Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
leidenschaftlicher Mund stieß einen Strom von höchst unterschiedlich klingenden Beleidigungen aus, die seine Ohren wie Gesang erfüllten.
Gair starrte sie unwillkürlich an. Es war ihm egal, was sie sagte, solange er sie dabei beobachten konnte. Die wütende Aysha war das Schönste, was er je gesehen hatte.
Sie erwiderte seinen Blick böse und keuchte. Mit jedem Atemzug drückte sich ihr Busen gegen seinen Brustkorb. »Was starrst du so? Lass mich los.«
»Ich will Euer Wort haben.« Er wollte sie küssen.
»Prima. Da hast du es. Und letzt lass mich los!«
Er löste den Griff um ihre Handgelenke. Aysha rieb sich die deutlich sichtbaren Druckstellen auf ihrer zimtfarbenen Haut. »Du hast mir wehgetan.«
»Ihr habt versucht, mich zu schlagen.«
»Du hattest es verdient.«
»Weil ich Euch vom Boden aufgehoben habe?«
Sie hob eine ihrer dunklen Brauen. »Bitte erspare mir deine ritterlichen Höflichkeiten. Ich bin kein hilfloses Ammani -Milchgesicht, das sich sofort ins Bett legt, wenn es sich den Finger mit einer Sticknadel verletzt hat!«
»Wäre es Euch lieber gewesen, wenn ich Euch dort hätte liegen lassen?«
»Ich bin ein Krüppel, du Schneckenhirn.« Ihre Wut traf ihn wie ein eiskaltes Rasiermesser. »Manchmal falle ich halt hin. Ich bin durchaus in der Lage, allein wieder aufzustehen – die Göttin allein weiß, dass ich darin mehr als genug Übung habe. Ich brauche dazu keinen Mann, der mehr Haare auf dem Hintern als Hirnmasse im Kopf hat!«
Gair warf die Hände in die Luft. Eine unmögliche Frau! Eine wunderschöne, unmögliche Frau, und der Drang, sie zu küssen, was so groß, dass es wehtat. »Seid Ihr jetzt fertig, oder wollt Ihr mich noch weiter beleidigen?«
Ein Windstoß trieb Hagelkörner durch die offen stehende Balkontür. Gair warf die Tür mithilfe seines Sangs zu.
Aysha packte ihn mit beiden Händen beim Hemdkragen. »Ich bin noch nicht fertig«, sagte sie und küsste ihn.
Ihre Lippen waren sanft und zugleich stärker, als er erwartet hatte. Sie reizten seinen offenen Mund, so dass er sie schmecken konnte. Gütige Göttin im Himmel! Er packte sie bei den Schultern und stieß sie von sich. »Das dürfen wir nicht.«
Sie starrte ihn an; ihre Wangen waren gerötet. »Du willst mich nicht haben.«
»Das ist es nicht. Meisterin …«
»Ich habe es dir doch schon gesagt, Leahner. Nur Aysha.«
»Ihr seid im Rat der Meister. Ich bin nur ein Schüler. Die Regeln …«
»Dämliche Regeln!«, brauste sie auf, »Regeln für Kinder, damit sie vor sich selbst geschützt werden. Keiner von uns beiden ist mehr ein Kind.« Sie ließ sein Hemd los, glättete die Knitterfalten, und ihre Hände fuhren unter sein offenes Wams. Gair schluckte; sein Mund war plötzlich trocken, als die Fingerspitzen über sein Schlüsselbein und den Brustkorb fuhren.
»Das ist nicht richtig.« Sie war seine Lehrerin .
»Das macht es doch nicht von vornherein falsch.« Ihre Finger wanderten weiter hinunter und fuhren die Erhebungen nach, die seine Bauchmuskeln bildeten, als sie sich unter ihrer Berührung zusammenzogen.
Heilige Mutter . Er packte ihre Hände und hielt sie fest, als sie seinen Gürtel erreicht hatten, aber sie entwand sich seinem Griff wie ein Fisch.
»Küss mich.«
Es war kaum mehr als ein Atemhauch auf seinem Gesicht. Gair schloss fest die Augen. »Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich Angst habe, dass ich nicht mehr aufhören kann.« Er öffnete die Augen wieder. »Ihr macht mir Angst, Aysha. Die Gefühle, die Ihr bei mir hervorruft, machen mir Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich in Eurer Nähe bin. Ich …« Was immer er hatte sagen wollen, blieb ihm in der Kehle stecken und erstarb. Sie war so nahe. Zu nahe.
Er fand ihren Mund, der genau auf den seinen passte. Ihre Lippen teilten sich unter seiner Zunge. Kuss um Kuss, drängend, hungrig. Ihre Finger fuhren ihm durch das Haar; ihr Körper lag geschmeidig in seinen Armen. Ja .
»Ich will dich.« Ihre Worte wurden unter seinen Küssen zerdrückt. »Ich habe dich gewollt, seit ich dich habe fliegen sehen.«
Sie zerrte ihm das Hemd aus dem Gürtel. Gair schüttelte sein Wams ab, zog sich das Hemd über den Kopf und nahm sie wieder in die Arme. Ihre Berührungen huschten wie Flammen über ihn, und er zitterte, während er gleichzeitig brannte.
Ayshas Duft durchzog jeden Atemzug, den er tat: Leinen und Winter und süße, weiche Haut. Je tiefer er diesen Duft in seine Lunge einsaugte, desto mehr wollte er
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