Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
erzähle es dir. Schöne Blumen, nicht wahr? An Tagen wie diesem, an denen es so viel zu bedenken gibt, finde ich es sehr zuträglich, in den Garten hinauszugehen und dort meine Überlegungen anzustellen. Inmitten all dieser Schönheit zu sitzen, zwischen den süßen Düften und den leuchtenden Farben, erfüllt mich mit Frieden. Komm hierher, Phryne.«
Sie dirigierte ihre Enkelin zu einer Holzbank, die sich inmitten einer blühenden Lilienpflanzung befand. Phryne half ihr, auf der Bank Platz zu nehmen, und setzte sich dann neben sie.
»Nun denn«, hob Mistral Belloruus an und runzelte ihre faltige Stirn. »Du musst extrem frustriert und enttäuscht darüber sein, wie sich die Dinge entwickeln, seit entdeckt wurde, dass die Nebelbarrieren gefallen sind. Du hast deinen Vater sehr verärgert, als du unter einem Vorwand zum Aphalion hochgestiegen bist, und dann in ausgesprochenem Ungehorsam gegen seinen direkten Befehl verstoßen und das Tal verlassen hast. Ebenso hast du an deinen Freunden aus Glensk Wood ein Unrecht begangen. Das Mädchen könnte möglicherweise gar den Preis für dein Versagen zahlen. Du hast geholfen, den Feind in unsere Stadt zu bringen, und dann zugeschaut, wie er entwischt. Du hast herausgefunden, dass deine Stiefmutter so durch und durch schlecht ist, wie du es schon vermutet hattest, obwohl viele andere einen Engel in ihr sehen. Anderswo tragen sich wichtige Ereignisse zu, aber dein Vater behält dich in der Nähe deines Heims, weil er um dein Leben fürchtet. Und das Unangenehmste an alldem ist, dass deine Position als Prinzessin des Elfenvolkes es dir schlechterdings unmöglich macht, allzuviel dagegen zu unternehmen.«
Sie hielt kurz inne. »Hm. Habe ich irgendetwas ausgelassen?«
Phryne war puterrot angelaufen. »Ich glaube, du hast so ziemlich alles erwähnt, Großmutter.«
»Ich mache das nicht, um dich in Verlegenheit zu bringen oder um dir noch weitere Schmerzen zuzufügen, obwohl ich mir denke, dass ich beides geschafft habe. Ich sage es nur, um den Hintergrund zu verdeutlichen, vor dem du das, was ich zu sagen habe, würdigen musst. Denn wichtig ist, Kind, wie sehr du dich über alles, was geschehen ist, aufregst, und wie sehr du dir wünschst, etwas dagegen zu tun.« Sie legte eine Pause ein. »Du möchtest doch etwas gegen all diese Unpässlichkeiten unternehmen, nicht wahr? Ich irre mich doch nicht in der Annahme, dass du das gern tun würdest, oder etwa doch?«
Phryne zögerte keine Sekunde. »Wenn du mir einen Weg aufzeigen kannst, wie ich auch nur eine dieser Verfehlungen wiedergutmachen kann, wie ich meine Fehler und mein Versagen noch zum Guten wenden könnte, dann würde ich nicht zaudern, das Nötige zu tun.«
Ihre Großmutter musterte sie eingehend. »Ausgezeichnet, Phryne. Ich nehme dich beim Wort. Ich kannte einmal einen jungen Mann, der genauso empfand wie du jetzt, und der so ziemlich dasselbe sagte, was du gesagt hast. Er schwor sogar, den Elfen beizustehen, wenn erst alles getan und gesagt sei. Ich möchte hoffen, dass ich, was dich betrifft, ebenfalls darauf zählen kann.«
»Großmutter, du hast mein Wort, dass…«
Mistral Belloruus wischte den Rest von dem, was Phryne sagen wollte, mit einer ungeduldigen Geste beiseite. » Ich weiß das«, sagte sie rasch. »Mir brauchst du das nicht zu sagen. Du musst es dir selbst sagen, wenn du mit deinen Gedanken allein bist.«
Phryne schüttelte verzweifelt und mit wachsender Frustration den Kopf. »Was soll das alles? Kannst du es mir nicht einfach mitteilen?«
Das schmale Gesicht ihrer Großmutter verhärtete sich. »Ihr jungen Leute seid immer so ungeduldig! Ach, sei’s drum! Als Kirisin Belloruus und seine Schwester Simralin das Tal erreichten, hatten sie einen Elfenstein bei sich, den Loden, in dem sich praktisch die ganze Elfennation samt der Stadt Arborlon befand. Der Loden war zwar schon früher dazu benutzt worden, im Falle drohender, extremer Gefahr das Elfenvolk zu transportieren, aber das letzte Mal lag schon viele Jahrhunderte zurück. Kirisin benutzte den Stein, weil sonst die gesamte Bevölkerung von einer Dämonenarmee ausgelöscht worden wäre, die sie eingekesselt und in eine Falle getrieben hatte. Mit Unterstützung seiner Schwester, zweier Ritter des Wortes und ein paar anderer brachte er den Loden in dieses Tal und rettete sein Volk. Du hast die Geschichte schon gehört.«
»Das habe ich«, räumte Phryne ein. »Der Loden liegt versiegelt in den Palastarchiven. Nur mein Vater weiß,
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