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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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ihrer Freizeit machten, auch wenn es ihnen egal war, wer sie hörte. Nein, das ging sie gar nichts an. Jetzt zu Barthalus’ Aufsätze über die Regierung , Kapitel vier. Sie sollte es heute Abend zu Ende bringen. Barthalus’ Stil war staubtrocken, aber sein Buch war noch immer das Standardwerk auf diesem Gebiet. Mit etwas Glück konnte es ihr helfen, die Fallstricke am Weißen Hof zu meiden – aber nur, wenn es ihr gelang, mehr als drei Sätze zu lesen, bevor sie wieder von dem Rhythmus der Leidenschaft aus den Gemächern über ihr abgelenkt wurde.
    Was machte sie da? Warum hörte sie ihnen zu? Ihr Gesicht stand in Flammen, während sie eine Illusion wob, die sich über die gesamte Decke erstreckte, und sie so weit abdunkelte, bis alle Sternbilder von Astolar über ihr glitzerten. Der Abend erfüllte ihr Zimmer mit einer sanften Brise und dem süßen Gesang der Nachtigallen, aber das reichte nicht aus. Sie wusste jetzt, wer diese Farben trug. Sie schloss die Augen; das Buch glitt von ihrem Schoß und fiel zu Boden; der Teebecher ruhte vergessen in ihrer Hand. Bei allen Geistern, sie wusste genau, wer er war.
    Es war schwer, den Klatsch der Schüler nicht zu hören, auch wenn sie versuchte, die Ohren davor zu verschließen. Ihre Lüsternheit hatte Tanith fast genauso sehr entsetzt wie die Erkenntnis, dass sie für gewöhnlich sehr gut informiert waren. Nun wusste sie mit Gewissheit, dass zumindest eines der Gerüchte der Wahrheit entsprach.
    Die Tätowierung auf Ayshas Nacken hatte ungefähr die Größe eines Goldimperials und stellte eine stilisierte Mondsichel mit einem Sternenbogen zwischen den Spitzen dar. Gair stützte den Kopf in die Hand und betrachtete sie. Bisher hatte er nur eine einzige tätowierte Frau gesehen: Die bemalte Dame auf dem Jahrmarkt, auf deren Haut das Leben der Heiligen geprangt hatte – wie ein fleischgewordenes Buch Eador. Kaum ein Zoll an ihr war nicht bemalt gewesen, aber er konnte sich nicht daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte. Die Tätowierung, die Aysha trug, hatte einen Durchmesser von kaum einem Zoll, aber er konnte den Blick nicht davon abwenden.
    Sie schlief nun, hatte sich an seinen Leib geschmiegt. Ihr Atem ging langsam und regelmäßig; die eine Hand ruhte wie eine halb geöffnete Blume neben ihrem Gesicht. Vorsichtig, damit er sie nicht aufweckte, zog er den ruinierten Vorhang, der ihnen als Decke diente, bis zu ihren Schultern hoch.
    »Du starrst mich an«, murmelte sie, während sie die Augen noch geschlossen hatte.
    »Ich kann nicht anders. Du bist wunderschön.« Er beugte sich herunter und legte die Lippen auf die Mondsichel. »Ich wusste nicht, dass du eine Tätowierung trägst.«
    »Das ist mein Sklavenmal. Es ist das Zeichen des Händlers, der mich zuerst verkauft hat.«
    Gair hob ruckartig den Kopf. »Und du hast es behalten ?«
    Sie zuckte die Achseln. »Mir gefällt es.«
    »Ich wollte gerade sagen, dass ich es mag.«
    Aysha drehte sich um und runzelte neugierig die Stirn. »Und jetzt magst du es nicht mehr?«
    »Nein.«
    »Weil es mich zum Besitztum eines anderen macht? Ich habe früher nie etwas anderes gekannt, Gair. Meine Mutter stand in fremdem Eigentum, und deshalb war es bei mir genauso.«
    »Das ist abstoßend.«
    »Es ist bloß Tinte«, sagte sie sanft.
    »Ich meine das, was es bedeutet. Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du jemand anderem gehörst.«
    »Jemand anderem als dir, meinst du?« Belustigung glitzerte in ihren Augen. »Bist du eifersüchtig?«
    »Menschen sind keine Gegenstände und sollten niemandem gehören.«
    »Tatsächlich, du bist eifersüchtig!«
    Er zog sie an sich und küsste sie. »Vielleicht ein bisschen.«
    »Edler Ritter, ich fühle mich geschmeichelt.« Noch ein Kuss, länger diesmal. Aysha schob sein Haar zurück, als es auf ihr Gesicht fiel. »Du solltest es lang tragen. Es steht dir gut.«
    »Glaubst du?« Er schob es zurück, aber es fiel ihm wieder in die Stirn. »Ich hatte Angst, im Mutterhaus zu einem Barbier zu gehen, für den Fall, dass er mir eine Tonsur schneidet, sobald ich mal nicht hinsehe.«
    Sie schob ihm einige Strähnen hinter das Ohr.
    »Ich mag es. Bring einmal Kamm und Rasiermesser mit, dann werde ich es dir schneiden, wenn du willst.«
    »Das kannst du?«
    »Damit habe ich im Souk meinen Lebensunterhalt verdient. Ich war die Gehilfin eines Barbiers. Ich habe schon Haare geschnitten, als du dich erst einmal in der Woche rasieren musstest. Übrigens«, sie fuhr mit dem Fingernagel über sein

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