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Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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explodiert war. Wieder die Schreie sterbender Kinder, dieses Mal aus Richtung der Stadt, weit entfernt von der Scheune. Pheone lächelte. Eine Ablenkung.

    Das gebündelte Mana der Sprüche wies den Dämonen den Weg. Gierig strebten sie nach der kostbaren Lebenskraft, die nur ein Magier besaß. Pheone rannte schneller, ihre Ohren spielten ihr Streiche. Sie glaubte, eine knirschende Stimme zu hören, die ihren Namen rief, aber es konnte auch der Wind sein, der durch die Felder strich. Flügel flatterten dicht über ihrem Kopf, aber vielleicht war es auch nur ein Echo des Windes.
    Sie war allein und ungeschützt in der von Dämonen beherrschten Welt voller lebender Toter. Endlich ließ sie die Felder hinter sich und erreichte die Stadt. So leise und so schnell wie möglich eilte sie durch die Straßen. Dennoch konnte sie es nicht vermeiden, dass ihre Schritte als trockenes Tappen viel zu weit hallten.
    Nach einer Weile wurde Pheone langsamer, duckte sich in dichten Schatten und blieb schwer atmend stehen. Verfolger konnte sie nicht hören. Das Geheul der wütenden Dämonen war weit entfernt, doch sie konnte sich keine Pause gönnen. Während ihr Atem sich beruhigte, betrachtete sie die stummen Häuser in der Nähe. Dort lebte niemand mehr. Die Dämonen hatten alle, die sie am Leben gelassen hatten, ins Stadtzentrum gescheucht, wo sie eingepfercht waren und wie Vieh gehalten wurden.
    Plötzlich legte ihr jemand eine Hand auf den Mund. Sie spürte den Atem im Nacken und wollte sich wehren und kreischen, war aber zu schwach. Dann entspannte sie sich, und als Kineen sich ihr zeigte, hätte sie fast geweint. Er ließ sie los.
    »Ein schlechter Ort für eine Rast«, sagte er. »Sie sind näher, als du denkst.«
    »Bei den brennenden Göttern, du hast mich fast zu Tode erschreckt«, quetschte sie hervor, zugleich erleichtert und erzürnt.

    »Tut mir leid.« Er bewegte sich Richtung Tunneleingang, wo sie in Sicherheit wären. »Ich konnte nicht riskieren, dass du schreist.«
    Nickend folgte sie ihm. »Wo sind die anderen?«
    »Sie sind andere Wege gegangen, um die Verfolger abzulenken. Wir haben vier Lämmer und vier Ferkel. Der Ausflug hat sich gelohnt.«
    Pheone lächelte und fühlte sich wider besseres Wissen sicher. Aber andererseits, was konnte ihr hier schon passieren? Hier in einer stillen, leeren Seitenstraße, in der sich die Dämonen nie blicken ließen. Hier war sie so sicher wie im Kolleg, das die Dämonen nicht mehr angriffen, sondern nur beobachteten. Nein, sie warteten auf irgendetwas.
    Sie holte Kineen ein. »Warum haben sie das Kolleg nicht mehr angegriffen?«
    »Sie haben Angst vor uns.«
    »Ja, aber das ist noch nicht alles, nicht wahr?«
    Kineen warf ihr einen Blick zu. Ein paar Straßenecken noch, dann waren sie daheim. »Deshalb kämpfen wir hier draußen gegen sie.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir halten das, worauf sie warten, so fern wie möglich.«
     
    Tief in den Krypten von Dordover kauerte die letzte Bastion des Widerstandes im Kolleg. Kaum zwei Dutzend waren es noch. Die Angriffe waren erbarmungslos gewesen. Nachdem die Dämonen die Grenzen der Kalträume genau bestimmt hatten, war es den Magiern nicht mehr möglich gewesen, draußen ihre Mana-Reserven aufzufrischen, und sie hatten nicht mehr die Kraft, alle Kranken zu heilen, seit sich Infektionen ausbreiteten. Die Ruhr hatte die besten Magier dahingerafft, sobald diese ihre Fähigkeit verloren hatten, sich selbst zu heilen. Jetzt wollten sich die Dämonen
alle holen, die noch übrig waren. Sie spürten, wie der Widerstand erlahmte. Die Kalträume waren nicht sicher und die Magier geschwächt, und die Schwertkämpfer hatten kaum noch die Kraft, ihre Klingen zu heben.
    Der vor zwei Jahren noch so beleibte Vuldaroq war nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hörte das Hämmern an den Türen der äußeren Krypten. In der vergangenen Nacht waren sie hierhergeflohen und hatten nichts mitnehmen können. Das Herz des Kollegs lag direkt unter ihnen, doch sie konnten es nicht mehr erreichen.
    Mühsam stand er auf und sah sich in der kalten, von Laternen erhellten Kammer um.
    »Sie werden bald hier sein«, sagte er. »Sie dürfen keinem von uns die Seele nehmen.«
    Ein Schwertkämpfer, er hieß Marn, wandte sich zu ihm um. »Das Kolleg muss überleben«, sagte er. »Selbst wenn wir alle dabei sterben, müssen die Dämonen besiegt werden. Wir dürfen unser Licht nicht verlöschen lassen.«
    Vuldaroq gelang es, zu lächeln. »Die Tatsache, dass du noch

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