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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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hatte«, sagte sie fröhlich. »Das Silber hebt die Farbe deiner Augen hervor.«
    »Hast du es für mich anfertigen lassen?«
    »Eigentlich sollte es ein Geschenk zu St. Winifrae sein, aber sobald du aufwachtest, brauchtest du neue Kleidung, und deshalb hatte ich den Schneider gebeten, sie dir schon herunterzuschicken.«
    »Das ist das feinste Hemd, das ich je hatte. Danke.« Er küsste sie auf die Stirn.
    Sie hob die Hände zu seinem Gesicht und berührte ihn mit ihrem Sang. Als sie ihn wieder losließ, zog sie eine Schnute. »Sie haben dich abgeschirmt«, sagte sie. »Das ist der Grund dafür, warum ich dich nicht finden konnte. Der Schirm verdeckt auch deine Farben. Und er schneidet dich vom Sang ab.«
    Er griff danach und fand nur Stille. Der Sang war da, er konnte ihn so wie immer spüren, aber er konnte ihn nicht hören. Überall um ihn herum drängten sich Wolkenmassen. Es war seltsam, wie sehr er sich daran gewöhnt hatte, nach dem Sang zu greifen, damit ihn diese Macht durchströmte. Ohne sie fühlte er sich ärmer.
    »Wie schlimm hat er dich verletzt?«, fragte Aysha.
    »Es ist nichts, was nicht wieder heilen würde«, sagte Gair und zog den Hemdkragen vom Hals weg. »Das hier ist das Schlimmste.«
    Sanft berührte sie die Narbe. »Tut es weh?«
    »Nicht mehr.«
    »Was ist mit deinen Erinnerungen? Wurden sie beschädigt?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Tanith sagt, sie weiß mehr, wenn sie mich das nächste Mal behandelt.«
    »Die Göttin gebe, dass sie dich schnell heilt. Ich vermisse dich.« Alles an dir .
    Das Bild, das sie ihm eingab, brachte ihn dazu, bis zu den Haarwurzeln zu erröten, und Ayshas Augen schienen zu tanzen. Er küsste sie, weil er seine Verlegenheit verbergen wollte, und machte ihr Versprechungen, die er so schnell wie möglich einlösen wollte.
    »Besuchst du mich später noch einmal? Ich muss mit Alderan sprechen.«
    Sie nickte. »Willst du ihn nach Savin fragen?«
    »Ja. Ich glaube, er schuldet mir jetzt die Wahrheit. Das war schon das zweite Mal, dass Savin versucht hat, mich zu töten, und ich will den Grund dafür wissen. Ich habe nichts getan, was das hier rechtfertigt. Hast du ihn jemals kennengelernt?«
    »Nein. Er war schon lange fort, als ich hierhergekommen bin, aber ich habe die anderen Meister über ihn reden hören.« Der forschende Blick ihrer blauen Augen glitt über ihn. »Sei vorsichtig mit ihm. Er ist nicht das, was er zu sein vorgibt.«
    Diese Worte waren wie ein so starker Widerhall dessen, was Savin in jenem Dachgarten gesagt hatte, dass Gair ganz kurz glaubte, Aysha habe über Alderan gesprochen.
    »Das werde ich, aber ich kann nicht versprechen, dass ich sanft zu ihm sein werde, wenn ich ihn erwische.«
    Ein Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Von einem Leahner habe ich nichts anderes erwartet.«
    Als er aufzustehen versuchte, ergriff sie seinen Arm mit beiden Händen. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dich von mir fernhalten«, flüsterte sie und zog ihn zu einem Kuss zu sich herunter. »Nicht noch einmal.«
    Ihre Leidenschaft verwirrte ihn, auch wenn sie alte Begierden in ihm wiedererweckte. Erinnerungen an sie in seinen Armen flossen durch seinen Kopf und ertränkten Gair in starken Gefühlen. Welche davon seine eigenen waren und welche ihre, die ihr Verlangen in seinen Geist einspeiste, vermochte er nicht zu sagen, aber er musste sich von ihr freimachen.
    »Später«, sagte er mit heiserer Stimme. Nun spürte er keine Schwäche mehr in den Gliedern; nun stand er in Flammen.
    »Später«, stimmte sie zu und fuhr ihm mit den Händen über die Brust. Ihre Berührung brannte bis unter das Leinen. Dann verwandelte sie sich blitzartig in einen Turmfalken und schoss auf das offene Fenster zu.

31
    Gair verließ die Treppe, betrat den zweiten Stock und hielt sich an der Wand fest. Der kurze Weg zu den Gemächern der Meister war härter gewesen, als er erwartet hatte. Er erinnerte sich sehr genau an ihn, und die Korridore und Treppen forderten seinem geschwächten Körper keine übermäßige Anstrengung ab, aber der Angriff auf seine Erinnerung hatte ihn stark geschwächt. Eigentlich wollte er sich nur noch zusammenrollen und den Kopf in den Armen vergraben.
    Jedes Gesicht, das er sah, kitzelte seine Erinnerung, und immer wieder war sein Kopf plötzlich von grellen Farben erfüllt, wenn er sich an eine Unterrichtsstunde, einen Witz oder einen Teil einer Prüfung erinnerte. Immer wenn er die eine Erinnerung beiseiteschob, überkam ihn die nächste, und alle waren sie

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