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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Dolchstoß für Robi, doch sie überwand sich und verbot dem Jungen nicht das Wort. Sie musste härter werden, wenn Yorshs Kinder überleben sollten. Sie musste ihr Herz stählen, musste es härter machen als einen Diamanten!
    Robi warf das Fladenbrot von einer Hand in die andere und blies darauf, um es etwas abzukühlen, dann teilte sie es mit Jastrin und Erbrow. Andere Lumpengestalten drängten schüchtern heran und erzählten ihr alle durcheinander, dass fast der ganze Hofstaat, von den Feuern oder womöglich auch einem Boten des Richters gewarnt, am Tag zuvor nach Alyil aufgebrochen war, in die Falkenstadt in den Bergen des Nordens.
    »Sie sind alle fort, müsst Ihr wissen, verehrte Frau, und Ihr, wer seid Ihr? Seid Ihr gekommen, um uns zu helfen?«
    »Verzeiht, werte Frau, mit Verlaub gesagt, Ihr seht merkwürdig aus, ziemlich merkwürdig sogar, aber hier ist sonst niemand mehr, seid Ihr jetzt das Oberhaupt der Stadt?«
    »Liebe Frau, lasst uns nicht im Stich, bei der Seele Eurer Toten und der unsrigen. Der größte Teil der Soldaten hat die Stadt verlassen. Sie haben den Pferden und den Sänften das Geleit gegeben.«
    »Nur die Wachposten an den Stadttoren und auf den Wehrgängen sind noch da.«
    »Und wer beschützt uns jetzt?«
    »Daligar ist verlassen …«
    »Wehrlos …«
    »Allein. Sie haben die Stadt alleingelassen. Hier sind nur noch die Mauern und Ihr, Madam. Seid Ihr eine Kriegerin? Könnt Ihr etwas unternehmen?«
    »Entschuldigt, Frau, könnt Ihr uns nicht auch in die Stadt hineinlassen? Wenn die Orks kommen, ist es besser, innerhalb der Mauern zu sein …«
    »Liebe Frau, bei der Seele Eurer Toten und der unsrigen …«
    Den Mund voller Fladenbrot, schaute Robi in den Wassergraben hinunter: stehendes, schlammiges Wasser, von einer dicken grünen Algenschicht überzogen, die aussah wie eine Wiese. Der Graben war tief. Er konnte ein feindliches Heer aufhalten. Die majestätische Zugbrücke war herabgelassen und sie ritt darüber.
    Das Stadttor war mit einem großen Fallgitter verschlossen, das mittels eines Systems von Seilen und einer Seilwinde von einem Trupp Soldaten bedient wurde.
    Robi sah die Soldaten an, die sahen sie an.
    Robi überlegte sich, wenn sie höflich genug fragte, flehte, würde sie sie vielleicht überreden können, sie einzulassen, wenigstens für eine Nacht, und ihr Kind wäre in Sicherheit.
    Doch noch während sie nach den Worten suchte, schweifte ihr Blick zu den anderen Flüchtlingen. Scharenweise zerlumpte Kinder, scharenweise verzweifelte Mütter. Schwerlich würde sie bewegendere Worte finden, mitleidigere Blicke ernten als all diese Menschen in ihrem Jammer.
    Robi schluckte das Brot hinunter, stieg vom Pferd, hob stolz den Kopf und legte eine Hand ans Schwert, die andere an das Gitter. An den Abzeichen der Uniformen versuchte sie zu erkennen, wer der Kommandant des Trupps war, und an den wandte sie sich.
    »Ich bin Rosa Alba, die Erbin Arduins. Mir sind die Insignien der Stadt übergeben worden. Zieht das Gitter hoch.«
    Verdutztes Schweigen. Die Menge der Flüchtlinge drängte sich hinter Robi.
    Verzweiflung musste auch unter den Soldaten herrschen. Der Name Arduins hatte eine Wirkung wie Hörnerschall. Die Köpfe gingen in die Höhe, die Blicke belebten sich. Robi schöpfte Mut, sie hatte das Richtige gesagt. Diese Menschen hier wollten ein Oberhaupt und einen Funken Hoffnung, jetzt, da die Obrigkeiten, an die sie geglaubt hatten, fortgegangen waren und alle Hoffnung sie verlassen hatte. Jahre und Jahre der Erziehung zum blindesten Gehorsam, Jahre und Jahre der Gewöhnung an die abscheulichste Grausamkeit hatten den Bewohnern Daligars jede Weisheit und allen Mut geraubt. Dummheit und Feigheit herrschten allenthalben.
    Ohne einen Führer, der ihnen sagte, was sie tun sollten, würden sie sich abschlachten lassen wie die Schafe.
    Sie hatten die Flüchtlinge ausgesperrt und die Brücke hochgezogen. Es musste da irgendeinen Befehl geben, dem angesichts der drakonischen Maßnahmen, mit denen der Richter Ungehorsam bestrafte, niemand zuwiderzuhandeln wagte, und deshalb würden sie sterben, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen, sich zu wehren.
    »Ähäm«, fing der Kommandant des Trupps zögernd an. »Donna Rosa Alba … das heißt … Frau … Äh … Ich … Es ist nicht meine Schuld … Seht Ihr … Wir haben die Schlüssel zum Stadttor nicht … Man muss den Seneschall darum bitten … Man kann sie nicht ohne Genehmigung bekommen …«
    Robi dachte, dass das jetzt gar

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