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Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork

Titel: Die Letzten ihrer Art 02 - Der letzte Ork Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvana de Mari
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Kamine sahen aus, als ob sie direkt aus der Wiese sprießen würden. Die Fenster waren breit und niedrig und man sah darin den Widerschein der Herdglut. Hier und da tauchten kleine Nutzgärten in der Heide auf, nach allen Seiten von hohen Mauern beschützt.
    Im Hügelland hinter Capula lagen die Kupferminen, wo ein sehr langer, dünner Kupferdraht hergestellt wurde, der zur Befestigung der kegelförmigen Hausdächer diente; von innen gesehen, bildete dieser Draht dann eine Art sehr lange Spirale. In den Minen arbeiteten Zwerge, die seit Jahrzehnten versklavt und ausgebeutet wurden, unter der Aufsicht von einem halben Dutzend Soldaten. Wenige Tage nach der Ankunft des Hauptmanns hieß es, einem der Zwerge, einem gewissen Nirdly, sei die Flucht gelungen. Es handelte sich dabei um ein für seine Spezies erstaunlich junges Individuum, angesichts der geringen Geburtenrate und der ausgesprochenen Langlebigkeit dieses Volkes.
    An einem besonders klaren Morgen, als der Nordwind auch noch das letzte Staubkörnchen vom Horizont gefegt hatte, stieg der Hauptmann auf den Gespaltenen Berg, gefolgt von dem Gefreiten Lisentrail und ein paar jüngeren Hellebardieren. Der Aufstieg war nicht zu schwierig und nach einem halben Tag waren sie am Gipfel. Man überblickte die gesamte Hochebene mit ihren Ziegen und ihren grasbewachsenen Häusern, und dann weiter unten im Osten Bonavent, das nun in den Händen der Orks war. Es hatte die Form eines lang gestreckten Dreiecks. Zwischen einem Kastanienwäldchen und nun brachliegenden Sonnenblumen- und Maisfeldern erkannte der Hauptmann eine Reihe von verkohlten Häuserruinen. Das waren die Überreste der fünf Bauerngehöfte, von denen die Flüchtlinge in Daligar erzählten. Die besten Gänse weit und breit habe es hier gegeben, erzählten die Frauen an ihren Feuern vor Daligar, wenn sie sich an ihr Geflügel und an die Würste erinnerten, die sie daraus machten. Das aus dem See abfließende Gewässer musste der Rivonero sein, dessen Wasser fast schwarz war von den vielen Forellen, die darin lebten. Die Angler dieser Forellen lagerten jetzt vor Daligar und die Forellen aß jemand anderer.
    Der Hauptmann überschlug rasch im Kopf, wie viele Männer er brauchen würde, um aus dem Traum von der Rückeroberung dieses Landes Wirklichkeit zu machen, und die Zahl war derart hoch, dass er es aufgab, darüber nachzudenken. Alles, was er tun konnte, war, Malevent zu schützen.
    Noch weiter im Osten fing das Orkland an, eine nicht bestellte Ebene, bedeckt von unzugänglichen Wäldern und durchzogen von unüberwindlichen Klüften. Steilfelsen und enge Täler, Steinwüsten und Sümpfe wechselten sich hier ab, ein unfruchtbarer Boden, der seine Kinder nicht ernährte und sie in Abständen wie hungrige Wölfe in die Welt hinausspuckte, um sie zu plündern.
    Als der Abend hereinbrach, funkelten die Sterne im eisigen Wind so groß und wirkten so porös, als ob sie eine Schale hätten. Die Söldner lagerten am Fuße des Gespaltenen Bergs und da sahen sie eine kleine Gestalt aus dem Dunkel auftauchen, sie kam bis an ihren Kreis um das Feuer heran, verfolgt von vier Bewaffneten, die zwei Hunde mit sich führten.
    Der Zwerg blieb stehen. Er sah zuerst sie an, dann die Soldaten hinter sich und musste wohl erkennen, dass es kein Entrinnen für ihn gab, da zuckte er die Schultern. Er hatte ein kantiges Gesicht und einen braunen Bart. Eine Wade und eine Schulter bluteten, ein Zeichen dafür, dass er schon gebissen worden war.
    »Ich lasse mich lieber von euch töten«, erklärte er keuchend. »Haltet die Hunde fest.«
    Der Hauptmann lag am Boden und beobachtete die Sterne, er stand nicht einmal auf.
    »Lisentrail«, sagte er munter, »dieser Herr vom Volk der Zwerge ist gekommen, um in den Militärdienst zu treten. Vor hundert Jahren etwa hat es eine Verordnung der Grafschaft Daligar gegeben, die gegen freiwilligen Militärdienst die Befreiung von der Zwangsarbeit in den Minen vorsieht. Erklär den Soldaten, die ihn verfolgen, dass er nunmehr ein Söldner ist und dass sie sich wegscheren sollen, mitsamt ihren Hunden. Ihr Gebell macht mich nervös.«
    »He, Hauptmann«, sagte Siuil, »Zwerge sind bei uns nie aufgenommen worden. Die will wirklich niemand.«
    »Lisentrail«, wiederholte der Hauptmann, »wir haben soeben einen Herrn vom Volk der Zwerge in unsere Reihen aufgenommen. Sobald du mir die Soldaten und die Hunde vom Hals geschafft hast, geh, und such einen Harnisch aus, der ihm passen könnte. He du, wie heißt

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