Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
weiß, dass die Elfen solche Waffen nicht besitzen.«
Er lächelte den jungen Troll freundlich an. »Elfen wollen solche Waffen nicht besitzen! Die Menschen schon! Was haben euch eure Spione darüber erzählt?«
Das war zwar ein riskantes Spiel, aber ein kalkuliertes, und es schien zu funktionieren. Gemurmel erhob sich unter den versammelten Trollen, das jedoch rasch verstummte, als Taureq Siq sich wütend umsah. »Woher weißt du von diesen Waffen?«, fragte er Inch. »Hast du sie gesehen?«
Der Hüne schüttelte den Kopf. »Ich habe nur von ihnen gehört. Aber ich weiß von meinen eigenen Waffen, wie sie funktionieren und welche Wirkung sie haben. Man sollte sich ihnen nicht aussetzen, wenn man keinen guten Plan hat.«
»Glaub ihm nicht, Vater!«, blaffte Grosha, dessen primitive Gesichtszüge sich vor Zorn verzerrten. »Er würde alles sagen, um einen Anteil abzukriegen.«
Inch grinste ihn noch einmal an und schaute dann wieder zu seinem Vater, als wollte er sagen: Diese impulsiven Jungs, aber was soll man schon machen? »Du zweifelst an meinen Worten, du kleiner Kläffer? Fragt doch das Mädchen, eure Gefangene aus dem Tal. Und hört euch an, was sie dazu zu sagen hat. Na los, fragt sie.«
»Wir können sie nicht fragen!«, brüllte Grosha zornig. »Wir sprechen die Sprache nicht gut genug. Das kann nur Arik! Das weißt du genau!«
»Davon weiß ich gar nichts.« Inch nahm seinen Blick nicht von Taureq. »Warum lässt du mich nicht mit ihr reden? Ich kann dir sagen, was sie antwortet. Und ich habe nichts davon, wenn ich dich anlüge. Falls ich es doch mache, wirst du es herausfinden, sobald du das Tal erreichst. Dann kannst du mich immer noch am Zeltmast aufknüpfen.«
Taureq Siq blieb einen Moment lang stumm und brachte mit einer barschen Handbewegung auch seinen Sohn zum Schweigen. Er haderte offenkundig mit sich, war jedoch zu schlau, um einfach auf möglicherweise wichtige Informationen zu verzichten.
»In Ordnung«, stimmte er schließlich zu. »Wenn du mich betrügst, wirst du sterben.« Er deutete auf eine der Wachen. »Hol das Mädchen.«
Grosha wandte sich verächtlich ab und murmelte etwas in sich hinein.
Deladion Inch holte tief Luft, als sich die Wache in Bewegung setzte. Jetzt bekam er seine Chance, die Chance, die er brauchte, nur wusste er noch nicht, wie er die Sache am besten angehen sollte. Wenn er auch nur die geringste Aussicht auf eine Flucht haben wollte, musste er das Mädchen durch das Lager zu seinem Panzerwagen bringen. Aber während er mit ihr sprach, würde ihn Taureq die ganze Zeit im Auge behalten, deswegen würde er sich etwas Schlaues einfallen lassen müssen. Plötzlich trommelte es auf das Zeltdach, und sein Kopf ruckte hoch. Es regnete, es war ein richtiger Regenguss. Seltsam. Auf seinem Weg ins Lager waren ihm keine Regenwolken aufgefallen. Er roch den frischen Duft der Erde, spürte die Feuchtigkeit und die Kühle. Er warf einen Blick durch einen Spalt in der Zeltklappe. Es war düster geworden, Wolken hatten sich am Himmel zusammengezogen und verdeckten die Sonne. Die Dunkelheit würde heute schneller hereinbrechen. Der Boden würde nass sein, und es war schwieriger, Spuren zu folgen.
Gute Nachrichten für jemanden, der vor einem Haufen wütender Trolle flüchten musste.
Es dauerte nicht lange, bis die Wache mit der Gefangenen zurückkehrte. Das Mädchen war ein kleines Ding, kaum einen Zentner schwer, zierlich und schlank, mit leuchtend rotem Haar und grünen Augen, die einfach durch einen hindurchschauten. Sie zuckte nicht vor ihm zurück, als sie ihn sah, in schwarzes Leder gekleidet, mit Schutzpanzerungen und all den Waffen, die an ihm herunterhingen. Sie musterte ihn einfach nur, als wäre er eine interessante Lebensform, und schien zu versuchen, aus ihm schlau zu werden.
Inch holte sich mit einem Blick zu Taureq Siq dessen Erlaubnis, mit ihr reden zu dürfen. Der Maturen nickte. Der Hüne trat einen Schritt vor und kniete sich vor das Mädchen. »Bist du Prue Liss?«, fragte er sie. »Sider Ament lässt dich grüßen.«
Sie starrte ihn an. Die Überraschung in ihren grünen Augen war unübersehbar. »Hat er dich geschickt?«
»Allerdings. Er konnte nicht selber kommen. Bist du unversehrt? Hat man dir weh getan?«
Sie schüttelte den Kopf. »Was hast du vor?«
»Ich will eine Minute mit dir reden. Und dich nach Waffen fragen, die dein Volk nicht besitzt. Aber tu so, als würdest du mir etwas darüber erzählen. Nur ein paar kurze Worte. Sie verstehen
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