Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
sie sich – vielleicht – nutzbar zu machen…
    Robina wurde klar, daß sie zu wenig über das Verhalten der Birne wußte, daß sie auf alle Fälle weiteren Kontakt brauchte. „Wir werden sehen“, sagte sie und kroch in die Spirale. Sie hatte die Vermutung, daß sich die Maschine um die Lift- und Türenspiele nicht kümmerte – eine nächste Unzulänglichkeit des Programms, wie sie befriedigt feststellte. Der Roboter wird von Zeit zu Zeit überprüfen, ob irgendwo ein Biofeld vorhanden ist oder nicht. Ist hier oben in der Kuppel keins, aber gleichzeitig eine Unregelmäßigkeit am Sender, kommt er, um zu reparieren.
    Und diese Annahme wollte Robina bestätigt wissen! Sie richtete sich auf eine längere Wartezeit ein, bei eingeschalteter S-Melodie, mit der festen Absicht, sich noch einmal samt der Hackmaschine abtransportieren zu lassen. Dabei kam ihr in den Sinn, daß ihr Risikoverhalten sicher unverantwortlich war und bestimmt gegen diesen und jenen Paragra phen des Reglements verstieß – überhaupt: Reglement, der Begriff kam Robina mittlerweile vor wie einer aus dem Archaikum…
    Konnte es aber nicht leicht passieren, daß sie zum Beispiel während des Transports von dem Ungetüm zerdrückt oder ihr Anzug beschädigt wurde?
    Risiko hin, Risiko her. Niemand konnte ihr raten. Und ich wäre neugierig, ob es jemand besser wüßte.
    Ed hat damals auch nicht lange gefackelt – und hatte eben Pech! Birne und Kuppel rückten aus Robinas Denken…

    Ein herrlicher Spätsommertag, der zweite September… Ich jedoch war verärgert. Schon zum drittenmal während meiner Territorialaktivtage hatte dieser Anschluß unserer Stadt an das Straßenfernleitungsnetz auf der Tagesordnung gestanden, und wieder war es nicht vorangegangen. Freilich, noch fehlte Instandhaltungskapazität für die Fahrautomatik, und eine örtliche Werkstatt war nun mal erforderlich, wenn das Austauschsystem klappen sollte. Sonst müßte man womöglich noch auf ein Fahrzeug warten! Aber sie könnten uns ruhig ein wenig mehr zutrauen. Hätten sie uns die Kapazität zugesprochen, würden wir das andere schon schaffen. Wie ein Küken haben sie mich abblitzen lassen, die erfahrenen Koordinatoren…
    Als Robina jedoch in der Transbahn saß und draußen bei tiefstehender Sonne aus goldenem Ährenmeer die bunten Empfangstürme der Ernteautomaten grüßten, als Kinder wie schon zu Zeiten der Dampfloks winkten, da verflog der Ärger.
    Robina fuhr wieder einmal zum Bruder. Es sollte imposant sein, hatte er gesagt, was sie da vorhatten. Und fünf Tage hatte sie Zeit.
    Nun ja, das Fundament des Zentralturmes zeigte wohl Haarrisse, und Eds Betrieb sollte Auswirkungen verhindern und die mächtigen Seilanker legen.
    Es war ein lustiges, vieldiskutiertes Gebilde, dieses erste Karussellhaus. Heute reißen sich die Menschen darum, in solchen Häusern zu wohnen.
    Na ja, am Anfang kam es mir selbst ulkig vor: Wohnkabinen an begehbaren Kragarmen, über- und nebeneinander, Grünstreifen dazwischen – und das Ganze auch noch drehbar um den Zentralturm. Ed freute sich. Er konnte sich frei machen und erklärte mit Stolz alles seiner kleinen Schwester, wie früher in der EVO.
    Robina sah die Baustelle deutlich vor sich, sie würde sie wohl nie aus dem Gedächtnis löschen können: Dreihundert Meter ragte der Turm in die Höhe, schlank wie ein Grashalm, noch unverkleidet. Mit den Haken ringsum, die die Fassadenteile aufnehmen würden, sah er aus wie ein überdimensionaler Kaktus.
    Die ersten Kragarme in dreißig Meter Höhe verrieten etwas von dem Grandiosen des Bauwerkes. Die frei tragenden Korridore hatten elliptische Fenster. Von fliegenden Kränen aus wurden die ersten Wohntrakte montiert.
    Siebenundzwanzig Etagenringe werde das Haus haben, jeder mit einer Miniparkanlage. Und eine Etagengemeinschaft könne festlegen, wie sich ihr Wohntrakt drehen solle, ob mit oder gegen die Sonne, ein oder mehrmals an einem Tag oder nach einem selbstgewählten Programm oder aber überhaupt nicht, hatte Ed erläutert.
    Wieder strahlte warme Spätsommersonne, kein Wölkchen zu sehen. Im Neubaugebiet lag noch keine Klimaregelung an.
    Robina spürte den Duft reifen Getreides, das hinter dem dünnen Waldschutzstreifen, an dem sie das Fahrzeug abgestellt hatten, in einem leichten Wind wellte.
    Nach einem Regen herrschte klare Sicht. In der Ferne lag die Stadt, daneben ein Berg, unvermittelt erhob er sich aus der Ebene, erste Bunttupfer in seinem Wald, die auf einen frühen Herbst schließen

Weitere Kostenlose Bücher