Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
daherkam.
Aiphatòn lachte vor Überraschung auf. »Träume ich?«
Nodûcor schüttelte den Kopf und wirkte mindestens genauso verwundert.
Der Wirt betrachtete ihn mit freundlichem Gesicht. »Herr, Ihr träumt nicht. Ich erkenne an Eurer Kleidung, dass Ihr nicht aus Dâkiòn stammt. Somit müsst Ihr eine lange Wanderung hinter Euch haben, um zum Regenten zu gelangen und neue Bewohner der Stadt zu werden.« Er deutete auf den Wein. »Den mögen die Albae von hier ausgesprochen gerne. Er ist leicht, fruchtig und kommt ohne zu viel Süße daher.«
»Wir haben kein Geld.«
»Ein Geschenk. Nehmt es an, Herr. Auch zum Essen seid Ihr eingeladen.«
»Doch. Ich träume.« Aiphatòn hob den Becher und goss sich ein, prostete dem Wirt und Nodûcor zu. »Auf dich, guter Mann.«
Der Wirt verneigte sich und legte eine Hand gegen die Brust.
»Ja, ja, der herzliche Joako«, erklang es von der Tür, gefolgt von einem mehrkehligen Lachen. »Macht sich gerne Freunde, die er später vielleicht noch einmal brauchen kann.«
Aiphatòn sah zum Eingang. Die Geldeintreiber sind anscheinend da.
Auf der Schwelle erhob sich ein dunkelblonder Alb, der über einem schwarzen Lamellenpanzer einen weißen Waffenrock trug, auf dem die bekannte gelbe Rune sowie ein weiteres Zeichen in Grün prangten. Der schwarze, mit Silber beschlagene Helm baumelte in der rechten Hand, an seinen Oberschenkeln ruhten eherne Kurzstöcke in Halterungen.
»Ich grüße die Wanderer«, rief er und betrat das Zimmer. »Ihr bemerktet das Schild an unserer Grenze?«
Unvermindert ging das Geschäft in der Taverne weiter, nur der Gesang wurde etwas leiser.
Vor dem Fenster sah Aiphatòn noch drei weitere Krieger, die sich unterhielten und nicht alarmiert wirkten. Sie hielten geschwungene Hornbögen, die Köcher waren randvoll mit langen, schwarzen Pfeilen. Darin sind sie uns gleich. »Ja, wir bemerkten es.«
»Mein Name ist Vailóras«, stellte er sich vor und setzte sich ihnen gegenüber an den Tisch. »Joako, hole mir auch einen Becher«, wandte er sich an den Wirt; dabei wurde der lange Dolch an seinem Gürtel auf dem Rücken sichtbar. »Was ist mit deinen Augen?«
»Sie brauchen lange, bis sie das Schwarz verlieren«, wiegelte der Shintoìt ab. »Seit meiner Geburt grämt es mich.«
»Ah. Nun denn: Ich bin derjenige, bei dem ihr die Schuld begleichen dürft.« Vailóras lächelte gleichmütig. »Ihr wählt die Währung: Gold, Edelsteine oder eure Gebeine?«
»Wir haben weder das Erstere noch das Zweite, und das Dritte benötigen wir noch«, erwiderte Aiphatòn freundlich. »Ich möchte nach Dâkiòn.«
»Das sollst du auch. Sobald du bezahlst.« Vailóras schien solche Unterhaltungen öfter zu führen. Er klang unverbindlich und doch mit einer gewissen Drohung in der Stimme. »Solltest du glauben, dich bei mir drücken zu können, verlangt man spätestens am Tor nach der Gebühr, wenn ihr den Beleg nicht vorweisen könnt, den ich nach dem Bezahlen ausstelle.«
»Könntest du mir dann zwei Münzen vorstrecken?«, schlug Aiphatòn vor. »Ich bin sicher, ich zahle sie dir doppelt zurück, sobald ich mit dem Regenten sprach.«
»Ich dir etwas leihen?« Vailóras hob die Augenbrauen. »Auf diesen Einfall kam noch keiner.« Er grinste und musste schließlich lachen. »Aber: nein. Und auch keine Edelsteine.«
»Dann deine Gebeine?«, setzte Aiphatòn mit einem Zwinkern nach. »Auch die sollst du zurückerhalten.«
»Noch weniger«, erwiderte Vailóras amüsiert. »Du bist ein wahrer Spaßmacher.« Der Becher wurde von Joako gebracht, und der Krieger trank daraus. »Aus welcher untergegangenen Stadt kommen du und dein Freund? Und was soll die Halbmaske?« Er trank abwartend. »Beißt er?«
»Er neigt dazu, unflätig zu werden. Eine Schandmaske«, log Aiphatòn. »Er spuckt sogar, wenn man ihn zu sehr reizt. Er versucht gerade, es sich abzugewöhnen.«
Vailóras zog eine Grimasse. »Ah ja. Eine weitere lustige Begebenheit. Und nun eure Herkunft?«
»Das Geborgene Land«, erwiderte er gelassen.
»Das was ?« Der Krieger verstand nicht.
»Ihr nennt es wohl Tark Draan, wenn mich die Dsôn Aklán richtig in Kenntnis setzten«, führte er weiter aus und sah mit Belustigung, dass Vailóras vor Überraschung der Unterkiefer herabklappte. »Ich zumindest stamme von dort. Ihn rettete ich unterwegs aus der Hand von Lumpengesindel.«
Vailóras trank seinen Wein in schnellen Schlucken aus. »Dann schätze dich glücklich, dass du an mich geraten bist«, sagte er und
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