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Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kuppel des Himmels: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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noch den Schmerz in Seidenstickers Augen, dann musste er sich selbst seiner Haut wehren. Niemanden fürchteten die Landsknechte mehr als die Schweizer. Der Hauptmann drängte den Angreifer zurück, während Ascanio kurz in die Augen seines Gegners schaute. Ein junger Kerl, der hier war, weil es Matthäus Kardinal Schiner so gewollt hatte. Und deshalb würde er auch hier sterben. Mit einer Parade schlug Ascanio das Schwert des Gegners nach links, fasste blitzschnell um, sodass der Knauf nun zu seinem Herzen zeigte, und stieß ihm den Stahl in den Hals. Die Waffe zurückziehen und erheben war eins, dann sauste sie schon auf jenen Schweizer nieder, der Seidensticker in Bedrängnis gebracht hatte. Der Hauptmann nickte ihm kurz dankbar zu, dann brüllte er. »So, und jetzt feuert die Feldschlangen ab!«
    Die Kanonenkugel schlug kurz vor dem Tegurium ein, der Schutzhütte, die noch Donato Bramante über der letzten Ruhestätte des Apostelfürsten hatte errichten lassen. Der Papst, der seit dem Vorabend eine Etage tiefer in der Krypta unablässig betete, fuhr erschrocken zusammen, verharrte unschlüssig einen Moment, um dann sein Gebet noch inbrünstiger fortzusetzen. Hinter ihm kniete Giacomo Catalano, der verächtlich auf Clemens VII. starrte. Er hätte besser beizeiten gehandelt, als sich jetzt in Fürbitten zu ergehen, dachte der Erzpriester böse. Der Dominikaner vertraute auf Gottes Beistand, aber er hatte in seinem Leben auch die tiefere Weisheit des Satzes »Hilf dir selbst, so hilft dir Gott« verstanden. Man musste dem Herrn zuarbeiten, ihm einen Anlass zum Eingreifen geben.
    Giacomo hasste die Medici, die sich auch dann noch als Kinder des Glücks fühlten, wenn sie das Pech tüchtig einseifte. Er hasste sie, weil sie der Kirche in seinen Augen nur geschadet hatten. Den Anfang gemacht hatte der Magnifico. Lorenzo de Medici hatte die Fedeli d’Amore unterstützt und sein Sohn Giovanni als Papst Leo X. in seiner Prunksucht das Vermögen der Kirche verschleudert. Der Neubau von Sankt Peter kam nicht voran, und die ruinierte alte Basilika zerfiel zusehends. Raffael hatte auch aus Geldmangel nur Pläne, aber wenig Bautätigkeit produziert. Hier und da wurde an den Bögen der Vierung gewerkelt oder eine Stützmauer für die Kuppelpfeiler errichtet, aber seit Bramantes Tod fehlte das vorwärtstreibende Genie. Raffael hatte sich in zu vielen Aufträgen erschöpft, bevor er vor sieben Jahren entkräftet noch jung an Jahren überraschend verstorben war. Und auch Bramantes Schüler Antonio da Sangallo waren keine nennenswerten Fortschritte geglückt. All das war kein Zufall, denn so, wie die Kirche verkam, brach auch die Christenheit auseinander. Leo X. war nicht der Mann gewesen, dem Erzketzer Luther zu wehren.
    Lorenzos Neffe Giulio nun, der jetzt vor ihm Gott um Rettung anflehte, hatte nicht wie sein Cousin durch seine Verschwendungssucht Ungemach hervorgerufen, sondern im Gegenteil durch seinen exzessiven Geiz die Tore der Hölle geöffnet. Wohin man bei den Medici auch sah, entdeckte man nichts als Todsünden. Lorenzo hatte der superbia , dem Hochmut, der Eitelkeit, dem Stolz und der Selbstüberhebung, gefrönt, in Giovanni wetteiferten luxuria , die Ausschweifung, mit gula , der Völlerei und Maßlosigkeit, während Giulio ganz als Galan der avaritia , der Habgier und des Geizes, auftrat. Nein, Giacomo hasste die Medici, diese mächtig gewordenen Apotheker aus Florenz, aus tiefstem Herzen.
    Plötzlich vernahm er schnelle Schritte, so als ob jemand die Treppe hinunterliefe. Er wandte sich um. War es so weit, würden jetzt die Landsknechtshorden ins Allerheiligste einfallen, plündern und morden und freveln, wie man es von den lutherischen Ketzern nicht anders erwarten konnte? Der Hauptmann der Schweizergarde, Herkules Göldli, stand in der Krypta.
    »Heiliger Vater«, rief er gehetzt. Der Papst sah sich ärgerlich um. Man sah ihm an, dass er sich im Gebet gestört fühlte.
    »Es ist alles verloren! Der Feind steht im Borgo. In wenigen Minuten wird er die Peterskirche erstürmen. Kommt, wir müssen uns in die Engelsburg zurückziehen. Beeilt Euch, Heiliger Vater. Hier ist keine Rettung mehr!«
    »Wir haben Unser Leben in Gottes Hand gegeben«, antwortete Clemens VII. mild. Giacomo ertrug diesen Mann nicht länger, der, vor eine Alternative gestellt, sich immer für das Falsche entschied. Er konnte nicht anders, als den Papst anzuherrschen.
    »Eure Heiligkeit, wenn die Ketzer erst hier sind, habt Ihr Euer Leben nicht

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