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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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jedoch, freilich ohne ihm etwas nachweisen zu können, dass sein eigentliches Metier die Finanzierung von Verbrechen war. Nicht direkt natürlich. Projekte wurden auf Herz und Nieren geprüft, Vorschläge bewertet, Bedingungen ausgehandelt, aber das alles geschah in einiger Entfernung von ihm. Und seine Zusicherung wurde nie schriftlich erteilt, oft noch nicht einmal mündlich, sondern lediglich in Form eines Nickens. Falls etwas schief lief, war Wally außen vor, konnte die Früchte seiner Investments genießen und gefiel sich in der Hochachtung und des Beifalls seiner Mitbürger, denen er als fairer Arbeitgeber, freigiebiger Wohltäter und liebender Vater erschien.
    Das Letzte zumindest entsprach der Wahrheit. Er hatte einen Sohn und Erben. Wahrscheinlich hatte er nie mehr gewollt, denn anders als beim üblichen Lauf der Dinge, bei dem die frisch gebackene Mutter unter dem Druck der neuen Pflichten und der Verantwortung eine Abneigung gegen Sex entwickelte, war es Wally, der nach Liams Geburt das eheliche Bett räumte. Seine Gattin, eine stille, eher introvertierte junge Frau, beschwerte sich nie, noch kommentierte sie diesen Zustand, erst fünf Jahre später, als auch ihr etwas verspätet ein Windhauch der Frauenbewegung um die Nase wehte, die in den Achtzigern durch die Straßen Mid-Yorkshires gefegt war, erschien sie eines Nachts im Schlafzimmer des Ehemanns, um auf ihre Rechte zu pochen, und musste dabei feststellen, dass ihr Platz bereits besetzt war. Von einem muskulösen jungen Mann.
    Bei Scheidungsgeschichten neigen die Richter im Allgemeinen dazu, der Mutter das Sorgerecht zuzusprechen. In Fällen wie diesem hätte es weit mehr als eine Neigung sein dürfen, es schien fast unvermeidlich.
    Doch Wally wandte sich an Chichevache, Bycorne und Belchamber, die sich darauf spezialisiert hatten, das Unvermeidbare vermeidbar zu machen. Und so war Liam unter der alleinigen Obhut seines Vaters aufgewachsen.
    Dennoch hatte er sich keineswegs so entwickelt, wie sich sein Vater das gewünscht hätte.
    Er war laut, verlogen, flegelhaft und machte keinerlei Anstalten, den Respekt der Bürger zu erwerben oder irgendeiner anderen Person. Er schien es als seine ihm auferlegte Bürde anzusehen, den Reichtum seines Vaters zu seinem eigenen Vergnügen zu verschleudern, ohne Rücksicht auf das Wohl und die Rechte anderer. Und sein Vater, auf diesem Auge anscheinend blind, tat nichts, um ihm diesen Glauben zu nehmen. Sechs Monate zuvor hatte er zu seinem achtzehnten Geburtstag einen kanariengelben Lamborghini Diablo geschenkt bekommen, mit dem er sich bereits neun Punkte durch Geschwindigkeitsüberschreitung erarbeitet hatte. Manche munkelten sogar, ohne Wallys Ansehen in der Gemeinde und ohne seine enge Freundschaft zu mehreren Mitgliedern der Richterschaft wäre Liam der Führerschein längst entzogen worden.
    Nun, das mussten sie eben mit sich selbst und ihrem Gewissen ausmachen, dachte Pascoe, als er zum Linfordschen Anwesen unterwegs war. Mehr noch aber interessierte ihn die Tatsache, dass Liam sein Gefährt durch einen grinsenden schwarzen Totenschädel zu verschönern gedacht hatte, den er sich auf die Motorhaube lackieren ließ.
    In der Anfahrt zu Linfords Haus stand ein Wagen, aber es war ein Porsche, kein Lamborghini. Wally Linford kam selbst an die Tür und geleitete ihn höflich nach drinnen. Liam saß in der Lounge und genoss einen Drink im Beisein seines Freundes Duncan Robinson, Robbo genannt, ebenfalls ein junger Mann, dessen Eltern mehr Geld als sonst etwas besaßen. Pascoe erkundigte sich nach dem Lamborghini. Ach ja, erwiderte Liam, er habe ihn diesen Abend gefahren. Er sei im Trampus Club gewesen, habe dort einige Freunde getroffen, getanzt und ein wenig getrunken, nur einige Drinks, doch als er gehen wollte, habe er bemerkt, dass es vielleicht zu viel sei, weshalb er sich als guter Bürger von seinem alten Kumpel Robbo nach Hause habe kutschieren lassen. Prüfen Sie es doch nach, der Diablo müsse noch auf dem Parkplatz des Trampus stehen.
    Pascoe tätigte einen Anruf. Sie saßen herum und warteten. Der Anruf kam. Der Wagen sei nicht da.
    Schock! Horror! Er müsse gestohlen worden sein, erklärte Liam.
    Und ich bin die Maikönigin, sagte Pascoe und verhaftete ihn. Der Alkohol- und Kokstest ergab ein positives Ergebnis, und falls nachgewiesen werden konnte, dass er im Wagen saß, würde er für lange, lange Zeit einrücken.
    Doch das erwies sich als schwierig. Robbo bestätigte nachdrücklich Liams Geschichte,

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