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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Ehren erwerben können. Aber nach der Gründung veränderte sich alles. Innerhalb von nur fünfzehn Jahren wurden die Wächter verfolgt und beinahe ausgerottet, und ihre Namen wurden dank der Inquisitoren aus den Geschichtsbüchern getilgt.« Alderan kniff die Lippen mürrisch zusammen. »Das war nicht gerade eine Glanzleistung von Mutter Kirche.«
    Schockiert fragte Gair: »Weil die Kirche glaubte, dass diese Wächter Magie benutzten? Aber Ihr habt gesagt, der Sang sei ein Teil der Welt um uns herum, also eine ganz natürliche Sache. Warum hat die Kirche ihn als falsch angesehen?«
    »Weil sie ihn nicht verstanden hat, und die Menschen haben immer Angst vor dem, was sie nicht verstehen. Sie hat nicht den Unterschied zwischen dem gesehen, was die Wächter getan haben, und dem, was Gwlachs Zauberer getan haben. Für die Kirche war das alles dasselbe.«
    Bruchstücke von Pater Trommelhöllers Lektionen stiegen in Gairs Erinnerung an die Oberfläche, und Fetzen aufbrausender, speichelspuckender Predigten drangen über den Abgrund der Jahre zu ihm und erinnerten ihn an die Geheimnisse, die er hatte hüten wollen. »Die Doktrinen lehren uns, dass die einzige Macht des Universums von der Göttin und ihrer Güte ausgeht«, sagte er. »Bedeutet das nicht, dass auch der Sang seinen Ursprung in ihr hat?«
    »Die Lektoren sehen es nicht so. Sie können es nicht hinnehmen, dass es eine andere Kraft als die göttliche gibt, also muss alles andere von vornherein teuflisch sein.«
    »Böse.«
    »Ja – zumindest aus Sicht der Kirche und ihrer Vertreter. Wenn du fragst, warum die Sterne nicht vom Himmel fallen, wird dir der Lektor antworten: weil die Göttin sie dort angeheftet hat. Warum fällt ein Stein zu Boden, wenn ich ihn fallen lasse? Weil die Göttin will, dass er fällt. Warum kann eine Frau die Hand auf einen kranken Mann legen, und er steht geheilt auf? Weil sie eine Hexe ist.« Alderan zog eine Grimasse.
    »Aber in Wirklichkeit benutzt sie nur den Sang, um ihn zu heilen?«
    »Sie setzt den Sang ein, damit sich der Mann wieder besser fühlt, aber wenn du Genaueres über die Heilkunst erfahren willst, musst du jemanden fragen, der davon mehr versteht als ich. Ich kann einen Splitter ziehen und eine Blutung stoppen, wenn du dich geschnitten hast, aber weiter reichen meine Fähigkeiten nicht. Sie erstrecken sich in andere Richtungen.«
    Als ihn die Erkenntnis traf, fragte sich Gair, warum er so lange dafür gebraucht hatte. Eine Schule auf den Inseln, alte Bücher. Plötzlich passte alles zusammen. »Ihr seid einer der Wächter«, keuchte er.
    Alderan lächelte, legte sich die Hand auf die Brust und verneigte sich leicht. »Du könntest sogar sagen, dass ich der Wächter bin. Mein Lebenswerk besteht in dem Versuch, unseren Orden wieder zu errichten und das übrig gebliebene Wissen um den Sang zu hüten. Er schützt den Schleier zwischen den Welten und erhält ihn aufrecht.«
    Das war mehr als unglaublich. Die schwach glühende Hoffnung wurde in Gair wieder zu einem lodernden Feuer. » Deshalb wisst Ihr so viel!«, rief er. »Und die ganze Zeit über habt Ihr mich glauben machen wollen, das alles sei nur ein Zeitvertreib für Euch! Ihr seid ein hinterhältiger alter …« Er schluckte das Wort herunter, das er soeben hatte sagen wollen. »Habt Ihr deshalb in Dremen auf mich gewartet? Ihr wollt, dass ich Eurem Orden beitrete …«
    Aber Alderan schüttelte bereits den Kopf. »Nichts würde mich mehr freuen als dein Beitritt zu unserem Orden, aber das ist eine Entscheidung, die nur du allein treffen kannst. Ein Geschenk, das nicht freiwillig gemacht wird, ist kein Geschenk. Nein, ich war in Dremen, weil mich ein alter Freund gebeten hatte, dir zu helfen, weil er wusste, dass niemand sonst es könnte. Ich habe es gern getan.«
    »War es Ansel?«
    »Nein. Frage bitte nicht, um wen es sich handelt, denn ich kann es dir nicht verraten. Ich habe mein Wort gegeben, und ich breche es nie.«
    Gair holte tief Luft. Dies war vermutlich die einzige Gelegenheit, die er bekommen würde, und wenn er jetzt nicht fragte, würde er es nie erfahren. »Könntet Ihr mein Lehrer sein?«
    »Das hängt davon ab, was du erlernen willst.«
    »Ich will keine Angst mehr davor haben.«
    »Und Wissen ist Macht. Eine gute Antwort.« Alderan stand auf und ging mit vor der Brust verschränkten Armen in der Kabine auf und ab. »Wenn ich dich als meinen Schüler aufnehme, Gair, muss ich von Anfang an etwas klarstellen. Du gehörst zu einer immer seltener

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