Die letzte Eskorte: Roman
dass der Junge das nicht wusste.
Griffiths suchte Haydens Blick und schmunzelte.
»Stimmt es, dass sich unter dem Gepäck, das an Bord gebracht wurde, Golfschläger befanden?«, erkundigte sich Saint-Denis.
»Ja, das sind meine«, antwortete Worthing.
»Ich galt zu meinen besten Zeiten als recht guter Golfer«, teilte Saint-Denis den anderen mit. »Leider habe ich keine Zeit, mich öfter diesem Spiel zu widmen. Es ist wirklich großartig.«
»Aber man hat es verdorben, als man den unseligen Schritt unternahm, die ursprünglichen zweiundzwanzig Löcher auf achtzehn zu verringern. Ich bin sicher, dass sich eine solch dumme Idee nicht durchsetzen wird. Sind Sie da mit mir einer Meinung, Leutnant?«
Saint-Denis hatte ein gewinnendes Lächeln aufgesetzt. »Ja, zweiundzwanzig Löcher müssen es sein, da gebe ich Ihnen vollkommen recht.«
»Ich habe bisher nur einmal gespielt«, sagte Wickham, »und nur neunzehn geschafft. Danach war ich völlig ausgelaugt.«
»Aber das war nur Ihr erster Versuch«, antwortete Saint-Denis. »Noch ein paar Spiele, und Sie werden sehen, dass zweiundzwanzig die angemessene Zahl ist. Wer weiß, vielleicht ergibt es sich eines Tages für uns, dass wir ein Match zusammen spielen, Wickham. Dann könnte ich Ihnen noch einiges beibringen, denke ich. Wann zum Beispiel ein Eisenschläger angebracht ist. Ob Eschen- oder Hickoryholz für den Schaft genommen werden sollte. Ich kann Ihnen alles erzählen, keine Sorge.«
Wickham nahm das Angebot mit verhaltener Freude an, wohingegen Saint-Denis sich schon jetzt in seiner Rolle als Golflehrer gefiel.
»Ich weiß nicht, ob Sie am Mittelmeer einen geeigneten Platz finden werden«, gab Barthe unschuldig zu bedenken.
»Ach, mir würde es fürs Erste genügen, hin und wieder eine Wiese zu haben, auf der ich üben kann. Gerade beim Golf ist es wichtig, das einmal Erlernte immer wieder zu üben.«
»Und deshalb müssen die Männer auch jeden Morgen mit dem Scheuerstein das Deck schrubben«, sagte Saint-Denis und lachte über seinen eigenen Scherz. »Übrigens heißt er in der Navy Holystone, wussten Sie das?« Die Frage richtete sich an die beiden Geistlichen.
»Warum heißt denn der Stein Holystone?«, wollte Smosh wissen.
Saint-Denis sah plötzlich verlegen aus und schaute sich am Tisch um, in der Hoffnung, jemand könne ihm zu Hilfe kommen, aber niemand warf ihm einen Rettungsring zu. »Darauf habe ich auch keine Antwort, Mr Smosh«, log der Leutnant.
»Kommt es nicht daher, dass die Steine die Größe und die Form einer Bibel haben?«, fragte Gould.
Smosh lachte und erntete einen vernichtenden Blick von Worthing, der Anstoß nahm an der Verunglimpfung des Heiligen Buches. Doch Smosh ließ sich von dem vorwurfsvollen Blick nicht beirren und lachte nur noch lauter, bis er ganz rot im Gesicht wurde.
Doch bald fasste er sich und widmete sich wieder seinem Teller. »Hätte ich gewusst, dass das Essen auf den Schiffen Seiner Majestät so gut ist, Kapitän Hayden, dann hätte ich eine Karriere in der Navy angestrebt.«
»Wie es aussieht, haben Sie eine Karriere in der Navy vor sich, Mr Smosh«, hob Griffiths hervor.
Smosh war nicht im Geringsten beleidigt und kicherte nur. »Ja, so ist es, Dr. Griffiths. So ist es, und mir soll’s recht sein. Man hat nette Kameraden an Bord, sieht etwas von der weiten Welt, das Prisengeld nicht zu vergessen. Über die Navy habe ich nie nachgedacht, sondern kam zur Kirche, weil mir nichts Besseres einfiel.«
Dieses Bekenntnis rief eine heftige Reaktion bei Worthing hervor. »Wollen Sie damit sagen, Sir, dass Sie dem Klerus beigetreten sind, ohne sich je berufen zu fühlen?«
Smosh wischte sich den vom Wein feuchten Mund mit einer von Haydens neuen Servietten ab. »Das gebe ich offen zu, aber ich möchte darauf hinweisen, dass es die Kirche nicht allzu sehr stört, wie ein Mensch zu ihr findet. Seit Langem bekommt die Kirche nun schon ihre Seelen nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Angst vor der ewigen Verdammnis. Es mag seltsam anmuten, aber die Kirche betrachtet denjenigen, der das Feuer fürchtet – den Feigling also – nicht weniger als Christen als den Mann, der aus religiösen Gefühlen zur Kirche findet. Daraus schließe ich, dass es der Kirche auch gleich ist, wie sie an ihre Diener kommt. Sie wird nicht den Menschen, der Gott liebt, mehr lieben als denjenigen, der der Kirche beitritt, weil er keine bessere Anstellung findet. Der Mutter Kirche ist das alles gleich.«
»Das ist nicht nur ein Affront
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