Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
kannst du sie wohl auch kaum fragen, wo sie steckt. Zu schade.« Er stand auf. »Lass uns einen Happen essen, während ich nachdenke.«
Sie bereiteten ein Abendessen zu. Inch kümmerte sich um die Zubereitung des Essens, während Sider den Tisch mit Tellern und Besteck eindeckte. Zu seiner Überraschung entdeckte er, dass sein Gastgeber über eine beeindruckende Sammlung von Porzellangeschirr und Gläsern verfügte, die er fein säuberlich in Regalen verwahrte. Das hätte er von Inch nicht erwartet, aber er hatte schon immer vermutet, dass an dem Hünen mehr dran war, als es den Anschein hatte.
Sie aßen und spülten das Essen mit einigen Gläsern Bier herunter. Sider wurde müde und wechselte von Bier zu Wasser. Deladion Inch lachte, als er das sah. Er meinte, Alkohol sei seinem Gast wohl ebenso wenig zuträglich wie gesunder Menschenverstand.
»Dieser Troll, der den Jungen freibekommen hat, macht mich schon neugierig«, meinte der Hüne, nachdem sie ihre leeren Teller zurückgeschoben hatten. »Wie hat er das denn geschafft?«
Sider zuckte mit den Schultern. »Dem Jüngling zufolge kam er im Zuge eines Austausches der ältesten Söhne zweier Stammesfürsten zu Taureq. Sein Vater hatte ihn im Tausch gegen Taureqs ältesten Sohn zu den Drouj geschickt. Eine Art Pakt, um ihre Allianz zu bekräftigen.«
Deladion Inch lachte. »Das ist ja mal was ganz Neues. Normalerweise geht Taureq keine Allianzen ein, sondern zerschmettert seine Feinde einfach. Mit welchem Trollstamm soll er denn diese Allianz eingegangen sein?«
»Mit dem der Karriak.«
»Die Karriak?«, wiederholte Inch gedehnt. »Du musst dich verhört haben.«
»Vielleicht. Ich habe die Geschichte schließlich nur einmal gehört.«
»Ich frage deshalb nach, weil die Drouj die Karriak vor einigen Jahren ausgelöscht haben. Sie haben sie ausradiert, bis zum letzten Gecko… dafür haben Taureq und seine Söhne gesorgt. Ich erinnere mich, dass ich davon gehört habe. Es war eine ziemlich üble Sache.«
Sider starrte ihn an, und erste Zweifel regten sich in ihm. »Vielleicht habe ich mich ja verhört. Möglicherweise war es doch ein anderer Stamm? Ich glaube, Taureq und der Maturen des anderen Stammes waren verwandt. Oder der eine Stamm hat sich früher einmal von dem anderen abgespalten.«
Deladion Inch musterte ihn eine Weile stumm und zog nachdenklich die Stirn in Falten. »Wie heißt dieser Troll, Sider?«
Der Graue hatte plötzlich eine Eingebung, und er ahnte, was ihn erwartete, aber jetzt konnte er nichts mehr unternehmen. »Arik Sarn.«
Der Hüne nickte langsam. »Sehr interessant. Du solltest etwas wissen, Sider. Taureq Siq hat zwei Söhne. Der jüngere ist ein hinterhältiges, blutrünstiges kleines Miststück namens Grosha. Der ältere, intelligentere und gefährlichere von beiden heißt Arik.«
Die beiden Männer starrten einander lange stumm an und überlegten, was das für Konsequenzen hatte. »Arik Siq«, sagte Sider leise. »Und wir haben ihn mit ins Tal genommen. Und ihn in die Heimstadt der Elfen gebracht.«
Deladion Inch nickte. »Der Fuchs im Hühnerstall. Das klingt ganz nach Arik. Ich kenne sie alle, die ganze miserable Sippe. Grosha hält sich Skaithhunde als Spielgefährten. Mehr als einmal wollte er mich an sie verfüttern. Er hätte es wohl auch getan, nur so zum Spaß, aber ich hatte mein Baby dabei, meine Flechette, und habe ihn gewarnt, dass von seinen Schoßhündchen nur Hackfleisch übrig bleibt, wenn er sie auf mich hetzt. Seitdem hat er kein freundliches Wort mehr für mich übrig.«
»Beschreib mir den älteren Sohn«, erwiderte Sider.
Inch tat wie geheißen. Die Beschreibung passte perfekt auf Arik Sarn. Sider dachte nach. Der Troll hatte seine Gefangenen dazu gebracht, ihn für einen Freund zu halten, und sie dann dazu benutzt, um ins Tal hineinzukommen. Das hatte er von Anfang an beabsichtigt. Prue Liss als Geisel zu nehmen war ein bloßes Täuschungsmanöver. Taureq Siq brauchte ein Paar Augen und Ohren im Tal, damit er erfuhr, was dort vor sich ging. Sein Ältester würde so viel Wissen sammeln wie möglich, und das würde er dann gegen die Verteidiger einsetzen. Er wartete keineswegs auf eine Antwort auf seine Forderungen oder wollte auch nur plaudern. Siq bereitete sich auf einen Angriff vor.
Sider teilte Deladion Inch seine Schlussfolgerungen mit, um sicherzugehen, dass er die Sache richtig sah, denn er wollte noch eine andere Meinung einholen, der er vertrauen konnte. Die Antwort kam wie aus der Pistole
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