Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

nieder.
    In der rechts gelegenen Stütze hatte sich zu seiner Verwunderung eine Tür geöffnet, in der ein schwarzhaariger Alb in einer Tioniumpanzerung stand und ein langes Schwert in der Hand hielt. Anstatt auf den Neuankömmling zu achten, lauschte er und ließ die Blicke achtsam über die Ruine schweifen. »Bleibe, wo du stehst«, raunte ihm der Krieger zu.
    Carmondai wartete ab und gab sich so lange seiner Überraschung hin. Carâhnios hat recht behalten. Der Eingang in das Versteck, das tatsächlich im Hügel lag, führte durch die vermeintlich gefährlich demolierte Säule.
    Der unbekannte Alb löste sich langsam aus dem Eingang. »Du bist alleine«, sagte er in normalem Ton und steckte das Schwert ein. »Verzeihe mir den unfreundlichen Empfang, doch die Zeiten für uns änderten sich. Die Barbaren hätten eine List benutzen können, um mich aus dem Versteck zu locken.«
    Carmondai reichte ihm die in Ketten gelegte Hand. »Ich verstehe es.«
    »Wer bist du, und woher kanntest du die Ruine?«
    Die Wahrheit würde am überzeugendsten sein. »Ich bin Carmondai. Die Dsôn Aklán berichteten mir von allen Verstecken, die sie anlegten, um untertauchen zu können.«
    » Du bist der Meister in Bildnis und Wort?« Der verblüffte Alb deutete eine Verbeugung an. »Ich verehre deine Werke! Ich preise Inàste, dass sie dich zu mir sandte und die Endlichkeit an dir vorbeiging. Mein Name ist Ostòras.«
    »Auch ich danke dir, dass du dich zeigtest. Es erspart mir sehr viel Mühe. Den Mechanismus zum Öffnen hätte ich lange suchen müssen«, erwiderte er und heuchelte freundliche Verbundenheit.
    »Dann begleite mich hinein, damit wir dir die Fesseln abnehmen.« Ostòras schien ehrlich begeistert von dem Zusammentreffen, bei dem die Umstände allerdings zu wünschen übrig ließen. Seine dunkelroten Augen richteten sich auf die Glasflasche. »Ist sie wertvoll, oder warum trägst du sie mit dir?«
    Plötzlich sprang Carâhnios aus der Schwärze der Schatten, hielt das Schwert mit der Rechten und deutete anklagend auf Carmondai. »Glaube ihm nicht! Das ist ein verkleideter Elb, den sie als Köder sandten«, rief er bedrohlich und schaute sich hastig um, als würde er verfolgt werden oder mit eine Attacke rechnen. »Du sitzt in der Falle!«
    Ostòras hätte den Unterirdischen beinahe angegriffen, erkannte ihn aber sogleich als Zhadár. Er drehte sich sichernd hin und her. »Ich wusste es«, rief er. »Du warst viel zu laut für einen Alb.«
    Carâhnios brach in schallendes Gelächter aus. »Das ist herrlich! Ich nutze ein Schwarzauge, um das andere auszutricksen, und lege dich gleich zweimal rein.«
    Ostòras benötigte mehrere Herzschläge, bevor er begriff, Opfer eines tödlich endenden Streichs geworden zu sein. »So sterbt beide!« Er wollte einen Dolch aus der Rückenhalterung ziehen.
    Sobald der Arm des gepanzerten Albs nach hinten wanderte, griff der Zhadár an.
    Carmondai musste die Geschmeidigkeit der Bewegungen bewundern, zu denen ein normaler Zwerg nicht imstande war.
    Ostòras wich dem Klingenstoß aus, riss das Knie hoch, um Carâhnios im Gesicht zu treffen, und zog ebenfalls sein Schwert.
    Doch der Unterirdische entging der Attacke. Er parierte den Schwertschlag des Gegners mit seiner eigenen Waffe über Kopf und rammte dem Alb seinen Helm mit aller Macht gegen das Sonnengeflecht.
    Erstickend sank Ostòras trotz der Panzerung auf die Knie und bekam die Spitze der Zhadárwaffe senkrecht von oben durch den Harnisch ins Schlüsselbein gerammt. Klirrend ließ er Schwert und Dolch fallen.
    Unerbittlich hielt Carâhnios den Griff fest.
    Der Zweikampf dauerte keine drei Herzschläge. Er hat den Krieger völlig überrascht. Für Carmondai hatte sich nicht einmal der Hauch einer Möglichkeit ergeben, Partei zu ergreifen, sofern er es in Betracht gezogen hätte.
    Stöhnend hing der kniende Ostòras an der Waffe wie ein Fisch an einer Harpune.
    »Nun bist du restlos verwirrt«, schätzte Carâhnios und kicherte. »Ja, ich bin ein Zhadár, und das ist Carmondai. Wir zogen aus, um die Letzten von euch in den geheimsten Verstecken aufzuspüren. Denn ich kenne sie samt und sonders.«
    Ostòras verwünschte ihn. »Du wirst irgendwann an einen von uns geraten, der nicht auf deine List hereinfällt«, prophezeite er. »Und dann wirst du sterben. Jämmerlich und qualvoll.«
    »Nicht so wie du zumindest. Das ist sicher.« Der Zhadár zog seinen Dolch und stach dem Alb in den Hals, sodass die Schlagader getroffen war. »Carmondai, die