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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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ihren Vater verloren? Der Rothaarige beugte sich zu ihm. »Der Schlagfluss. Er lebt, aber er kann nicht sprechen.« Sechs Hauptleute packten den schweren Mann und schleppten ihn zu seinem Zelt. Verwirrt schauten sich die Landsknechte an. Das hatten sie nicht gewollt, denn sie achteten den Söldnerführer. Einer der Hauptleute, ein kühner Mann namens Seidensticker, kletterte nun auf das Podest.
    »Seht euch an, was ihr angerichtet habt! Haut auch eure Hauptleute in Stücke, und dann befehlt eure Seele Gott. Denn der Franzose wird euch die Haut vom Leib schneiden! Wie ist es denn? Mal vertragen sich Kaiser, Papst und Könige, mal führen sie Krieg gegeneinander. Egal was, es kostet immer unser Blut. Ich bin es müde, ich bin es leid, für die großen Herren auf die Fleischbank gelegt zu werden. Wenn ich heil nach Hause komme, war dies mein letzter Feldzug. Und dafür brauche ich Gold, Gold, Gold, um nie wieder kämpfen zu müssen! Und in Rom, wo der Papst von goldenen Tellern speist und auf einem goldenen Abtritt scheißt, gibt es Gold im Überfluss, weil aller Reichtum der Christenheit dorthin fließt!«
    »Frundsberg wird sterben, wir müssen an uns denken!«, brüllte der Rothaarige in die Runde. »Lasst uns nach Rom ziehen und uns das Gold holen!«
    Ascanio saß der Schrecken tief in den Gliedern, und er betete inständig zu Gott, dass der Kaiser oder der Papst zahlen und damit die Katastrophe verhindern würde. Sollte er mitziehen und mitmachen, Handelnder in einem unvorstellbaren Blutbad werden? Das Beste wäre, das Heer zu verlassen. In seiner Vorstellung sah er bereits, wie sich der Zug der ausgehungerten und betrogenen Landsknechte auf die Ewige Stadt zubewegte, in der die einzigen Menschen auf der Welt lebten, die er liebte. Von Bramantes Tod hatte er erfahren. Was aber war mit Lucrezia? Was mit Antonio da Sangallo? Hatte der inzwischen eine Familie? In diesem Augenblick erkannte Ascanio, es war Gottes Wille, dass er sich hier bei diesem Landsknechtshaufen befand. Er hatte nie wirklich daran gezweifelt, sein Entschluss stand fest. Er würde mit nach Rom ziehen, um Lucrezia und Antonio beizustehen. Auch wenn es sein letztes Gefecht werden sollte, er war längst alt genug, um zu sterben. Das Rad der Fortuna drehte sich unaufhörlich weiter und hielt für alle Überraschungen bereit.
    Am anderen Morgen schon setzte sich das Heer in Richtung Süden in Bewegung. Aber niemand zahlte. Wie durch ein Wunder blieb Florenz von dem plündernden Heerhaufen verschont, obwohl die Söldner vor Hunger bereits die Rinde von den Bäumen schnitten und unreife Mandeln aßen.
    Inzwischen führte Charles, der Connétable von Bourbon, die Truppen. Er war zwar Heerführer des französischen Königs, aber heillos mit diesem zerstritten und deshalb zum Kaiser übergelaufen. Aufhalten oder verhindern konnte er nichts, lediglich als erfahrener Kommandeur die Truppen zum Angriff auf Rom führen.
    Ascanio entdeckte die Unsicherheit in den Augen des erfahrenen Generals, der nicht zimperlich war. Wie jeder Hauptmann und jeder Söldner war er nur ein Getriebener. Sie alle befanden sich in einem Sog, dem sich keiner entziehen konnte.
    Sorgfältig wie eine Kurtisane, die einen reichen und mächtigen Kunden zu erobern trachtet, streifte die Campagna das Kleid der Nacht über. So hatte sich Ascanio seine Rückkehr nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen vorgestellt, in einer Gesellschaft, die nichts mehr zu verlieren hatte, deren Feldzug zu einem einzigen Debakel geworden war. Viele waren im Vertrauen auf Frundsberg zum kaiserlichen Heer gestoßen, doch der Söldnerführer lag in Ferrara im Sterben. Fortuna hatte alle taktischen Spielchen vom Tisch gefegt und nur eine Alternative für sie aufgeboten: Gold oder Tod.
    In den allzu rasch herannahenden Morgenstunden sollte der Sturm auf den Borgo vom Süden und Westen erfolgen. Der Connétable verzichtete mit seinen erschöpften Truppen wohlweislich darauf, die hohen aurelanischen Mauern überwinden zu wollen. Die Spanier würden die dem Petersplatz gegenüberliegende Porta Pertusa berennen, während die Deutschen die berühmte Porta Santo Spirito angreifen würden, die vom Borgo den Weg nach Trastevere eröffnete.
    Ascanio gehörte mit seinen beiden Freunden zum Fähnlein des Klaus Seidensticker.
    »Was ist, Bruder?«, fragte ihn Seidensticker. »Angst?«
    »Ich habe lange in der Stadt gelebt.«
    Seidensticker zuckte nur mit den Achseln. »Wenn es Gott gefällt, wird er uns die Stadt

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