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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Euch heute, abgesehen von Eurer Widerborstigkeit?«
    »So wie immer. Schrecklich.«
    »Vielleicht solltet Ihr doch die Medizin nehmen.«
    Die Miene des alten Mannes wurde noch düsterer. »Sie hilft nicht.«
    »Aber sie schadet auch nicht«, sagte Danilar.
    Ansel stieß ein Grunzen aus. »Sie schmeckt furchtbar. Wie verwesender Fisch.«
    »Medizin ist nicht dazu da, gut zu schmecken. Je schneller Ihr wieder gesund werdet, desto eher könnt Ihr aufhören, sie zu nehmen.«
    »Ich werde nicht mehr gesund, Danilar.«
    »Ich weiß.«
    »Hengfors’ Tränke können bei mir nichts mehr ausrichten.«
    »Auch das weiß ich.«
    »Und du beharrst trotzdem darauf, dass ich das Zeug einnehmen soll?«
    »Auch wenn Ihr Euch danach nicht besser fühlt, so wird sich wenigstens Hengfors besser fühlen.«
    »Verdammt, Mann, warum bist du bloß so vernünftig? Das macht es sehr schwer, wütend auf dich zu sein.«
    »Genau.«
    Was Ansel als Nächstes sagte, war knapp, heftig und hätte sogar einem kaiserlichen Legionär die Schamesröte ins Gesicht getrieben, wenn es nicht durch einen weiteren Hustenanfall unterbrochen worden wäre.
    Danilar hielt dem alten Mann eine Schüssel hin, in die er sich übergeben konnte. Obwohl die Göttin ihn in ihren Dienst gerufen hatte, war er doch im Herzen ein Soldat geblieben. Als der Anfall vorbei war, stellte Danilar die Schüssel zurück auf den Nachttisch und bedeckte sie mit einer Serviette. Es war wieder Blut darin gewesen; lange konnte es nicht mehr gutgehen.
    Ansel sackte zurück in die Kissen. Schleim rasselte in seiner Brust, als er darum kämpfte, Luft in die Lungen zu bekommen. Er hatte die Augen geschlossen; die Lider waren blau und so durchscheinend wie Papier. »Also, Kaplan«, krächzte er, »welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen deiner Gesellschaft an diesem wunderschönen Morgen?«
    »Ich habe einen Brief für Euch.«
    Nun öffnete der alte Mann die Augen; in ihnen glitzerte es. »Gibt es Neuigkeiten? Lies ihn mir vor.«
    Der Brief war mit einem runden Siegel aus blauem Wachs verschlossen, das eine Schwalbe zeigte. Danilar erbrach es mit dem Daumen und faltete das Papier auseinander. Die Botschaft erstreckte sich nur über wenige Zeilen und war in einer sauberen, leicht geneigten Handschrift verfasst.
    »Beim Fest von St. Saren«, sagte er, »falls sich das Wetter nicht ändert. Auf keinen Fall länger als sechs Wochen.«
    Er legte das Papier auf Ansels Laken. Der Präzeptor nahm es vorsichtig an sich und glättete es zwischen seinen Händen. »Am Sankt-Sarens-Tag«, bemerkte er. »Wie passend. Ich bete nur, dass ich es noch erleben werde.«
    »Ich bin mir sicher, dass dem so sein wird. Ihr seid stur genug dafür.«
    »Vielleicht, aber du weißt genauso gut wie ich, dass die Göttin nicht darauf achtet. Sie ruft mich zu sich, wenn sie so weit ist.« Ansel verstummte, als ob seine wenigen Worte ihn erschöpft hätten.
    Danilar ging zum Fenster und öffnete es einen Spaltweit. Der Raum war überhitzt; hier war es zu stickig für einen Mann mit Brustbeschwerden. Durch das frostüberzogene Glas sah er einige Gestalten in Kutten im Kreuzgang unter ihm. Die Gesichter waren kaum zu erkennen, aber das Scharlachrot war überdeutlich.
    »Ansel«, sagte er, »da draußen ist eine ganze Schar von Ältesten, und sie sind hierher unterwegs.«
    Der Präzeptor kicherte. »Ich hatte mich schon gefragt, wie lange es dauern würde. Schick sie fort.«
    Danilar drehte sich um. »Ihr wisst, warum sie herkommen?«
    »Oh, ich habe da eine deutliche Vorstellung. Ich hatte sie schon im letzten Monat erwartet.«
    »Wollt Ihr es mir nicht verraten?«
    »Schick sie einfach nur weg, Danilar. Ich bin nicht in der Stimmung für ihr Geplapper.«
    Danilar wartete, aber Ansel sagte nichts weiter. Dann sei es so. Ich bete zur Göttin, dass er weiß, was er tut, auch wenn ich es nicht weiß . Missbilligend kniff er die Lippen zusammen, ging durch das Vorzimmer zur äußeren Tür der Gemächer und öffnete sie.
    Goran stand bereits davor und hatte die Hand zum Klopfen erhoben. »Oh!« Er blinzelte. Seine vollen Wagen glühten stärker als gewöhnlich. »Ich wünsche Euch einen guten Morgen, Kaplan.«
    »Ältester Goran«, sagte Danilar freundlich. Nach dem Geruch des Branntweins zu urteilen, hatte sich Goran gut gegen die Kälte gewappnet. »Guten Morgen. Wollt Ihr nicht hereinkommen?«
    Goran merkte, dass er den Arm noch immer gehoben hatte, und senkte ihn rasch. Er steckte die Hände in die Ärmel, während er die

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