Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
titanischen Bauwerke aus schwarzen Basaltquadern zueigen machten. Ganz anders als bei uns. Die Stolze trug den Namen zu Recht, und diese Erhabenheit von Stadt und Volk fühlte man deutlich auch in der Halle.
Nodûcor stand schräg hinter ihm. Vailóras und ein halbes Dutzend Krieger bewachten sie in einem Halbkreis.
Aiphatòn wartete geduldig und lauschte in sich. Ihm war – abgesehen von der Beschaffenheit der Stadt – eine weitere Sache aufgefallen, die anscheinend nur ihn betraf. Sein ganzer Körper kribbelte so sehr, dass es fast schmerzte. Er rieb sich mehrmals über die Arme, doch es half nichts.
Die Runen auf den Legierungsplatten und auf dem Speer blitzten gelegentlich auf, ohne dass er es ihnen befahl. Entweder gab es ein magisches Feld unter Dâkiòn, oder es hing mit den Steinen zusammen. Dort, wo er den Quadern besonders nahe kam oder sie ihn dicht umschlossen, schien es unsichtbare Entladungen zu geben.
Kein Wunder, dass sie Cîani in ihren Reihen haben. Er war sich sicher, dass ihre Zauber sogar ihn in Schwierigkeiten brächten. Im Norden von Ishím Voróo verhielten sich viele Dinge anders, doch ein Alb blieb ein Alb blieb das Böse. Diese Stadt wird untergehen.
Eine acht Schritt hohe Seitentür schwang auf, das Holz knarzte.
Für Aiphatòn war Shôtoràs schlicht ein hinkender, breit gebauter Alb, der sich mit der Rechten auf einen Tioniumstock mit einem skelettierten Krähenkopf stützte; dessen Einlegearbeiten aus Gebeinplättchen hatten gelitten und waren noch nicht repariert worden. Das schwarze Gewand zeigte Runen und Ornamente, die in den Albaereichen des Geborgenen Landes längst vergessen waren.
Ihm folgten ein schwer gerüsteter Krieger mit zwei Schwertern am Waffengehänge sowie eine junge, rothaarige Albin, die lediglich eine eng anliegende, kurze Hose und ein knappes Oberteil trug; ihre nadelartigen Dolche waren auf Unterarmschützern aus Tionium angebracht. Überall in der Haut schimmerten eintätowierte verschlungene Runen, überwiegend in Schwarz und Grau gehalten. An manchen Stellen hafteten glitzernde Edelsteine.
Den Abschluss bildete ein älterer Alb, der eine schlichte, hellviolette Robe bevorzugte und eine breite Panzerkette aus Silber, Gebein und Diamanten trug. Seinen Kopf bedeckte eine helmartige Kappe aus weißem Leder.
Eine überschaubare Begrüßungsabordnung. »Etwas mehr Prunk und Glanz hätte ich erwartet, wenn der Sohn von Nagsor und Nagsar Inàste vor euch steht«, sprach Aiphatòn unverfroren. »Ihr lasst nicht mal Musikanten und Sänger erscheinen, um meinen Namen zu preisen?«
Der hellgrauhaarige Shôtoràs ließ sich in den Sessel hinter dem Pult fallen und legte den Stock darauf, seine Begleiter verteilten sich auf den Stühlen um ihn herum. Man konnte ihre Köpfe und Hände gerade eben noch von unten erkennen. Keiner machte eine freundliche Miene, und im Blick der Rothaarigen lag Jagdfieber.
»Du bist enttäuscht, vernehme ich aus der anklagenden Begrüßung«, erwiderte der Regent herablassend.
»Er ist ein reiner Shintoìt«, bemerkte der Alb in der Robe beiläufig. »Die Augen sind nicht einfach nur gefärbt.«
»Gefärbt?« Aiphatòn stieß mit dem Speerende einmal auf, um seiner gespielten Empörung Nachdruck zu verleihen. Dass die eingelassenen Symbole aufflammten, hatte er nicht veranlasst, doch es passte zu seiner Geste. »Ihr tut so, als stünden mit jedem Sonnenaufgang die nächsten Nachfahren der Unauslöschlichen vor euch.«
Die Albae aus Dâkiòn verfielen bis auf den Regenten in lautes Gelächter.
»Nein. So viele waren es dann doch nicht«, verkündete Shôtoràs und strich den lichten, grauen Kinnbart glatt. »Es könnte ja sein, dass die Unauslöschlichen mehr als einen wie dich zeugten. Zeit genug hatten sie wahrlich. In ihrem schönen Dsôn-was-auch-immer.«
»Sie sind vergangen. Schon vor langer Zeit«, eröffnete ihnen Aiphatòn.
»Es stimmt uns froh, es noch einmal aus berufenerem Munde zu hören. Mein Beileid spreche ich dir sicherlich nicht aus. Das Freudenfest feierten wir bereits«, höhnte der alte Alb und blickte ihn verächtlich an. »Was willst du? Dich auf deine Herkunft berufen und allen Ernstes die Herrschaft über die Stadt verlangen?«
Vailóras und seine Truppe lachten leise, die Rothaarige grinste.
Genau das wäre es gewesen. Aber dieses Vorhaben kann ich verwerfen. Aiphatòn hielt es für klüger, die künftigen Worte weniger fordernd zu wählen. Dabei bemerkte er, dass der Alb in der Robe gelegentlich zu
Weitere Kostenlose Bücher