Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
doch nicht;
    das macht, er ist gericht’:
    Ein Wörtlein kann ihn fällen.«
    In diesem Augenblick überholte sie der Connétable de Bourbone mit finsterer Miene, um sich an die Spitze des Angriffs zu stellen. Der erfahrene General spürte, dass es jetzt oder niemals gelingen würde, die Stadtmauer zu überwinden. Ascanio hörte, wie er im Vorbeigehen fluchend durch die Zähne presste : »Diables protestantes!« Er beherrschte die Sprache der Männer nicht, die er befehligte, und das bereitete ihm Unbehagen. Der Nebel lichtete sich, und die Arkebusen feuerten.
    »Kommt, als Italiener sollt ihr als Erste dabei sein«, rief Seidensticker, und Ascanio, Eugenio und Baccio folgten ihm. Sie liefen an den Männern mit den langen Sturmleitern vorbei, stiegen über Verletzte, Sterbende und Tote, die von Kugeln oder Pfeilen getroffen worden waren und deren Schreie im Gesang untergingen. Kaum in der ersten Reihe angekommen, entdeckten sie zwischen dem Fahnenträger und dem blonden Jungen ihren Feldherrn, der plötzlich zusammensackte. Der Fahnenträger hielt an. Das war für den Heerhaufen das Signal, stehen zu bleiben.
    Mit seinen beiden Freunden und Hauptmann Seidensticker eilte Ascanio zu dem General, der in seinem Blut lag.
    » Mon Dieu , eine Kugel hat mir die Hüfte durchschlagen. Deckt mich ab. Der Feind darf nicht merken, dass ich verrecke!«
    Seidensticker riss seinen gelben Mantel vom Lederpanzer und breitete ihn fast liebevoll über den Franzosen, der einst bei seinem König in Ungnade gefallen war, weil er sich geweigert hatte, des Königs Mutter zu heiraten. Was für eine schmutzige Geschichte, dachte Ascanio.
    »Eugenio und Baccio tragen den Kommandanten zum Feldscher«, befahl Seidensticker.
    »Tut mir das nicht an, ich brauche meine Freunde in der Stadt!«, rief Ascanio.
    »Teufel auch, weil Ihr es seid, Ascanio.« Der Hauptmann bestimmte zwei andere Söldner.
    Auf der Mauerkrone war unterdessen Jubel ausgebrochen. Die Verteidiger der Stadt hatten offensichtlich bemerkt, dass der General Karls V. gefallen war. Aber sie mochten jubeln und sich gerettet wähnen – Seidensticker hatte sein Schwert erhoben und auch der blonde Junge. Sie marschierten los. Die Fahne setzte sich wieder in Bewegung als Zeichen für alle, dass es weiterging. Der hohle Klang der Holzleitern, die gegen das Mauerwerk stießen, eröffnete das Kampfgeschrei der Männer, die jetzt behände über die Sprossen nach oben kletterten. Es gelang den Verteidigern, zwei Sturmleitern zurückzustoßen. Das Triumphgeheul von oben löste als Echo jedoch nur noch wütenderes Sturmgeschrei aus.
    Ascanio kletterte hinter Seidensticker die Sturmleiter hinauf. Der Hauptmann erreichte die Zinne und durchbohrte mit seinem langen Schwert einen päpstlichen Soldaten, der ihn mit seinem Spieß erstechen wollte. Im selben Moment stand Seidensticker auf der Mauer. Ascanio sah, wie der große Deutsche mit seinem mächtigen Kampfschwert Ernte hielt. Wie der leibhaftige Sensenmann spaltete er Schädel, schlug er Köpfe ab, erstach diesen, während er im nächsten Augenblick jenem das Schlüsselbein durchschlug. Der große Mann tanzte förmlich mit dem Schwert. Ein tanzender Tod, dachte Ascanio, während auch er sein Schwert schwang und ebenso wie die anderen jeden tötete, der ihm in den Weg trat. Zu Füßen der Kämpfer bildeten sich schmutzige rote Pfützen. Es war, als würde es Blut regnen.
    »Die Spanier!«, rief ihm Eugenio atemlos zu. Jetzt sah er sie auch. Sie hatten offensichtlich die Porta Portusa genommen. Zwischen ihnen und der Petersbasilika stand nur noch ein Trupp der Schweizergarde, der sich tapfer zur Wehr setzte. Später sollte Ascanio erfahren, dass die Spanier durch eine Werkstatt in die Stadt eingedrungen waren, die ein Handwerker unweit der Porta Torrione in die Verteidigungsmauer gebaut hatte. Als die Spanier in das Haus kamen, entdeckten sie ein Fenster, das eher schlecht als recht mit ein paar Latten vernagelt war. Sie rissen die Bretter ab, dann schlüpften sie durch das Loch in der Mauer und befanden sich gleich im Borgo, genauer im Garten des Kardinals Cesi.
    »Richtet die Feldschlangen gegen das Hauptquartier des Teufels!«, rief Seidensticker seinen Leuten zu, nachdem die Deutschen die Päpstlichen von der Mauerkrone vertrieben hatten. In diesem Moment stürmten drei Söldner der Schweizergarde auf den Wehrgang. Ein wilder Kerl hieb auf den blonden Jungen ein und spaltete ihm den Kopf. Das Gold seiner Haare färbte sich rot. Ascanio sah

Weitere Kostenlose Bücher