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Die Libelle

Die Libelle

Titel: Die Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Vordersitzen. In allen diesen Einzelheiten und vielen anderen, die auf dem Bild nicht sichtbar seien, sagte er, gleiche der Mercedes auf dem ihnen vorliegenden Foto dem Mercedes, der zufälligerweise außerhalb von München in die Luft geflogen und von dessen Vorderteil wie durch ein Wunder das meiste unversehrt geblieben sei.
    Malcolm wartete plötzlich mit einer Lösung auf. »Aber gewiss, Sir - was nun das betrifft, dass sie Engländerin sein soll -, ist sie denn nicht die Holländerin ? Ob nun rothaarig oder blond - das hat doch nichts zu bedeuten. Englisch kann doch in diesem Zusammenhang nur bedeuten, dass Englisch ihre gemeinsame Sprache war.« »Ruhe!« befahl Picton und zündete sich eine Zigarette an, ohne den anderen eine anzubieten. »Lassen Sie ihn weitermachen«, sagte er. Und inhalierte eine Unmenge Rauch, ohne ihn wieder auszustoßen. Kurtz’ Stimme hatte inzwischen etwas Straffes bekommen, wie auch, zumindest für einen Augenblick, seine Schultern. Er hatte beide Fäuste neben dem Dossier auf den Tisch gelegt. »Commander, aus anderer Quelle wissen wir«, verkündete Kurtz mit größerem Nachdruck, »dass derselbe Mercedes auf der Fahrt nach Norden, von Griechenland durch Jugoslawien, von einer jungen Frau mit einem britischen Pass gefahren wurde. Ihr Liebhaber begleitete sie nicht, sondern flog mit einer Maschine der Austrian Airways nach Salzburg voraus. Dieselbe Fluggesellschaft durfte auch eine sehr opulente Unterkunft für ihn reservieren, im Hotel Österreichischer Hof in Salzburg, wo unsere Nachforschungen ergeben haben, dass das Paar sich Monsieur und Madame Laserre nannte, obwohl die betreffende Dame kein Französisch sprach, sondern nur Englisch. Man erinnert sich an die Dame wegen ihres phantastischen Aussehens, ihres roten Haars, des fehlenden Eherings und der Gitarre, die einige Heiterkeit auslöste; außerdem war aufgefallen, dass, obwohl die Dame das Hotel früh am Morgen zusammen mit ihrem Mann verlassen hatte, sie später am Tage allein zurückkehrte. Der Hoteldiener erinnert sich, Madame Laserre ein Taxi zum Flughafen Salzburg bestellt zu haben, und weiß auch noch genau, um welche Zeit das geschah, um 2 Uhr nachmittags nämlich, kurz bevor er frei hatte. Er erbot sich, ihre Buchung zu bestätigen und sich zu vergewissern, dass die Maschine keine Verspätung hatte, doch Madame Laserre wollte davon nichts wissen, weil sie vermutlich nicht unter diesem Namen reiste. Drei Flüge von Salzburg passen in diesen Zeitrahmen, darunter eine Maschine der Austrian Airways nach London. Die Dame am Schalter der AA erinnert sich genau an eine rothaarige Engländerin, die ein nicht benutztes Charter-Ticket Saloniki-London vorwies und es umgebucht haben wollte, was jedoch nicht möglich war. Infolgedessen war sie gezwungen, ein Hinflug-Ticket zum vollen Preis zu nehmen, das sie in US-Dollar bezahlte, hauptsächlich in Zwanzig-Dollar-Scheinen.«
    »Machen Sie’s doch nicht so spannend«, knurrte Picton. «Wie heißt sie?» Und drückte mit großer Heftigkeit seine Zigarette aus, drückte noch lange weiter, nachdem die Glut schon erloschen war. Als Antwort auf seine Frage reichte Litvak bereits Fotokopien der Passagierliste herum. Er sah blass aus; als ob er Schmerzen hätte. Nachdem er um den Tisch herumgegangen war, schenkte er sich etwas Wasser aus einer Karaffe ein, obwohl er den ganzen Morgen noch so gut wie kein Wort gesagt hatte.
    »Zu unserer ersten Verblüffung fanden wir keine ›Johanna‹ darauf, Commander«, gestand Kurtz, als alle sich mit der Passagierliste beschäftigten. »Die einzige, auf die unsere Beschreibung einigermaßen zutraf, war eine gewisse Charmian. Ihren Nachnamen haben Sie vor sich. Die Dame von den Austrian Airlines bestätigte uns die Identifikation - Nummer achtunddreißig auf der Passagierliste. Die Dame erinnerte sich sogar an die Gitarre. Wie der Zufall es wollte, ist sie selbst eine Verehrerin der großen Manitas de Plata, und deshalb hat sie die Gitarre, die einen tiefen Eindruck auf sie machte, auch nicht vergessen.«
    »Wieder so eine Freundin«, sagte Picton heiser, und Litvak hüstelte.
    Kurtz’ letztes Beweisstück kam gleichfalls aus Litvaks Aktentasche. Kurtz streckte beide Hände danach aus. Litvak legte sie ihm hinein: ein Stoß Fotos, noch ganz klebrig vom Fixierbad. Er verteilte sie stoßweise. Sie zeigten Mesterbein und Helga in der Abflughalle eines Flughafens; Mesterbein starrte verzagt geradeaus in die Luft, während Helga hinter ihm eine

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