch, dass es hier kein Problem gibt? Kann man ein Feuer, das in Cedrics Haus ausbricht und sich gegen Magie zu wehren weiß, ebenso mit einem Zufall erklären wie einen toten Jungen?«
    Er war verärgert, und es störte ihn nicht, dass der Elf das merkte.
    Bricius machte einen Schritt auf ihn zu und sah sich um, als wolle er sicherstellen, dass niemand zuhörte. »Nein, das halte ich nicht für einen Zufall.«
    Vögel begannen in den Bäumen rund um den Weg zu singen. Die ersten Strahlen der Sonne erhellten das Laub.
    »Dann wirst du uns helfen?«
    »Nein.«
    Die Antwort stieß ihn vor den Kopf. »Jemand versucht, Cedric umzubringen, und du ...«
    Bricius ließ ihn nicht ausreden. »Ich will eines endlich einmal klarstellen: Es interessiert mich nicht, was in eurer Gemeinschaft passiert, wer gegen wen intrigiert und wer wen umbringen will. Das ist eure Angelegenheit, nicht die unsere. Wenn Cedric stirbt, dann stirbt er. Wenn er diesen Rimmzahn tötet, ist das eben so. Ich bereue es, euch Reinblütige in den Krater geholt zu haben. Ihr strahlt Missgunst aus, und ihr stiftet nichts als Unfrieden.«
    Er hob die Hand, als Jack ihm ins Wort fallen wollte. »Ob eine Hütte bei euch abbrennt oder ihr euch gegenseitig die Kehlen durchschneidet, ist mir egal, aber wenn sich herausstellen sollte, dass dieser Elfenjunge euretwegen gestorben ist, werde ich handeln.«
    Bricius stand nun so dicht vor Jack, dass der seinen klaren, kühlen Atem auf seinem Gesicht fühlen konnte. »An deiner Stelle würde ich hoffen, dass es nicht so weit kommt.«
    Er wandte sich ab, drehte dann aber den Kopf. »Ich werde Deochar bitten, den Tod des Jungen zu untersuchen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe, also sprich mich nicht mehr darauf an.«
    Jack blieb zurück. Verwirrt sah er Bricius nach. Es war ihm klar gewesen, dass die Iolair und die Rein... die Menschen kein gutes Verhältnis hatten, aber dass es sich so verschlechtert hatte, war ihm neu. Wahrscheinlich hatte er zu viel Zeit mit seiner Kampfausbildung verbracht und zu wenig mit der Politik zwischen den beiden Lagern.
    Nicht alle vier Anführer müssen das so sehen , dachte er. Jeder von ihnen denkt für sich selbst, und Bricius' Meinung ist vielleicht nicht die gleiche wie die der anderen.
    Trotzdem war die Vehemenz, mit der Bricius gesprochen hatte, besorgniserregend. Nachdenklich ging Jack auf den Platz zurück.
    »Wird er uns jetzt helfen?«, fragte Cedric.
    Jack schüttelte den Kopf.

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