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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Magin
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hatten.
    Dass MacGinnis nichts verriet, musste bedeuten, dass Hutter einen wichtigen Auftrag ausführte, und das wiederum war von Interesse für alle. Neal begriff vieles nicht, was ihr Chef tat, aber letztendlich hatte sich bislang immer allesals vernünftige Entscheidung herausgestellt. Also fragte er nicht weiter nach.
    Es herrschte eine seltsam gedrückte Stimmung.
    Der Nordengländer kam zu Neal. »Ich habe MacGinnis auch schon gefragt, und er meinte, es ginge mich nichts an.« Eigentlich war der Nordengländer gar nicht so schlimm. Neal nahm sich vor, ihn bei passender Gelegenheit nach seinem Namen zu fragen. Jetzt aber musste er erst einmal sein Side-Scan-Sonar warten und auf einen neuen Einsatz vorbereiten.
    Also widmete Neal sich seinen Geräten. Er blickte mehrere Male heimlich zu MacGinnis hinüber.
    Der Chef sprach wie immer am Telefon. Redete er mit Hutter?
    Vielleicht ist Hutter in Mönchengladbach beim UKSC(G), überlegte Neal, dem Headquarter des britischen Unterstützungskommandos in Deutschland, einem der beiden Hauptquartiere der Britischen Streitkräfte hier. Dann spielte er doch eine größere Rolle in all dem, war vielleicht sogar der Stellvertreter von Reginald MacGinnis.
    Sollte die gefundene Anomalie eine Niete sein, musste Neal in einem Gittermuster den See durchkreuzen. Wenn man es auf möglichst hohe Auflösung einstellte, wies das Side-Scan-Sonargerät eine Bandbreite von fünf Metern auf, das heißt, dass es – bis auf den Grund, der sich unmittelbar unter ihm befand und der deshalb nicht erfasst werden konnte – jeweils fünf Meter rechts und links zur Fahrtrichtung abtastete und wiedergab.
    Das Gerät sandte einen Schallimpuls in einem stumpfen Winkel als Streuimpuls zur Seite und maß die Zeit, die es dauerte, bis der Ton reflektiert wieder zum Gerät gelangte. Diese Entfernung, die das akustische Signal zurücklegte, druckte ein softwaregestütztes Ausgabegerät als Grafik aus, es konnte also auch im trüben Wasser sehen, teilweise sogarin den Schlamm hinein. Ragt etwa ein Fels aus dem Schlamm, dann liegt er näher am Schallimpulsgeber als der Boden, der sich vielleicht fünfzig Zentimeter darunter befindet. So entsteht ein Relief des Untergrundes, das in eine Art Schwarzweißfotografie des Seebodens umgerechnet wird.
    Je gebündelter der Impuls, desto präziser das Abbild. Das Gerät arbeitete mit einem Frequenzspektrum von hundert bis fünfhundert Kilohertz, die höhere Frequenz brachte eine verbesserte Auflösung bei verringerter Reichweite. Neal hatte das Instrument nun auf fünfhundert Kilohertz eingestellt. Er war Optimist.
    Neal spitzte die Ohren, aber er verstand nicht, was sein Chef sagte. Eine der unangenehmeren Charaktereigenschaften von MacGinnis war, dass er zwar fest und bestimmt redete, aber häufig so leise, dass man ihn nur verstand, wenn alle still waren und man direkt neben ihm stand.
    Bevor Neal das Besprechungszimmer verließ, um seine stundenlange Kreuzerei auf dem See zu beginnen, gab er sich nochmals einen Ruck, und beugte sich zu dem Chef hinunter: »War es jetzt die Halifax, oder muss ich weitersuchen?«
    MacGinnis blickte zu ihm auf.
    »Ich fertige dann nämlich einen Feinscan des Ziels an, um die Bergung vorzubereiten, damit wir alle wichtigen Details kennen.«
    MacGinnis sah ihn weiter interessiert an.
    »Oder eben einen Grobscan, falls das Ziel D wieder nicht die Halifax ist und wir weitersuchen müssen.«
    »Gehen Sie einmal davon aus, dass ich Sie informiert hätte.«
    »Es ist also nicht die Halifax?«
    MacGinnis blickte wieder in seine Akten und ignorierte ihn. Also beschloss Neal, mit nur geringer Auflösung den Seeboden systematisch zu erfassen. Er hatte schon den ganzengestrigen Tag unnötig untätig verbracht, weil er auf Joes Rückkehr gewartet hatte. Jetzt wollte er die Zeit sinnvoller nutzen.
    »Bitte entschuldigen Sie meine Aufdringlichkeit, Sir«, versuchte er es hartnäckig weiter. »Morgen Abend, spätestens übermorgen sind meine Sonardaten so weit ausgewertet, dass ich alle relevanten Ziele überprüft und die besten festgelegt habe. Hutter ist unser einziger Taucher. Wird er dann zur Verfügung stehen?«
    »Ich habe alles unter Kontrolle«, versicherte ihm MacGinnis. »Kümmern Sie sich nicht darum!«
    Neal zuckte mit den Achseln und ging aus dem Raum.
    Mit einem hilflosen Lächeln sah der Nordengländer ihm nach, bis Neal endgültig den Raum verlassen hatte. Dann widmete er sich erneut seiner Simulation des Ausbruchs, die die Zahl

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