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Die Libelle

Die Libelle

Titel: Die Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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ein Eigentor geschossen hat. Und dabei sein leckeres holländisches Meisje mitgenommen hat, oder?« Kurtz vergaß einen Moment lang seine angebliche Unterwürfigkeit und hakte schnell ein. »Richtig, Commander, und soweit wir wissen, wurden sowohl das Fahrzeug als auch der Sprengstoff, der zu diesem bedauerlichen Unfall führte, von Mr. Mesterbeins Kontakten in Ankara bereitgestellt und durch Jugoslawien nach Österreich überführt.«
    Picton griff nach dem Zettel, den Malcolm ihm zurückgebracht hatte, und bewegte ihn vor den Augen hin und her, als wäre er kurzsichtig, was er aber nicht war. »Man teilt mir mit, dass unser Zauberkasten unten keinen einzigen Mesterbein enthält«, verkündete er mit gespielter Sorglosigkeit. »Weder auf der weißen Liste noch auf der schwarzen Liste -überhaupt keine Eintragung.« Kurtz schien eher erfreut als verärgert. »Commander, das lässt keineswegs Rückschlüsse auf irgendeine Unfähigkeit Ihrer schönen Datenabteilung zu. Bis vor wenigen Tagen, würde ich sagen, war Mesterbein auch von Jerusalem als harmlos angesehen worden. Dasselbe gilt für seine Komplizen.«
    »Die Blondine eingeschlossen?« fragte Captain Malcolm und kehrte noch einmal zu Mesterbeins Begleiterin zurück. Doch Kurtz lächelte nur und schob die Brille zurück, um so die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf das nächste Foto zu lenken. Es handelte sich um eine der vielen Aufnahmen, die das Münchener Beobachtungsteam über die Straße hinweg gemacht hatte und die Yanuka bei Nacht zeigte, wie er gerade das Haus betrat, in dem seine Wohnung lag. Das Foto war leicht verschwommen, wie es bei Infrarot-Aufnahmen bei längerer Belichtung häufig der Fall ist, doch für Erkennungszwecke genügte es durchaus. Er war in Begleitung einer großen blondhaarigen Frau im Viertelprofil. Sie war beiseite getreten, während er den Schlüssel in die Haustür steckte, und es war dieselbe Frau, die Captain Malcolm bereits auf dem früheren Foto aufgefallen war. »Wo sind wir denn jetzt?« fragte Picton. »Doch nicht mehr in Paris. Dazu passen die Häuser nicht.« »In München«, sagte Kurtz und nannte die Adresse. »Und wann?« fragte Picton so brüsk, dass man hätte meinen können, er habe vorübergehend vergessen, dass Kurtz nicht einer von seinen Mitarbeitern war.
    Doch Kurtz tat wieder so, als hätte er die Frage missverstanden. »Die Dame heißt Astrid Berger«, sagte er, und wieder richtete sich Pictons gelber Blick argwöhnisch und wissend zugleich auf ihn. Da er zu lange nicht die Möglichkeit gehabt hatte, eine bedeutende längere Bemerkung zu machen, hatte der Waliser Polizeibeamte sich dafür entschieden, aus dem Dossier laut Miss Bergers Personalangaben vorzulesen: »›Berger, Astrid, alias Edda, alias Helga‹ - alias Was-will-man-sonst-noch… 1954 in Bremen geboren, Tochter eines wohlhabenden Reeders. Sie bewegen sich in feinen Kreisen, muss ich schon sagen, Mr. Raphael. ›Studium an den Universitäten Bremen und Frankfurt, Examen 1978 in Politik und Philosophie. Gelegentlich Mitarbeiterin radikaler und satirischer westdeutscher Blatter, letzter bekannter Wohnsitz 1979 Paris, häufige Reisen in den Nahen Osten....‹ «
    »Noch eine verdammte Intellektuelle«, fiel Picton ihm ins Wort. »Sehen Sie nach, ob wir was über sie haben, Malcolm.« Während Malcolm erneut hinausschlüpfte, ergriff Kurtz wieder beherzt die Initiative.
    »Wenn Sie so freundlich wären, die Daten hier ein bisschen zu vergleichen, Commander - Sie sehen, dass Miss Bergers letzter Besuch in Beirut im April dieses Jahres stattfand, also mit Mr. Mesterbeins Reise zusammenfiel. Sie war auch in Istanbul, als Mr. Mesterbein dort Zwischenstation machte. Sie haben zwar verschiedene Maschinen genommen, sind aber im selben Hotel abgestiegen. Ja, Mike, bitte.«
    Litvak hatte ein paar fotokopierte Hotelanmeldeformulare zu bieten, von Mr. Anton Mesterbein und Miss Astrid Berger ausgefüllt, 18. April datiert. Daneben, durch die Reproduktion stark verkleinert, die Quittung der von Mesterbein beglichenen Rechnung. Beim Hotel handelte es sich um das Istanbuler Hilton. Während Picton und der Chief Inspector die Kopien noch studierten, ging die Tür wieder auf und wurde geschlossen.
    »Ist es zu fassen, Sir? Auch über Astrid Berger - nichts«, berichtete Malcolm äußerst kläglich lächelnd.
    Picton hob seinen silbernen Drehbleistift mit den Fingerspitzen beider Hände in die Höhe und drehte ihn vor seinen missmutig blickenden Augen.
    »Hm«, meinte

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