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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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fünf körperlichen Sinne in diesem Fall keine Anwendung finden konnten, sagte ihm etwas, was dem Gesichtssinn gleichkam, dass unter dieser Oberfläche noch viele Farbschichten von Erinnerungen und Gefühlen kunstvoll verborgen lagen.
    Er streckte seine inneren Fühler aus, und Aysha verpasste ihm einen Klaps.
    Nicht spähen .
    Entschuldigung . Er zog sich zurück. Zeigst du mir, wie das geht? Wie ich Teile von mir so abschotten kann, dass keiner hineinkommt, es sei denn, ich lade ihn dazu ein?
    So wie ich es mache?
    Gair zuckte schuldbewusst zusammen, und sie lachte.
    Jetzt ist es an mir, mich zu entschuldigen. Ich weiß, dass ich ziemlich forsch in deine Gedanken eingedrungen bin.
    Das ist nicht schlimm. Aber manchmal schreit Ihr ziemlich laut .
    Ihre Farben wirbelten vor Belustigung.
    Gair war fasziniert; er sah und spürte ihr Lachen, anstatt es zu hören.
    Ich werde es dir ein andermal zeigen. Du bist noch nicht bereit dazu – du brauchst noch viel mehr Übung .
    Sie zog sich weiter zurück, und er vermutete, dass dies eine Aufforderung war, sie zu verlassen. Er ging so sanft, wie es ihm möglich war.
    »Bisher kenne ich nur Eure Farben«, sagte er, als der Kontakt abgebrochen war. Das stimmte nicht ganz; er erkannte auch die einiger anderer Meister, aber er bezweifelte, dass sie ihn für ein Schwätzchen in sich einlassen würden. Außer vielleicht Alderan.
    »Dann musst du an mir üben, bis du auf die Welt losgelassen werden kannst, ohne uns allen Kopfschmerzen zu verursachen.«
    Ein kalter Wind fegte über Ayshas Balkon. Graupel klapperten über die schiefernen Bodenplatten und stachen in Gesicht und Hände, während sie und Gair sich wieder in menschliche Gestalt zurückverwandelten.
    Aysha duckte sich gegen die Böen, schirmte das Gesicht mit dem Arm ab und humpelte auf die Tür zu. Als sie sie öffnete, hüllten die jadegrünen Brokatvorhänge sie sofort ein, so wie der Mantel eines Zauberers eine Käfigtaube umgab.
    »Wartet!« Gair eilte hinter ihr her.
    Zu spät.
    Der Brokatstoff riss, und die Gardinenstange aus Messing fiel klappernd zu Boden.
    Gair schob sich an dem verbliebenen Vorhangstück vorbei und fand Aysha zusammengesackt und unter Fluten von Stoff neben ihrem umgestürzten Schreibtischstuhl liegend. Er kniete neben ihr nieder und hob den schweren Brokat von ihrem Kopf. »Bei allen Heiligen, ist mit Euch alles in Ordnung? Habt Ihr Euch verletzt?«
    Mörderische blaue Augen starrten ihn an. Mit ihrem freien Arm schob sie ihn weg. »Natürlich ist mit mir alles in Ordnung! Hast du noch nie einen Krüppel stürzen sehen? Mach mir Platz, verdammt!«
    Verbogene Gardinenhaken fielen auf den Teppich, als sie an dem Stoff zog, bis sie beide Arme befreit hatte. Sie beachtete seine ausgestreckte Hand nicht, sondern ergriff ihre am Boden liegenden Stöcke, kämpfte sich auf die Knie und versuchte dann aufzustehen. Ihr linkes Fußgelenk knickte ein, und sie schrie vor Wut und Schmerz auf und fiel Gair vor die Füße.
    » Khajal me no suri jarat! « Sie sah aus wie eine frisch gebadete Katze und biss die Zähne so fest zusammen, dass jeder Atemstoß ein Pfeifen zwischen ihren Zähnen erzeugte.
    Gair legte den einen Arm um ihre Schultern, schob den anderen unter ihre Knie und hob sie mitsamt dem Vorhang auf.
    »Lass mich los.«
    »Aysha, Ihr könnt nicht stehen.«
    »Ich sagte: Lass mich los. Bist du taub oder nur schwer von Begriff?« Sie schlug mit der Faust gegen seine Schulter. »Setz mich ab.«
    Der nächste Schlag traf ihn am Kinn. Er riss den Kopf zurück. »Hört auf damit.«
    »Setz mich ab !«
    »Würdet Ihr bitte stillhalten? Ich versuche nur, Euch zu helfen.«
    »Ich brauche keine Hilfe. Es geht mir gut!«
    Er ging in die Knie und setzte sie auf dem Sofa vor dem Kamin ab. Aysha sah ihn finster an und holte wieder mit der Faust aus.
    Gair packte ihr Handgelenk, bevor sie ihn noch einmal schlagen konnte. »Das reicht.«
    » Ayya qi makhani! « Mit der anderen Hand versetzte sie ihm eine schallende Ohrfeige.
    »Ich sagte: Das reicht !« Er drehte ihr die Hände hinter den Rücken. Aysha ruckte mit den Schultern nach rechts und links und versuchte sich zu befreien, doch er packte sie noch fester.
    In ihren gewitterigen Augen blitzte es. » Bhakkan! Me no suri jarat ! Lass mich los !«
    »Erst müsst Ihr mir versprechen, dass Ihr mich nicht mehr schlagt.«
    »Bastard! Du tust mir weh!«
    »Versprecht es, Aysha!«
    Ihre weißen Zähne mahlten Flüche, die sie ihm ins Gesicht spuckte. Ihr

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