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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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es, sich mit Blicken zu verständigen, sondern blickten tumb und einfältig zu Boden, wie es ihren Rollen entsprach. Sie kannten sich so gut, dass sie keinen Blickkontakt brauchten, weil sie ihre Instinkte gegenseitig spürten.
    »Darf ich meinen Mann sehen?«, fragte die Junge. Der Zwerg blickte sich um.
    »Heh, Ranuccio, Lust auf deine Alte?«
    Das Narbengesicht trat aus der Tür. Die Anspannung der Männer stieg. Sie wussten, dass alles sehr schnell gehen musste. Ranuccio näherte sich den beiden Frauen mit einem breiten Grinsen, das seine Narbe noch stärker hervortreten ließ. Als er vielleicht noch zehn Fuß entfernt war, bemerkte Ascanio, dass die junge Frau vor ihm fast unmerklich den Kopf schüttelte und ihrem Mann scheinbar Zeichen mit den Augen gab. Als dieser daraufhin grimmig blickend stehen blieb, stieß Ascanio seinen Dolch von hinten in das Herz der Frau. Die ältere der beiden Frauen brach schreiend zusammen. Rasch zog Ascanio den Dolch wieder aus dem Rücken der jungen, warf ihn kurz in die Luft, fing den Schaft mit der blutigen Klinge auf und schleuderte den Dolch gegen Ranuccio. Der versuchte zur Seite auszuweichen, aber die Klinge verletzte ihn noch am Ohr, bevor der Dolch klirrend auf den Steinboden fiel. Ranuccio heulte vor Schmerz auf und griff sich an den Kopf. Im gleichen Moment durchbohrte Baccio den Zwerg mit seinem Rapier. Gustavo und Eugenio erstachen einen zu Hilfe eilenden Spitzbuben und sicherten die Tür, sodass sie niemand von innen schließen konnte. Das Narbengesicht zog seinen Degen.
    »Zahltag«, sagte Gustavo und ging auf den Mann zu, während er im Vorbeigehen Ascanio zuraunte. »Hol du das Mädchen heraus, ich schicke in der Zwischenzeit den Hundsfott zu den Fischen.« Dann griff er Ranuccio an, der sich verbissen verteidigte.
    Ascanio stürmte in die Kirche. Ihm gegenüber vor der Apsis hatte der apokalyptische Christus vor einem tiefblauen Hintergrund weit die Arme geöffnet. Unter ihr, eigentlich unter dem Schutz des Gottessohnes, stand Lucrezia, bedroht von einem Glatzköpfigen, der ihr sein Messer an den Hals hielt. Rechts und links von den beiden hatten sich sechs Spitzbuben mit gezückten Degen unter den Fresken der Heiligen Petrus, Paulus, Cosmas und Damian, Theodor und dem Stifter der Kirche, Papst Felix IV., aufgereiht. Welch merkwürdiger Gegensatz, fuhr es Ascanio durch den Kopf. Neben der Tür hauchte einer, den Baccio bei dem Versuch, die Kirchentür zu schließen, erschlagen hatte, röchelnd sein Leben aus.
    »Keinen Schritt weiter oder die ist tot!«, brüllte der Glatzköpfige.
    »Lass sie laufen, Coltellino«, rief ihm Ascanio zu. »Und dann lass uns kämpfen wie Männer. Es ist Zeit.« Aus seinen Landsknechtstagen kannte er diesen Mann, der sich nicht im Kampf hervorgetan hatte, sondern dann, wenn es ums Plündern, Metzeln und Vergewaltigen ging. »Wenn du ihr nur ein einziges Haar krümmst«, fügte er mit Eiseskälte in der Stimme hinzu, »dann schneide ich dich bei lebendigem Leib in Streifen! Du kannst nicht entkommen!«
    Die Drohung wirkte. Der Glatzköpfige blickte ratlos zu seinen Spießgesellen. Doch dann fasste er wieder Mut. »Die sind viel weniger als wir, greift sie an!«
    Die sechs Männer bewegten sich auf die drei Eindringlinge zu. Coltellino hatte wohl gehofft, durch einen Seitenausgang verschwinden zu können, während die anderen aufs Kämpfen konzentriert waren. Doch er hatte die Rechnung ohne Ascanio gemacht. Eugenio und Baccio beschäftigten mit ihren rasenden Klingen die sechs Angreifer und machten einen nach dem anderen nieder. Ascanio lief zu dem Glatzköpfigen, riss ihn von Lucrezia fort und entwand ihm das Messer. Dann setzte er es an Coltellinos Kehle.
    »Glaub mir, du Schuft«, sagte er ruhig. »Auf diesen Moment warte ich seit dem Tag, an dem du in der kleinen Stadt, die wir eingenommen hatten, den Priester an den Hoden aufgehängt und die beiden Nonnen vergewaltigt hast.«
    Todesangst wässerte den Blick des Mörders. Er schwitzte und stank bestialisch. »Bitte, bitte, ich bereue mein Leben, Ascanio«, stammelte er. Doch der Stahl, der jetzt unbarmherzig in seine Kehle drang, ließ sein Flehen in ein Röcheln übergehen. Dickes, beinahe schwarzes Blut schwappte aus der Wunde. Ascanio trat zurück. Der Oberkörper des Glatzköpfigen sank auf die Knie, aus seinem Hals ragte das Heft des Messers. Der Tote fiel vornüber und blieb in seinem Blut, in seinem Kot und in seinem Urin liegen. Bessere Männer als er selbst, dachte

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