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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wissen? In deinem Alter hat es mit der Liebe noch Zeit«, sagte sie streng und ging zurück ins Vestibül. Dort wurde sie schon von Baldassare Peruzzi erwartet, der wie immer bester Stimmung war.
    »Gott zum Gruße, schöne Damen. Man hat mir gesagt, dass ich sie hier antreffe.«
    Imperia begrüßte den Baumeister freundlich, verwies aber darauf, dass Agostino in Geschäften unterwegs sei.
    »Das macht nichts. Messèr Agostino sagte, ich könne mich in allen Fragen, die die Ausstattung des Palazzo betreffen, auch an die Hausherrin wenden.«
    Lucrezia beobachtete, dass die Augen der Mutter aufleuchteten. Verbarg sich hinter der Bezeichnung, die der Bankier verwendet hatte, ein Heiratsantrag? In diesem Augenblick ahnte Lucrezia, wie sehr sich Imperia wünschte, Agostinos rechtmäßige Frau zu werden. »Schau dich ruhig noch ein bisschen um, Lucrezia«, rief die Mutter ihr zu, bevor sie Baldassare in die Loggia folgte. Es ging um die Orte der Fresken.
    Die Neugier trieb Lucrezia die Treppe hinauf. Die Tür zu einem der Zimmer stand offen. Sie trat hinein und betrachtete die Farben und die Bottiche mit Pinseln, die auf dem Boden standen. Die Maler mussten gerade mit den Fresken fertig geworden sein. Ihr Blick fiel auf ein gemaltes goldenes Bett, auf dem eine blonde Frau saß. Sie trug ein durchsichtiges Hemd und nur noch einen Schuh. Ein goldgelbes Tuch bedeckte ihre Scham. Engel entkleideten die Schönheit. Eine schwarze Dienerin, die den Bettpfosten umarmte und den roten Vorhang zurückhielt, schaute mit einem lüsternen Blick auf die junge Frau hinunter. Bei näherem Hinsehen kamen Lucrezia jedoch Zweifel, ob die schwarze Figur wirklich eine Frau und nicht einen Mann darstellen sollte. Es blieb ein Rest von Uneindeutigkeit. Vor dem Bett hielt ein junger Mann der Frau eine Krone hin, als böte er ihr zum Lohn für ihre Unschuld die Herrschaft über ihn an. Die Frau aber schaute den gut aussehenden Mann nicht an. Ihre Miene zeigte weder Freude noch Abscheu, sondern drückte Traurigkeit aus, ein Gefühl des Abschiednehmens. Eine leichte Röte erschien auf Lucrezias Gesicht. Sie fühlte eine Hitze in sich aufsteigen, die aus ihrer Mitte kam. Die Frau würde die Krone bekommen und der Mann ihre Unschuld. Vor aller Augen. Sie spürte, wie sie diese Vorstellung erregte und gleichzeitig abstieß.
    »Gefällt es Euch?« Das Mädchen fühlte sich ertappt und blickte zu Boden. Sie spürte, wie derjenige, der sie angesprochen hatte, sich ihr näherte. Sie nahm allen Mut zusammen und wandte sich um. Vor ihr stand ein schlaksiger Kerl in einem weißen Hemd. Seine Hose hatte die Farbe seiner Augen – ein tiefes Blau. Schwarzes, mädchenhaft gelocktes Haar fiel ihm bis auf die Schulter. Doch die große, fleischige Nase und die Stoppeln um Mund und Kinn verwischten den Eindruck des Femininen. Misstrauen – in diesem Wort bündelten sich die Empfindungen, die sein Anblick in Lucrezia hervorrief. Am meisten verwirrten sie seine Augen, die feucht und leblos wirkten.
    »Erregt es Euch?«, fragte er weiter, den ausdruckslosen Blick auf sie geheftet. »Schaut, sie will ja ihre Unschuld verlieren!« Er zeigte auf die linke Hand der gemalten Schönen, die gerade dabei war, das goldgelbe Tuch wegzuziehen und ihre Scham bloßzulegen. »Alles müssen die Engel bewerkstelligen. Sie schaut den Mann, mit dem sie gleich schlafen wird, nicht einmal an, aber das Entscheidende tut sie selbst.« Er stand nun nah vor Lucrezia. Sie konnte sein Begehren riechen. »Weil sie es will, weil es sie danach verlangt, weil sie der Hitze erliegt, die aus ihrem Innern kommt.«
    Panik erfasste Lucrezia und hinderte sie, daran zu denken. Sie wollte weglaufen, aber sie fühlte sich gebannt, von den ausdruckslosen, toten Augen behext.
    »Du kennst die Wärme. Aber du leidest unter ihr. Lass los. Genieße sie. Sie ist wie eine Mutter, sie nimmt dich auf.« Der Mann ließ sie nicht aus den Augen, und Lucrezia kämpfte mit sich, ob sie seinem Blick entkommen oder folgen wollte. »Weißt du, warum Roxane auf dem Bild nach unten blickt? Weil sie ihm das Gefühl vermittelt, dass er der erste Mann ist. Dabei hält sie doch das größte Geschenk bereit, das ein Mädchen einem Mann machen kann – sie hat Erfahrung. Unter der Maske der Unschuld wird sie ihn verwöhnen und glücklich machen. Der Gegensatz zwischen dem Griff der linken Hand und dem Gesicht verrät dir, dass sie nur die Maske der Unschuld trägt«, flüsterte er heiser. »Liebst du, kleine Roxane? Und willst du

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