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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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etwas nicht mehr sehen musste.«
    »Genau. Das letzte Kapitel des Buches Eador enthält alles, was die Kirche von Ioans Prophezeiungen zu veröffentlichen gewagt hat. In den Apokryphen steht noch mehr – Dinge, die auch den stärksten Menschen Alpträume bescheren.«
    Gair sah sich um, betrachtete die aufgebauschten Segel über sich und das plätschernde Wasser unter sich, das hell im Sonnenschein lag. Es war schwer zu glauben, dass die Welt, die er sah und fühlte, abblättern konnte wie Farbe von einem alten Schuppen und eine andere Welt dahintersteckte. Er hätte sie doch irgendwie spüren müssen, oder? Er hatte vom Verborgenen Königreich gelesen; als Junge hatten ihn die Geschichten über Geister, Dämonen und Feenkinder bezaubert, aber er hatte sie immer nur als Märchen angesehen. Nie hatte er geglaubt, dass es das Verborgene Königreich wirklich geben könnte – ganz nahe bei ihm, so nahe wie seine eigene Haut.
    »Wie kommt es, dass ich nichts davon weiß? Woher wisst Ihr, dass diese andere Welt existiert, wenn Ihr sie nicht sehen oder berühren könnt?« Hilflos breitete er die Arme aus. Es gelang ihm einfach nicht, seine Gedanken in folgerichtige Fragen zu pressen. Es waren einfach zu viele, und zu viel Neues stürmte auf ihn ein.
    »Für Menschen wie die, die dich aufgezogen haben, existiert es nicht.« Mit einem recht traurigen Lächeln fügte Alderan hinzu: »Weißt du, die Menschen wollen lieber nicht allzu eingehend über die Welt nachdenken, in der sie leben. Sie mögen keine Veränderungen und sind glücklich, wenn jeder Tag so ist wie der Tag zuvor. Wenn du ihnen sagen würdest, dass der Himmel nicht oben und die Hölle nicht unten ist, sondern am gleichen Ort wie unsere Welt existieren, nur eine Schattentiefe entfernt, würden sie sagen, du seist von St. Margret angerührt worden, und dich ins Irrenhaus stecken.«
    Gair spürte, wie ihm die Knie weich wurden. Alles in seinem Leben, was er bisher als selbstverständlich hingenommen hatte, wurde nun auf den Kopf gestellt, und die Vorstellungen fielen von ihm ab, wie Äpfel von einem umgekippten Karren fielen. Ein Teil von ihm wollte ihnen hinterherjagen, sie schnappen und ordentlich aufstapeln. Der andere Teil wartete darauf, dass sie nicht mehr umherrollten. Er brauchte mehr Zeit, damit er den Sinn in alldem erkennen konnte, denn jetzt war nichts mehr so wie früher – gar nichts.
    »Was ist mit dem Sturm?«, fragte er schließlich. »Weiß Kapitän Dail davon?«
    »Er hat es letzte Nacht zu erkennen gegeben, als er mir geholfen hat, dich ins Bett zu bringen. Es ist ungewöhnlich, dass Stürme zu dieser Jahreszeit aus Nordosten kommen. Normalerweise ziehen sie von Süden auf, aus Richtung der Wüste. Irgendjemand hat mit dem Wetter herumgespielt.«
    »Wer?«
    Alderan sah nachdenklich drein. »Ich habe keine Ahnung. Ich weiß einige Menschen, die stark genug für ein Weben von dieser Größe sind, und das sind nur die, die ich persönlich kenne. Stürme sind keine örtlichen Phänomene. Sie erstrecken sich manchmal über Hunderte von Meilen. Die Temperatur des Wassers und des Landes sowie die Windrichtung arbeiten über gewaltige Strecken entweder miteinander oder gegeneinander und erschaffen die Vorbedingungen, unter denen sich ein Sturm entwickeln kann. Es bedarf großer Geschicklichkeit oder einer starken natürlichen Fähigkeit des Wettersangs, um all diese Energien zu kontrollieren und sie so zu manipulieren, dass sie auf einem bestimmten Gebiet wirksam werden. Denk daran, dass wir beide nötig waren, um den Sturm aufzulösen.«
    Das ergab einen Sinn für Gair. Das Gewebe, das Alderan über den Sturm gelegt hatte, hatte sich weiter erstreckt, als Gair hatte sehen und fühlen können. Wenn er mehr über das gewusst hätte, was er da tat, hätte er an den Strängen der Kraft bis zu den fernsten Bereichen des Netzes gleiten können wie eine Perle an einer Kette.
    In einer Ecke seines Verstandes prickelte es plötzlich. »Was ist mit Savin? Hat er vielleicht den Sturm geschickt?«
    »Auf alle Fälle fände er so etwas sehr lustig«, sagte Alderan. »Ich glaube aber nicht, dass er dafür verantwortlich war. Savin ist ein Lügner, ein Spieler und so glatt wie ein Aal, aber ich sehe keinen Grund, warum er uns Schaden zufügen sollte. Wieso denkst du an ihn?«
    »Ich hatte den Eindruck, dass er Euch nicht besonders mag.« Geistesabwesend rieb sich Gair das Brandmal auf seiner Handfläche. Schorf und Entzündung waren verschwunden, aber die Narbe war

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