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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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machen musste, weil niemandem zu trauen war?
    Er ertrug diese biederen, langweiligen, genügsamen Gesichter nicht länger, für die alles leicht, zu leicht war, sprang auf und wandte sich abrupt zum Gehen.

32

    Rom, Anno Domini 1506, im Januar
    Das Geräusch eiliger Schritte drang von der Treppe her in Sangallos Esszimmer. Kurz darauf stand ein Herold des Papstes in der Tür, der an dem grauen Überwurf mit dem gelben Wappen, der Tiara über den gekreuzten Schlüsseln, zu erkennen war.
    »Messèr Giuliano, der Heilige Vater befiehlt, dass Ihr Euch unverzüglich, so schnell Ihr könnt, zum Monte Oppio begebt, zum Weinberg des Felice de Fredi. Man hat dort eine Entdeckung von höchster Wichtigkeit gemacht, die Ihr begutachten sollt.« Dann sah er Michelangelo an. »Und Euch, Messèr, befiehlt seine Heiligkeit dasselbe!« Man sah dem Mann an, dass er froh war, sich einen Weg sparen zu können.
    »Richtet Seiner Heiligkeit aus, dass wir schon unterwegs sind«, entgegnete Sangallo knapp.
    Die beiden Männer verständigten sich kurz mit Blicken, dann verließen sie, gefolgt von der gesamten Tischgesellschaft, den Saal, ließen sich von Sangallos Diener ihre Mäntel reichen und stapften durch einen zähen Brei aus Wasser, Dreck und Kot in Richtung des Forum Romanum. Die nasse Kälte drang ihnen durch die Kleidung und ließ die Temperaturen niedriger erscheinen, als sie tatsächlich waren. Wenigstens regnete es nicht, wenngleich der eisige Wind unangenehm blies. Dann riss die graue Wolkendecke auf, und ein zartes Hellblau kam zum Vorschein, so als hätte es ein Maler mit ganzer Liebe hingetupft und mit einem glänzenden Firnis überzogen. Die Sonne warf ihr wohltuendes Licht über die vielen Geschlechtertürme der römischen Adligen, an denen sie vorbeikamen.
    Von der Neugier getrieben, schritten Michelangelo und Sangallo kräftig aus. Wenn Julius, dem antike Funde gemeldet werden mussten, sie derart dringend zu einem Platz beorderte, stand dort Bedeutendes zu erwarten. Linker Hand erhob sich das Kapitol mit dem wuchtigen Palazzo des Senats, der römischen Stadtregierung, die aber vollkommen von der Kurie abhängig war. Sie schritten bergab. Vor ihnen öffnete sich mit seinen spärlichen Ruinen das Forum Boarium, der alte Fleischmarkt der Römer. Sie wandten sich nach links. Das matte Grün von Gras ragte auf Wiesenrücken aus dem Grau des Matsches. Trotz des Wetters hatten einige Bauern ihre Kühe, Schafe oder Ziegen hierher getrieben, in der Hoffnung, dass sie doch noch genügend Nahrung finden würden. Die Bauern trugen knielange Leinenhosen, die mit dicken Strümpfen zusammenstießen. Die meisten von ihnen waren in derbe Schaffellmäntel gehüllt.
    Nachdem Michelangelo und Sangallo den wuchtigen, quaderförmigen Bogen des Septimus Severus, die Curia Julia und die Basilika Emilia hinter sich gelassen hatten, erhob sich vor ihnen die Säulenreihe des Tempels des Antoninus Pius und der Faustina. In die Cela des Tempels hatte man die Kirche von San Lorenzo di Miranda gezwängt. Michelangelo mochte die Säulenreihe in ihrer korinthischen Sorglosigkeit, die der Kirche vorgelagert war. Sie wählten den Weg, der zwischen San Lorenzo und dem Tempel des Romulus entlangführte. Hinter der Rotunde beherrschte die Kirche Santi Cosma e Damiano das Terrain, die den antiken Bau als Vorhalle benutzte.
    »Man hat sie geschlossen«, rief Sangallo dem Bildhauer zu, der bis jetzt beharrlich geschwiegen hatte.
    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Der Tempel des Romulus war eine Bibliothek. Vielleicht suchen sie nach heidnischen Büchern. Es heißt, der Erzpriester von Sankt Peter habe es veranlasst.«
    Michelangelo schüttelte verwundert den Kopf. »Wie unterschiedlich die beiden Kirchen doch sind, wie verschieden sie mit dem Erbe der Alten umgehen! Während hier links der alte Tempel die Kirche geradezu im Zwinggriff hält, beherrscht rechter Hand die Kirche den alten Bau und erniedrigt ihn zum buckligen Türsteher. Einmal herrscht das Alte über das Neue und dann wieder das Neue über das Alte. Das Leben ist ein höchst unsicherer Patron. Man kann sich auf nichts verlassen.«
    Sangallo schmunzelte. »Und da sage jemand, du hättest keinen Humor!«
    »Ich habe nur Liebe, aber keinen Humor«, erwiderte der Bildhauer.
    Vor ihnen erhoben sich Weinberge. Sie hielten sich rechts, Richtung Kolosseum, schritten dann, die Maxentius-Basilika im Rücken, die wie ein Bär auf der Lauer wirkte, zielstrebig auf die Thermen des Titus und Trajan zu. Neben

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