Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)
dem, was ich jetzt zu sagen habe, zu beleidigen. Das Notwendige jetzt nicht zu besprechen wäre abgrundtief falsch, sozusagen ein Abgrund von Falschheit, verwerflich und falsch, ja falsch, also, aus all diesen Gründen es deshalb jetzt nicht zu besprechen, versteht mich nicht falsch, Heiliger Vater. Aber ich stamme von Bauern ab, mein Vater und übrigens auch mein Großvater, die am lieblichen Monte Asdrualdo, wisst und versteht, ebendort, wo Asdrualdo …«
»Bis jetzt verstehe ich gar nichts, mein Sohn. Ist dir nicht gut, Donato?«, fragte der Pontifex schroff und besorgt zugleich. Dabei musterte er den Architekten scharf.
Schritte an der Tür lenkten die Aufmerksamkeit der Anwesenden zum Eingang des Saals. In feierliches Schwarz gekleidet trat Agostino Chigi ein, verneigte sich vor dem Papst, fiel auf die Knie und küsste ihm die Pantoffeln.
»Steh auf, mein Sohn«, sagte er. »Du kommst gerade recht, Unser Sohn Donato scheint ein wenig verrückt geworden zu sein.«
»Irrsinn habe auch ich zu vermelden«, sagte der mächtige Bankier mit unheilvoller Miene. Giacomo spürte, dass irgendetwas schiefgelaufen war.
»Was gibt es, Agostino?«, fragte Julius II. stirnrunzelnd.
»Heiliger Vater, ich habe ein frommes Mädchen adoptiert, Lucrezia, die Tochter der von uns allen geschätzten Imperia. Nun, sie wurde entführt!«
Augenblicklich verfärbte sich das Gesicht des Stellvertreters Christi. »Wer wagt diese Gewalttat unter Unseren Augen?«, rief er voller Empörung.
»Weiß man schon, wer hinter der abscheulichen Tat steckt?«, fragte Giacomo. Chigi wandte sich ihm zu und durchbohrte den Dominikaner mit Blicken, während er antwortete. »Tüchtige Männer konnten das Mädchen befreien, gottlob!«
»Gepriesen sei Gott«, seufzte der Erzpriester heuchlerisch. Er fühlte sich elend. Sein Plan war an der Dummheit der gedungenen Kerle gescheitert. Er hatte am falschen Ende gespart und würde jetzt sehr auf der Hut sein müssen, damit die Intrige nicht auf ihn zurückfiel.
»Du hast die Frage Frà Giacomos nicht beantwortet, lieber Agostino. Weißt du, wer hinter der Entführung steckt?«, hakte der Papst nach.
»Ein Bischof oder ein Kardinal«, antwortete Chigi und sah dabei erneut zu dem Erzpriester hinüber. Dieser hielt dem Blick stand und hatte eine undurchdringliche Miene aufgesetzt. Wie immer, wenn Gefahr drohte, arbeitete Giacomos Gehirn kalt und präzise.
Der Papst hieb so fest mit der Faust auf den Tisch, dass die Gänsefedern aus dem Tintenfass sprangen und Tinte verschüttet wurde. »Das ist unerhört. Schafft das Gesindel in die Engelsburg, damit es peinlich nach den Auftraggebern befragt wird.«
Chigi verzog das Gesicht und erklärte, dass leider alle bei der Befreiung getötet worden seien. Der Dominikaner atmete auf und dankte im Stillen Gott. Er hatte zwar verloren, aber er war nicht verloren. Eine Niederlage in der Schlacht bedeutete längst nicht, dass der Krieg nicht doch noch zu gewinnen war. Am Ende wäre derjenige der Sieger, der den längeren Atem hatte.
»Können Wir etwas für Unsere Tochter tun?«, fragte der Papst.
Chigi kniete nieder und senkte den Kopf. »Heiliger Vater, ich erbitte Euren Schutz für meine Tochter Lucrezia.« An Giacomo gewandt fuhr er fort: »Und auch Eure Protektion, hochverehrte Eminenz.« Der Erzpriester stand da wie zur Salzsäule erstarrt. »Schwört bei Gott, dass Ihr sie immer schützen werdet!«
In Giacomos Ohren klang der letzte Satz wie eine Erpressung. Sie schienen doch etwas in der Hand zu haben – nicht genug, um ihn zu vernichten, ausreichend aber, um ihm zu schaden. Es war nicht klug, das jetzt vor dem Papst auszuloten.
»Also, meinen Schutz soll die tapfere junge Person genießen«, verkündete der Stellvertreter Christi. »Was sagst du, Giacomo?«
»Ich schwöre bei Gott und allem, was mir heilig ist, dass ich sie vor allem Unbill bewahren will und sie von heute bis zu meinem letzten Tag auf Erden unter meinem Schutz steht!«, antwortete Giacomo feierlich.
Chigi lächelte zufrieden.
»Was ist jetzt mit dem Aber? Was wolltest du Uns vorhin mitteilen, Donato? Worüber muss nun gesprochen werden?« Alle schauten den Papst verblüfft an.
»Wir müssen über die Finanzierung sprechen, Heiliger Vater«, hob Bramante an, der nur mühsam den Faden wiederaufnehmen konnte, so erleichtert war er.
Das Gesicht des Papstes wurde zu einem einzigen Fragezeichen. Man konnte ihm ansehen, dass er das verworrene Geschwätz des Architekten mit dessen Antwort
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