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Die Libelle

Die Libelle

Titel: Die Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Traum«, sagte Kurtz höflich. »Wirklich wunderschön, Mr. Meadows. So müssten wir es zu Hause auch haben - aber wie sollten wir?«
    »Hm, vielen Dank, Sir.«
    Das Haus war einst alt gewesen, doch hatte man die Fassade mit einem Schlachtschiff-blauen ministeriellen Anstrich verschandelt, und die roten Blumen in den Blumenkästen waren durchgehend linksherum angebunden. Ein zweiter junger Mann erwartete sie am Eingang und führte sie umgehend eine glänzend gewachste Treppe aus Kiefernholz empor.
    »Ich bin Lawson«, erklärte er atemlos, als kämen sie bereits zu spät, und klopfte mutig mit den Knöcheln gegen eine Doppeltür. Von innen bellte eine Stimme: »Herein!«
    »Mr. Raphael, Sir«, verkündete Lawson. »Aus Jerusalem. Kein leichtes Durchkommen bei dem Verkehr, tut mir leid, Sir.« Deputy Commander Picton blieb genau so lange hinter seinem Schreibtisch sitzen, dass es unhöflich wurde. Er nahm einen Federhalter zur Hand und unterzeichnete stirnrunzelnd einen Brief. Er sah auf und erfasste Kurtz eindringlich mit einem gelben Blick. Dann ließ er den Kopf vorschnellen, als wolle er jemand rammen, und richtete sich langsam auf, bis er gleichsam Hab-Acht-Stellung eingenommen hatte.
    »Guten Tag auch, Mr. Raphael«, sagte er und setzte ein so sparsames Lächeln auf, als sei es nicht die Jahreszeit zum Lächeln. Er war groß und arisch und sein gewelltes blondes Haar wie mit dem Rasiermesser gescheitelt. Er war breit und dickgesichtig und heftig, mit zusammengepressten Lippen und dem stechenden Blick des Tyrannen. Er hatte die gesucht fehlerhafte Ausdrucksweise des höheren Polizeibeamten und die abgeguckten Manieren des Gentleman; und wann immer es ihm passte, konnte er jederzeit beides ohne Vorwarnung fallenlassen. Er hatte sich ein schmuddeliges Taschentuch in den linken Ärmel gestopft und trug eine Krawatte mit glanzlosen goldenen Kronen, um zu verstehen zu geben, dass er seine Spiele in besserer Gesellschaft spiele als man selbst. Er war ein selfmade-man der Terroristenbekämpfung, »teils Soldat, teils Bulle, teils Bösewicht«, wie er gern sagte, und gehörte zu der bereits Legende gewordenen Generation seines Gewerbes. Er hatte auf der Malaysischen Halbinsel Kommunisten und in Kenia Mau-Mau gejagt, Juden in Palästina, Araber in Aden und Iren überall auf der Welt. Mit den Trucial Oman Scouts hatte er Leute in die Luft gesprengt; auf Zypern war ihm Georgios Grivas um Haaresbreite durch die Lappen gegangen, und wenn er betrunken war, erzählte er voller Bedauern davon - aber wehe, jemand bedauerte ihn! Er war an verschiedenen Orten Zweiter Mann gewesen, Erster aber nur ganz selten, denn es gab da auch noch andere Schatten. »Misha Gavron gut in Form?« erkundigte er sich, wählte einen Knopf auf seinem Telefon aus und drückte ihn mit solcher Kraft, dass man sich kaum gewundert hätte, wenn er nicht wieder hochgekommen wäre.
    »Misha geht’s prächtig, Commander«, sagte Kurtz begeistert und wollte sich seinerseits schon nach Pictons Vorgesetztem erkundigen, doch Picton war nicht daran interessiert, was Kurtz hätte sagen können, schon gar nicht über seinen Chef.
    Ein auf Hochglanz poliertes silbernes Zigarettenkästchen mit den eingravierten Unterschriften seiner Offizierskameraden auf dem Deckel stand weithin sichtbar auf seinem Schreibtisch. Picton klappte es auf und reichte es Kurtz, und sei es nur, dass dieser es glänzen sähe. Kurtz erklärte, er rauche nicht. Picton stellte das Kästchen wieder genauso hin, wie es stehen sollte -ein Schaustück, das seinen Zweck wieder einmal erfüllt hatte. Es klopfte, und herein traten zwei Männer, einer in Grau und einer in Tweed. Der in Grau war ein vierzig Jahre altes Bantamgewicht aus Wales mit Kratzspuren am Unterkiefer. Picton stellte ihn als »meinen Chief Inspector« vor.
    »Leider nie in Jerusalem gewesen, Sir«, verkündete der Chief Inspector, stellte sich auf Zehenspitzen und zog gleichzeitig seine Rockschöße herunter, als gälte es, sich eine Handbreit größer zu machen. »Meine Frau ist Feuer und Flamme, Weihnachten mal in Bethlehem zu erleben, aber für mich war Cardiff immer gut genug, wirklich.« Der in Tweed war Captain Malcolm, der jene Klasse hatte, nach der Picton es manchmal verlangte und die er immer hassen würde. Malcolm war von einer unaufdringlichen Höflichkeit, die schon wieder aggressiv war.
    »Mir eine Ehre, Sir, ehrlich«, vertraute er Kurtz an und reichte ihm die Hand, ehe Kurtz sie brauchte.
    Als jedoch Litvak an der

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