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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Sang entglitt. Sein Gesicht war zerkratzt und totenbleich. Durch blutrote Risse in seiner Kleidung zeigte sich das offene Fleisch, und sein ganzes Hemd war rot.
    Alderan kniete sich neben ihn. »Jetzt bist du zu Hause, mein Junge«, sagte er und legte ihm den Mantel um.
    Gair schrie auf, als der Mantel über die Wunde an seinem Nacken fuhr. Sein Atem ging stoßweise, und Blut und Schweiß klebten ihm die Haare an die Stirn.
    Alderan half ihm aufzustehen, aber der junge Mann sackte gegen ihn. »Komm schon, du sturer leahnischer Bastard«, murmelte Alderan und schob Gair seine Schulter unter den Arm. »Bleib bei mir. Ich habe dich aus einem bestimmten Grund hierhergebracht, und ich will verdammt sein, wenn ich dich jetzt verliere.«
    Gair schwebte durch die Dunkelheit. Sie war so ausgedehnt wie der Nachthimmel, so sternenlos wie der Tod, umgab ihn vollkommen und erstreckte sich bis in unvorstellbare Weiten. Er verspürte weder Hitze noch Kälte, sah keine Bewegung, hörte keinen Laut, nicht einmal den Klang seines eigenen Atmens. Er hatte kein Gefühl mehr dafür, wie die Zeit verging, denn er konnte sie nicht messen. Es gab nur ein endloses Jetzt. Die Leere war absolut.
    Dann sah er ein Flackern in der Finsternis. Zuerst war es ganz schwach. Ein verschwommener Fleck erschien, silbrig wie der Mond hinter Wolken. Er wurde heller und breitete sich aus; widerstrebend zog sich die Dunkelheit zurück und schien dabei noch düsterer zu werden, als ob sie durch den Kontrast vertieft würde. Als das Licht sein Blickfeld schließlich ganz ausfüllte, fühlte er sich zu ihm hingezogen. Etwas hinter dem Licht zerrte an ihm. Er war zu müde, um zu widerstehen. So müde, so vollkommen erschöpft. Es war leichter, einfach loszulassen.
    Ein eigenartiger Umriss floss vor dem Licht dahin. Farben glitten über ihn; er wirkte wie die Oberfläche einer Seifenblase. Ein weiterer Umriss, dunkler diesmal, erhob sich vor Gair und wurde zu einem verschwommenen Fleck aus bläulich silbernem Licht. Er war Gair irgendwie vertraut; er rührte an seine Erinnerungen. Trotz seiner Müdigkeit war Gair nun neugierig geworden. Er streckte sich nach den beiden Umrissen.
    Schmerz explodierte in ihm. Farben stachen ihm in die Augen wie Buntglassplitter; sein Hirn war in Flammen eingehüllt. Er kreischte auf, und der Lärm riss an seinen Ohren. Stimmen hallten und flüsterten in der Nähe seines Kopfes, schrillten an seinen Nervensträngen entlang und machten den Schmerz noch unerträglicher. Starke Hände hielten ihn nieder, packten seine um sich schlagenden und tretenden Gliedmaßen und drückten ihm den Kopf nach unten, bis er glaubte, sein Schädel würde von Eisenfingern zerquetscht. Schmerzwellen durchwogten ihn, und er heulte auf.
    Das Gesicht einer Frau trieb durch den Dunst über ihm. Sie lächelte sanft und legte ihm etwas Kühles auf das Gesicht. Ihre Lippen bewegten sich. Sie sagte etwas, aber ihre Stimme klang verzerrt und dumpf, als käme sie vom Grund eines Teiches.
    Gair verstand die Worte nicht. Wegen der Schmerzen konnte er nicht denken.
    Sie lächelte weiter, redete und streichelte ihm das Gesicht, und ganz langsam verschwanden die Schmerzen und mit ihnen das Licht, und auch sein Bewusstsein schwand, bis die Dunkelheit ihn wieder umfing.

28
    Danilar beobachtete den Sonnenaufgang von seinem Studierzimmer aus über den Rand eines Bechers mit heißem Tee hinweg. Der Tag, von dem der Kalender behauptete, es sei der erste des neuen Jahres, dämmerte klar und blau wie eine Eierschale herauf. Dem Aberglauben zufolge war das ein gutes Omen für das kommende Jahr. Als Kaplan des suvaeonischen Ordens durfte er solchen Zeichen keine Bedeutung zumessen, aber er wusste so gut wie jeder andere, dass die Göttin bisweilen geneigt war, Zeichen zu geben, auch wenn ihre Wege für die Menschen unergründlich waren.
    Heute war zweifellos ein solcher Tag. Der Kreuzgang vor seinem Fenster war zwar mit Ausnahme eines kleinen Flecks, der für die Vögel geräumt worden war, noch immer hüfttief mit Schnee bedeckt, und Eis bildete einen Bart an jeder Traufe und jedem Sims, aber die Sonne strahlte am Himmel und spendete bereits ein wenig Hoffnung.
    Als Danilar seinen Tee getrunken hatte, summte er ein paar Psalmen, während er draußen den Pfad fegte und Nahrung für die Spatzen streute. Einige der Mutigsten schossen sofort von den efeuumrankten Säulen herunter und hüpften um seine Füße herum, wobei sie abwechselnd ihn und ihr Frühstück mit glänzenden

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