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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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»Bär« bekam.
    Den Rest des Geldes schickte er seinem Vater. Morgentau stellte ihm den geeigneten Mann dafür vor, oder besser gesagt den am wenigsten ungeeigneten. Rankstrail musste ihm vertrauen, er hatte keine andere Wahl. Es war ein Parfümhändler, der sich auf den Weg nach Varil machte und ihm für die Beförderung einen ganzen Silbertaler abknöpfte, wobei er als Entschuldigung die Mühe anführte, die es ihn kosten werde, unter den Hungerleidern des Äußeren Bezirks den richtigen Empfänger ausfindig zu machen. Rankstrail feilschte nicht lang um den Preis, aber mit seinem rostigen Schwert in der Hand und seinem Bärenharnisch am Leib sagte er, falls dieses Geld nicht bei seinem Vater ankommen sollte, würden sie beide, er und der Händler, sich wiedersehen, egal wo, und wäre es auch im ewigen Eis am Ende der Welt. Etwas im Gesichtsausdruck des Kaufmanns änderte sich, und Rankstrail hatte das Gefühl, nein, die Gewissheit, dass dieses Geld bis auf den letzten Groschen in die Hände seines Vaters gelangen würde.

Kapitel 5
    Aufgrund der Dringlichkeit und Eile der Mission konnten die Rekruten jede Art von Ausbildung überspringen.
    Rankstrail brach also noch am Tag seiner Anwerbung auf, die Sonne stand unverändert strahlend am klaren Himmel, Schwalben schossen darüber hin und nur ganz vereinzelt zeigte sich ein Wölkchen. Sie waren ein Trupp, das heißt fünfundzwanzig Mann, der vierte Teil eines Zugs, begleitet von einem Maultier, das den Vorrat an Brot für einen Monat mitführte. Genauer gesagt waren sie vierundzwanzig Männer und ein Knabe, doch falls jemand das bemerkte, hielt er es nicht für erwähnenswert.
    Ihr Kommandant war ein sehr hoch gewachsener Typ mit großer Nase und großem schwarzen Schnurrbart; er hatte runde Augen, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit den weißen Kühen verlieh, die rund um Varil grasten, allerdings mit einem entschieden weniger klugen und weniger freundlichen Ausdruck. Er zog das s und das r in die Länge, woraus Rankstrail schloss, dass er aus dem Nordwesten kommen musste; er hatte auch die komplette, für die menschliche Rasse vorgesehene Anzahl an Zähnen und Fingern, woraus Rankstrail ableitete, dass er entweder großes Glück gehabt hatte oder äußerst fügsam war.
    Der junge Soldat marschierte mit den anderen, als Letzter in der Reihe, bis weit über Einbruch des Abends hinaus. Er hatte nichts gegessen und nichts zu trinken dabei. Eins von den Dingen, die ihm abgingen, war eine Feldflasche. In den Reisfeldern hatte er jederzeit seinen Durst löschen können, und dem Sechzehnjährigen war noch nicht in den Sinn gekommen, dass auf dieser Welt Orte existieren könnten, wo es kein Wasser gab.
     
    Tief in der Nacht machten sie in einem Eichenwald an einem Fluss Rast.
    Rankstrail war nicht müde, da er ja gewohnt war, tagelang, von Sonnenauf- bis weit nach Sonnenuntergang in den Reisfeldern herumzustreifen, aber jetzt hatte er zu lang nichts zu essen und zu trinken gehabt und noch mörderischer als der Hunger war der Durst.
    Kaum war Befehl ergangen, sich zu rühren, stürzte er an den Fluss zum Trinken.
    »He, Junge«, raunte ihm einer der Soldaten zu. »Tu das nicht. Reiß dich zusammen, und warte ab, bis es Brot gegeben hat.«
    Es war ein kleiner Soldat mit einer platten Nase, die in der Vergangenheit mehrmals gebrochen worden sein musste, die Haare trug er zu mehreren Zöpfchen geflochten, wie die Männer aus dem Osten; es fehlte ihm eine ganze Reihe Zähne, und drei Finger der linken Hand. Rankstrail hörte nicht auf ihn. Er trank hastig, erbrach sich und trank wieder.
    Als er endlich zu den anderen zurückkam, hatte der Truppführer das Brot schon ausgegeben, und seine Ration teilten gerade die drei ältesten Krieger unter sich auf.
    »Was dagegen, Junge?«, fragte der Dickste von den dreien. »Wer essen will, muss auf seinem Posten bleiben. Lern erst mal, keine Sperenzchen zu machen.«
    Rankstrail sah sich nach dem Kommandanten um. Der hatte sich auf einem Stein ausgestreckt und verzehrte sein Brot, er wandte nicht einmal den Kopf, obwohl er sie gehört haben musste. Nach seiner Erfahrung als Bandenchef stufte Rankstrail ihn als Vollidioten ein, denn ein echter Anführer duldet keine Ungerechtigkeiten, und schon gar nicht beim Essen, und nur ein Schwachkopf kann annehmen, er könnte in einen Krieg ziehen, wenn einer seiner Soldaten sich vor Hunger und Demütigung nicht auf den Beinen halten kann.
    Er musste allein zurechtkommen. Sich zu prügeln, war zu

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