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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Das ist dennoch mutig. Tollkühn.« Um nicht zu sagen verstandslos. Es passt zu dir. Carmondai rieb sich mit der Feder am Kinn entlang. »Was tust du, wenn dir diese Ingredienzien ausgehen? Woher willst du wissen, was dir fehlt und wie du es wiederbeschaffen kannst?«
    »Mir fällt schon was ein. Zudem habe ich mir ein kleines Lager angelegt. Da es außer mir keinen Zhadár mehr gibt, wird es eine Weile vorhalten.« Er sah nach dem Kamin, wo das Feuer hoch loderte und die Flammen den Schlot hinaufsandte. »Es wird eine Weile dauern, bis die richtige Glut zum Destillieren herrscht, aber das Mischen kann ich schon mal angehen.«
    Carmondai bewunderte, mit welcher Selbstverständlichkeit der Zhadár verschieden markierte Spatel und Löffelchen aus einem Säckchen kramte, um sie vor den Gefäßen abzulegen, und danach die Einzelteile einer kleinen Heilertaschenwaage zusammensetzte. »Du machst das nicht zum ersten Mal.«
    »Nein. Ich ging den Ablauf oft durch, doch heute wird zum ersten Mal am Ende ein Ergebnis stehen.« Carâhnios tarierte die Schalen aus, nickte und maß die Zutaten genau ab, nutzte jeweils einen anderen Löffel. »Manche der Mittel«, führte er dabei aus, »reagieren, wenn man sie im trockenen Zustand mengt oder auch nur die leiseste Prise verquickt. Damit wäre das Destillat verloren.«
    Eine Substanz nach der anderen wanderte durch den breiten Flaschenhals in das dunkle, fast schwarze Blut, dessen Oberfläche silbern schimmerte.
    Ein Novum gar für mich. Carmondai sah gelegentlich ein Leuchten, wenn der Zhadár eine neue Ingredienz hineingab und das Behältnis behutsam schwenkte, um sie zu vermischen; Elmsfeuer waberten über die Oberfläche.
    Draußen heulte der erste schwere Herbststurm über Idoslân hinweg und prüfte die Halme der letzten unabgeernteten Felder auf ihre Widerstandskraft. Der heftige Wind rüttelte am Gehöft, brachte das Gebälk zum Knarren. Gelegentlich duckten sich auch die Flammen im Kamin, doch es gelang den Böen nicht, das Feuer zu löschen.
    Carâhnios verschloss die Tiegel, Phiolen und Schatullen, zerlegte die Waage und räumte alles fein säuberlich zusammen. »Gleich geht es damit in die Glut.« Auf die Flaschenöffnung schob er einen Glaspfropfen, der in Windungen überging. An dessen Ende setzte er ein sich verengendes Porzellanröhrchen, das mit einem scharfen Rechtsknick in einem dünnen Auslass endete, der mit einer Stellschraube geöffnet wurde.
    Carmondai zeigte mit der Feder darauf. »Wie hoch wird die Ausbeute sein?«
    Wieder musste der Zhadár gestehen, es nicht zu wissen. »Wenn wir von den geschätzten vier Einheiten eine kleine Schale voll gewinnen können, wäre ich zufrieden. Es reichte mir für einen Zyklus.« Er nahm sich die vorbereitete Flasche samt Inhalt und stellte sich wartend neben die Kochstelle.
    Carmondai schrieb und zeichnete abwechselnd wie ein Besessener, um nichts zu verpassen und die Stimmung in der Küche genauestens einzufangen. Niemals wurde hierinnen Ungewöhnlicheres zubereitet.
    Beim Zeichnen schweiften seine Gedanken zu Ostòras’ Hügelversteck an der eigens erbauten Ruine.
    Es war enttäuschend leer und ohne Hinweise auf weitere Bewohner gewesen. Ihr Gegner schien noch nicht lange dort gelebt zu haben, es gab lediglich einige Fässer und Töpfe mit Vorräten, Verbandszeug sowie Waffen und eine kleine Schmiede, um Rüstungen und Klingen auszubessern.
    Auch Carâhnios zeigte sich darob sehr unglücklich. Er hatte mit mehr Albae gerechnet.
    Und mit mehr Blut. Carmondai glaubte Ostòras, als jener gesagt hatte, die restlichen Albae würden sich verbergen und das Geborgene Land aus dem Hinterhalt mit Schrecken überziehen.
    Der Zhadár dachte gar nicht daran, das Geborgene Land oder zumindest die Herrscherinnen und Herrscher von der Drohung in Kenntnis zu setzen, weil es seiner Meinung nach zu Verunsicherung führen würde – womit die Albae bereits vor dem ersten Toten ihr Ziel erreicht hätten.
    Carmondai sah es anders, doch konnte es ihm einerlei sein. Er war ein Gefangener und gab sich zahm.
    Carâhnios zerschlug mit dem Schürhaken das letzte verkohlte Holzstück, das glimmend und Funken sprühend zerfiel. Auf die pulsierend dunkelrote Glut stellte er die Flasche und ging in die Hocke. Die Unterarme auf die Knie gelegt, beobachtete er gespannt.
    Carmondai erhob sich und betrachtete ebenfalls den Vorgang, der aus dem Blut eines Albs und weiteren Ingredienzien ein Mittel entstehen ließ, das unglaubliche Kräfte in sich barg

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