Die Lanze Gottes (German Edition)
und schaute verträumt durch ihn hindurch.
»Was ist mit dir Adela?«, fragte er.
Sie setzte sich aufrecht hin. »Es ist etwas geschehen, Janus. Ich habe mit Konstanze gesprochen.«
»Mit Konstanze? Was ist los? Ist ihr nicht wohl?«
»Konstanze geht es gut und mir auch. Konstanze hat gesagt, unserem Kind geht es ebenfalls gut.«
Janus blickte sie aus großen Augen an. »Willst du damit sagen …?«
»Ja, du wirst Vater!«
Eine Welle des Glücks erfasste Janus. Er nahm seine Gemahlin in die Arme. »Adela, meine Adela!«
Im Mai des Jahres 1072 bekam Janus Nachricht von Hermann. Der König hatte Otto von Northeim wieder freigelassen. Notgar kannte den Grafen von Northeim, da er als Söldner einst in dessen Diensten stand. Janus beriet sich oft mit ihm und Notgar war der Ansicht, Otto würde sich niemals damit zufriedengeben, das Herzogtum Bayern verloren zu haben, denn das hatte König Heinrich Welf dem IV. übertragen. Janus wusste, dass die Unzufriedenheit in Sachsen nach wie vor groß war. Manchmal ritt er über die sächsische Grenze und versuchte sich selbst ein Bild der Lage zu machen. Der Graf von Northeim verstand es geschickt, seine persönlichen Interessen mit der großen sächsischen Sache, an die die Fürsten glaubten, zu verknüpfen, das wurde Janus immer klarer. Auf einem seiner Ritte durch das südliche Sachsen brachte Janus schließlich in Erfahrung, der Northeimer habe sich bei einem
Treffen der sächsischen Fürsten in Hötensleben erneut an deren Spitze gesetzt. In Sachsen brodelte es und wieder einmal standen die Zeichen auf Krieg.
Der Sommer verlief noch ruhig und dann machte Adela ihm schließlich das schönste Geschenk, welches eine Frau ihrem Gemahl machen kann: Sie schenkte ihm einen Sohn und sie gaben ihm den Namen Ruger.
XXIX
Notgar wartete auf seinem Pferd unterhalb der Brücke der Harzburg, die den westlichen mit dem östlichen Teil der Festung verband. Er wartete auf einen Mann. Niemand im Reich durfte etwas von seinem Auftrag erfahren, das hatte Hermann von Gleiberg ihm immer wieder ans Herz gelegt.
Er saß von seinem Zelter ab, führte ihn den kleinen Abhang hinab zum Burggraben und setzte sich ans Ufer. Notgar starrte auf die Wasseroberfläche, in der sich das Mondlicht spiegelte. Plötzlich vernahm er das Geräusch von Pferdehufen. Reflexartig sprang er auf und legte die Hand an das Heft seines Schwertes.
Aus der Dunkelheit kam ein Reiter auf ihn zu. Notgar erkannte ihn sofort und merkte, wie sich seine Muskeln entspannten. Der Mann stieg vom Pferd und ging langsam auf ihn zu.
»Es ist lange her, Notgar«, sagte er und nickte ihm zu.
Es fühlte sich für den Söldner seltsam an, den Mann nach so langer Zeit wieder zu sehen, wie eine Mischung aus Bewunderung, Freude und Respekt. Er verbeugte sich vor dem Ritter. »Ja, über zehn Jahre, Otto von Northeim.«
Der sächsische Fürst lachte plötzlich und schloss ihn in die Arme, dann ließ er ihn los und zwinkerte ihm zu. »Wie ich sehe, hast du dein Haar gänzlich verloren.«
»Mein Haar vielleicht, meinen Verstand jedoch nicht«, erwiderte er mit einem Blick auf die lange graue Haarpracht seines ehemaligen Dienstherren.
Otto verzog sein Gesicht und Notgar wusste, dass ihm seine offenen Worte missfielen, doch gleichzeitig schätzte der mächtige Sachse genau das an ihm. Er kannte ihn lange genug und wusste, dass Notgar immer gleich zur Sache kam.
»Ich hörte außerdem, du hattest ein bewegtes Leben in den letzten Jahren und kämpftest sogar in der Schlacht von Hastings.«
Notgar schwieg. Er bildete sich nicht besonders viel auf das jahrelange Töten ein.
»Ein guter Kämpfer warst du ja immer schon«, grinste der Sachse.
»Es reicht, um zu überleben«, antwortete er.
Otto setzte sich an den Burggraben und Notgar tat es ihm gleich.
Der Northeimer blickte ihn an. »Wir beide haben manche Schlacht gemeinsam geschlagen. Als mich allerdings die Kunde erreichte, dass du beim Grafen von Gleiberg in Diensten stehst, konnte ich es zunächst gar nicht glauben. Auch du bist Sachse! Hermann von Gleiberg ist ein Verräter! Er dient dem König, so treu wie mein erbärmlicher Schwiegersohn, Konrad von Werl!«
Notgar schwieg und dachte an die gemeinsamen Jahre mit Otto zurück. Otto hatte vor einigen Jahren den Oberbefehl gegen die Ungarn erhalten und Notgar treu an seiner Seite gekämpft. Zusammen verjagten sie König Salomon und schützten das Reich. Als Otto in der darauf folgenden Zeit oft in diplomatischer Mission
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