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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Chigi, den er hätte fragen können, weilte in Venedig, und sein Onkel Giuliano baute wieder einmal in der Toskana. Im Grunde traute er sich noch nicht einmal nach Hause, weil er Lucrezia nicht beunruhigen wollte. Er musste eine Lösung finden!
    Schweren Herzens begab er sich in die Canonica von Sankt Peter, in der Giacomo Kardinal Catalano wohnte. Er hatte Glück, der Erzpriester von Sankt Peter empfing ihn. Antonio hasste diesen Mann für alles, was er Lucrezia angetan hatte, doch der Kardinal war als Leiter der Fabbrica di San Pietro für die Baustelle mitverantwortlich. Bramante war es seinerzeit gelungen, die Baukommission und mithin den Kardinal aus allen Entscheidungen herauszuhalten. Und nun blieb Antonio nichts anderes übrig, als den Kardinal um Hilfe zu bitten und ihm damit wieder einen Einfluss auf die Leitung und Planung der Bauarbeiten zu ermöglichen. Es war ein großer Fehler, das wusste Antonio. Aber er hatte keine andere Wahl.
    Der Dominikaner reichte ihm die Hand mit dem Ring, die er küsste. Dann wies Giacomo mit unbewegter Miene auf einen mit rotem Samt gepolsterten Lehnstuhl, auf dem sich Antonio niederließ. Der Erzpriester dachte nicht freundlicher über den Architekten als dieser über ihn. Nach einem kurzen Schweigen forderte der Kardinal Antonio auf, frei und ohne Umschweife zu reden.
    Mit knappen Worten skizzierte Antonio die Situation auf der Baustelle. Er erwähnte nicht, dass keine Pläne Bramantes für die Fortsetzung der Bauarbeiten existierten, was in diesem Zusammenhang auch keine Rolle spielte. Die Hände vor der Brust zu einem Dreieck zusammengelegt, hörte der Kardinal zu, ohne ihn zu unterbrechen. Ab und zu erschien ein flüchtiges Lächeln auf dem Gesicht des Erzpriesters, und Antonio wurde schlagartig bewusst, dass er einen weit größeren Fehler beging, als er angenommen hatte.
    »Ich werde sehen, was ich für dich tun kann, aber bevor der Papst zurück ist, sind auch mir die Hände gebunden. Ich bete für dich, mein Sohn«, sagte Giacomo freundlich, was ihm bei der inneren Genugtuung, die er empfand, nicht schwerfiel. Dann schlug er segnend das Kreuz über Antonio und verabschiedete sich. Unverrichteter Dinge verließ dieser den dank seiner Einfalt wohlunterrichteten Kardinal.
    Am Abend ging er Lucrezia aus dem Weg. Als sie sich zu Bett gelegt hatten, stellte er sich schlafend und lag doch die ganze Nacht wach. Gegen Morgen kam ihm der rettende Einfall. Mit aufgesetzter Fröhlichkeit nahm er gemeinsam mit Lucrezia das Frühstück ein und begab sich dann zu Chigis Bankhaus. Dort nahm er eine Anleihe auf seinen Palazzo auf. Damit konnte er zumindest die Arbeiter bezahlen, und es blieb auch für ihn noch etwas Geld übrig. Lange würde es jedoch nicht reichen.
    Wenige Tage darauf stand er mit seiner Frau in dem soeben fertig gewordenen Kinderzimmer. »Dort«, sagte Lucrezia und zeigte auf eine Stelle an der Wand gegenüber dem Fenster, »kommt die Wiege hin. Und die Wände wünsche ich mir hellblau.« Antonio küsste sie. Sie nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Erstaunt und berührt spürte er den Bewegungen seines Kindes nach. Sein beglücktes Lächeln erstarb, als er von der Treppe her schwere, laute Schritte vernahm. Dann standen die Bewaffneten auch schon im Zimmer.
    »Messèr Antonio da Sangallo? Begleitet mich auf die Engelsburg«, sagte einer der vier ungeschlachten Gesellen barsch.
    »Wer hat das befohlen?«
    »Seine Eminenz Kardinal Catalano.«
    Lucrezia schrie auf und presste sich an Antonio. Er löste sich sanft von ihr, küsste sie wortlos und folgte dann den Männern. Er fühlte sich elend, so elend wie noch nie in seinem Leben. Die Frau, die er liebte und die sein Kind trug, hatte er schützen wollen und damit in höchste Gefahr gebracht. Dabei wusste Lucrezia noch nicht einmal, dass ihr Palazzo verpfändet war und sie nur Schulden hatten.
    Lucrezia war außer sich vor Angst und Sorge. Sie lag die ganze Nacht wach und grübelte verzweifelt nach. Doch sosehr sie sich auch den Kopf zerbrach, sie fand sie keinen Anhaltspunkt dafür, was man Antonio vorwerfen konnte. Oh, dieser verfluchte Bau! Alle machten einen großen Bogen darum – Raffael, Baldassare Peruzzi, Giuliano da Sangallo, selbst der neue Papst schien sich der Angelegenheit nicht allzu rasch annehmen zu wollen.
    Nur Antonio tat so, als wäre er für alles und jeden dort verantwortlich und bot sich damit für alles Mögliche als Sündenbock an, dachte Lucrezia, als sie plötzlich ein heftiges

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