Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork
aus dem Boden.
Die Spätsommersonne brannte gnadenlos herunter.
Rankstrail war in den Ställen und sah nach den Pferden. Seitdem die Stadt frei und offen war, hatten sich scharenweise Händler eingestellt; im Tausch gegen Gold und Arbeit suchten sie hier Zuflucht und Schutz.
Die Pferde, die einer von ihnen zum Verkauf anbot, waren in den Ställen des Königspalasts untergestellt und würden am folgenden Tag nach Varil gebracht werden.
Es gab ein halbes Dutzend Füchse, zwei Stuten, eine davon trächtig, und einen herrlichen Rappen, jung, rabenschwarz und kaum gezähmt.
Zecca, der Prächtige, stand ganz hinten und stach hervor wie ein Rostfleck auf einem blanken Schwert. Rankstrail fragte sich, wann er je ein Pferd besitzen würde, das diesen Namen verdiente. Er trat zu dem schwarzen Hengst. Das war ein echtes Ross, würdig eines Heerführers oder eines Königs. Der Hauptmann legte dem 11er eine Hand auf die Schnauze, es zog sie nicht zurück und er streichelte es langsam.
Er zuckte die Schultern.
Er würde Zecca behalten. Schließlich und endlich hatte er mit ihm den entscheidenden Angriff gegen die Orks geritten.
Ein Geräusch schreckte ihn auf, der Seneschall stand vor ihm. Er war gekommen, um ihm mitzuteilen, dass die beiden Damen von Daligar seine Anwesenheit auf dem Festungswall wünschten. Am liebsten wäre Rankstrail im Erdboden versunken, die beiden Damen von Daligar waren jede für sich schon eine Plage, und nun sollte er beide zusammen treffen. Der Seneschall trug ein Gewand in Karmesinrot und Gold, sein Haar fiel auf eine Stola aus Goldplättchen und kleinen Quadraten aus weißer Seide. Das musste die Tracht für offizielle Gelegenheiten sein, also war eine solche wohl im Gange.
Hätte er die Wahl gehabt, dem Hauptmann wäre ein Bataillon Orks lieber gewesen. Er hatte aber keine Wahl, also machte er sich auf den Weg.
Er besah seine schmutzigen Hände, den Harnisch aus Leder und Metallplättchen, der seit einer Weile schon nahezu lehmfarben wirkte, die bis über die Knie mit Schlamm bedeckten Stiefel, und er wünschte ohne sonderlichen Nachdruck, nicht der Einzige zu sein, der nichts zum Wechseln hatte.
Auf den Festungswällen traf er die anderen. Sie standen an der höchsten und östlichsten Stelle, wo das Tageslicht zuerst hinfiel.
Rosalba und Aurora standen nebeneinander und der Seneschall trat zu ihnen. Rankstrail konnte das Gesicht der Königin-Hexe nicht sehen, sie war wohl die Einzige, die wusste, was hier vor sich ging, denn alle anderen machten undurchdringliche, aber auch leicht erstaunte Gesichter. Schnell versammelte sich eine Menge.
Ein paar Soldaten trugen Erdreich ab von dem, was immer wie eine kleine Terrasse ausgesehen hatte, jetzt hingegen stellte sich heraus, dass es der Deckel eines riesigen Sarkophags von mindestens zehn mal fünf Fuß war. Er war aus unbehauenem, glattem Stein, in den mit großen, schmucklosen und tief eingegrabenen Lettern ein Name eingraviert war, in den Buchstaben der Elfenschrift der Zweiten Runenzeit.
Es war ein kurzer Name: Der erste Buchstabe war ein A, der zweite ein R wie in Rankstrail, der fünfte ein I, was in allen Alphabeten, auch im Elfischen, der einfachste ist. Es konnte nur er sein:
ARDUIN
Die Königin-Hexe hatte Arduins Grab gefunden und war dabei, es öffnen zu lassen.
Der Sarkophag war enorm schwer. Zu den ersten drei Soldaten kamen sechs weitere hinzu, ausgerüstet mit Spitzhacken, die sie als Hebel einzusetzen suchten, meist ohne Erfolg. Einige der Spitzhacken zerbrachen. Endlich gelang es einem der Männer, bei dem Spalt zwischen Deckel und Basis anzusetzen, und der Sarkophag öffnete sich. Ringsum waren im Stein schmale, senkrechte Schlitze angebracht, in der Form genauso wie die Schießscharten auf den Bastionen, sodass Arduin zugleich in der Erde war und doch von ihr getrennt. Es war, als habe man einen Kompromiss gesucht zwischen der Bestattungsart der Menschen, die im Tod von der Erde getrennt bleiben, und der der Orks, die hingegen ins Erdreich zurückkehren, ohne in irgendeiner Weise getrennt zu sein. Erde war in den Sarkophag eingedrungen und hatte sich mit Steinchen und verrottetem Laub vermischt, sodass er jetzt einen Geruch wie von Unterholz im Herbst verströmte, wenn man Pilze suchen geht. Im Sarkophag hatten sich neben den Überresten des alten Königs Schnecken, Käfer, Würmer und eine Familie von Spitzmäusen eingenistet, die jetzt in alle Richtungen davonstoben.
Der König war riesig, mindestens sieben Fuß
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