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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Schwert und Schild eines Leahners und ich die meine im Ratssaal. Mögen wohlwollende Geister uns beiden helfen . Rauchhände breiteten sich zum Segen aus, und er neigte ihr den Kopf zu. Schlafe gut, meine Tochter .
    »Du auch, Vater. Ich werde so schnell wie möglich nach Hause kommen, das verspreche ich.«
    Gut. Ich weiß, dass Ailric dich gern wiedersehen will .
    »Zweifellos.«
    Hast du über seinen Antrag nachgedacht?
    »Papa, ich brauche jetzt noch keinen Gemahl, und ich will auch keinen haben.« Sie war zu müde, um sich diesem Thema noch einmal zu stellen.
    Er wäre ein großer Segen für unser Haus und dir ein guter Gemahl .
    »Er würde uns nichts bringen als seinen Ehrgeiz. Ailric giert nach dem Thron und sieht mich als Mittel zum Zweck an.«
    Du urteilst zu harsch über ihn, Tanith. Denk bitte wenigstens einmal über seinen Heiratsantrag nach. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, dass du einsam sein wirst, wenn ich nicht mehr da bin .
    Sie unterdrückte ein Seufzen, denn sie hasste es, den Schmerz in seinen Augen zu sehen, auch wenn sie nur eine Illusion aus Rauch waren.
    »Also gut, ich werde darüber nachdenken, aber sage ihm bitte nicht mehr als das. Ich will meinen Gemahl selbst wählen, wenn die Zeit reif ist.«
    Das Bild ihres Vaters schwankte hin und her, als ob ihm unbehaglich wäre. Unser Blut wird allmählich dünn, Tanith. Es muss mit Vorsicht bewahrt werden. Ich will nicht mitansehen, wie du dich an eine unreine Verbindung verschwendest .
    »Unser Erbe wird in der weiblichen Linie weitergegeben. Kein Kind von mir wird nur des Vaters wegen vom Weißen Hof ausgeschlossen sein«, sagte sie. Er zuckte in Anbetracht ihres scharfen Tonfalls zusammen, und sie fuhr sanfter fort: »Mögest du im Frieden sein. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dafür sorgen, dass astolanischer Same in der astolanischen Erde Früchte trägt.«
    Diese Zeit könnte schon bald kommen, Tochter. Wir müssen an die nächste Generation denken, solange es noch die Hoffnung auf eine Ernte gibt .
    »Ich kenne meine Pflichten«, versicherte sie ihm. »Ich verspreche dir, dass ich bald wieder bei euch bin. Aber jetzt muss ich schlafen, Papa. Ich brauche Ruhe, bevor ich mit der Heilbehandlung weitermachen kann. Der Schild, den ich in seinen Geist gesetzt habe, wird bald erneuert werden müssen. Er erinnert sich schon wieder an Dinge, die eigentlich unterdrückt bleiben sollten, bis er stark genug ist, um ihnen entgegenzutreten.«
    Ich verstehe. Es möge dir wohlergehen, bis ich dich mit eigenen Augen wiedersehe .
    »Dir auch, Papa. Ich vermisse dich.«
    Das Abbild lächelte und wurde wieder zu bloßem Rauch. Die Yarra-Wurzel war schwarz und verschrumpelt. Tanith schloss die Augen, atmete die letzten Reste des lehmigen Geruchs ein und sog ihn so tief wie möglich in die Lunge. So viel zu ihrer Meditation. Sie war noch immer aufgewühlt und fühlte sich seelenwund, aber sie wagte keinen zweiten Versuch. Zu viel Yarra-Wurzel würde sie am kommenden Morgen schwerfällig machen, und sie musste im Vollbesitz ihrer Kräfte sein, wenn sie Gairs Geist betrat. Es stand jetzt zu viel auf dem Spiel, vielleicht sogar mehr, als Alderan bewusst war.
    Gair wusste, dass er wieder geträumt hatte, auch wenn er beim Aufwachen keine klaren Erinnerungen hatte, sondern nur eine undeutliche Ahnung, die den Flecken Frühlingssonnenschein auf seinem Bett verdunkelte und das Gezwitscher der Spatzen im Garten etwas schriller machte. Abgesehen davon fühlte er sich stärker als am Tag zuvor.
    Er setzte sich im Bett auf, wobei ihn seine Wunden kaum mehr schmerzten. Ermutigt schwang er die Beine über den Bettrand und stellte sich hin. Sofort verlor er das Gleichgewicht und musste sich wieder setzen, doch ein zweiter Versuch, bei dem er sich am Bettpfosten sowie am Rand des Nachttischs festhielt, war erfolgreicher.
    Die Narbe an seinem Hals spannte noch immer und war empfindlich, aber die an Armen und Schenkeln waren bereits zu dünnen Strichen verblasst. Sogar seine Prellungen waren schon gelb; bis zum nächsten Tag würden sie verschwunden sein. Als ihn ein kühler Luftzug vom Fenster über dem Bett her traf, sah er sich nach Kleidung um. Seine eigene war nirgendwo zu sehen, aber im Schrank hing eine schlichte Leinenrobe. Er band sich gerade den Gürtel um die Hüfte, als er hörte, wie hinter ihm die Tür geöffnet wurde.
    Er drehte sich um.
    Tanith stand auf der Schwelle und hielt ein abgedecktes Tablett in den Händen. »Ich hatte nicht erwartet, dich

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