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Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Die Lutherverschwörung - historischer Roman

Titel: Die Lutherverschwörung - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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sein, dort Geldgeber zu finden.«
    Â»Es war abgesprochen, dass Ihr den Mord in Wittenberg ausführt – und zwar unauffällig.«
    Â»Das stimmt nicht.«
    Â»Ein Attentat in Worms ist völlig gegen unsere Interessen.«
    Â»Brangenberg hat mir die Freiheit gewährt, die Umstände selbst zu wählen: Das war unser Vertrag.«
    Â»Weshalb seid Ihr so halsstarrig? Warum wollt Ihr Luther ausgerechnet jetzt töten?«
    Â»Die Schwarze Jungfrau hat es mir befohlen.«
    Wieder fuhr Richard abrupt herum und starrte Wulf in die Augen. »Von wem redet Ihr?«
    Â»Sie ist mir im Traum erschienen.«
    Â»Das ist nicht der Moment für schlechte Scherze.«
    Wulfs Wangen zuckten und seine Mundwinkel verzerrten sich. Die Welt war Babel; Menschen missachteten Absprachen und zogen Heiliges in den Schmutz; die Welt war reif für die Apokalypse, für die Reiter, die Verderben brachten und Tod; reif für ein Reinigungsbad – nur die Berufenen würden überleben.
    Â»Ihr urteilt wie ein Blinder von der Farbe«, sagte Wulf.
    Â»Was redet Ihr von einer Schwarzen Jungfrau? Wer soll das sein?« Richard war aufgebracht, in seinen Augen brannte wieder das Feuer, und die Verärgerung hatte seine Angst verdrängt.
    Manchmal fühlte Wulf sich leer und verbraucht, das konnte von einem Moment auf den anderen geschehen, wenn er enttäuscht war und verbittert, wenn er sich verraten wusste. In diesem Augenblick hörte er Orgelmusik. Spielte sie sich in seinem Kopf ab oder begann der Gottesdienst?
    Â»Ein schlechter Scherz, so sagtet Ihr gerade, nicht wahr?«
    Â»Es gibt sie nicht, und es gab sie nie. Sie existiert nur in Eurem verrückten Kopf, denn Ihr seid wahnsinnig!«
    Wulfs Augen füllten sich mit Tränen, sein Gesichtskreis verschwamm, die Orgelmusik füllte seine Gedanken. Die getragene, weihevolle Musik stimmte ihn ein auf das, was nun unumgänglich geschehen musste. Im Hintergrund, am Altar, bewegten sich purpurfarbene, weiße, grüne, blaue, rote und goldene Flecke, sie verschoben und vermischten sich, seine Wangen brannten, die Farbflecke kamen zur Ruhe. Dann erklang Chorgesang und die Musik hatte auf Wulf eine reinigende Wirkung. Er schloss die Augen und fuhr sich mehrmals mit den Händen über das nasse Gesicht.
    Als er die Augen öffnete, sah er wieder klar: Rechts und links vom Chor saßen hohe kirchliche Würdenträger in seidenen Gewändern und prächtigen Mänteln. Richard schaute nach vorn und überlegte wahrscheinlich, was nun zu tun sei.
    Wulf zog das Messer aus seinem Stiefel hervor. Die meisten Gottesdienstbesucher saßen vor ihnen, einige aber auch hinten in den letzten Reihen. Deshalb hielt er das Messer so, dass niemand es sehen konnte, während er es unter Richards weiten Mantel schob. Wulf beugte den Kopf weit nach vorne, bis er mit der Stirn die linke Hand, die immer noch auf der Vorderbank ruhte, berührte. Richard zuckte zusammen, als er die Messerspitze in seinem Rücken spürte, doch leider konnte Wulf sein Gesicht nicht sehen.
    Â»Ganz brav«, sagte Wulf. Er verachtete ihn und seinen ganzen Stand. War nicht die Art, wie sich der Adel kleidete, bei Licht betrachtet lächerlich? Und dann erst die Namen!
    Richard rührte sich nicht, er atmete schwer und keuchend und Wulf sah, wie sich sein Brustkorb hob und senkte. Er hatte sich seine Mission zweifellos anders vorgestellt, stolz und wichtig hatte er sich gefühlt, weil er eine Botschaft des Bischofs zu überbringen hatte, selbstherrlich war er aufgetreten und hatte Wulf den Kopf waschen wollen. Nun, das wäre zu verkraften gewesen – aber wer die Schwarze Jungfrau beleidigte, unterschrieb sein eigenes Todesurteil.
    Wulf wartete, er hatte keine Eile, der rechte Moment war noch nicht gekommen, denn der Chor hatte aufgehört zu singen und die Orgel war verstummt. Die Messe nahm ihren Fortgang, alte, vertraute lateinische Formeln erklangen, deren wahre Bedeutung Wulf zwar nicht kannte, die ihn aber vorbereiteten und einstimmten auf sein Amt als Vollstrecker. Wulf fühlte die Last der Verantwortung auf seinen Schultern, er war berufen, die Jungfrau zu rächen. Auch Luther hatte die Jungfrau beleidigt, indem er die Bedeutung der Heiligen schmälerte: Luther war Satan. Er war gekommen, die Religion zu zerstören und mit ihr die Heiligen. Und deshalb musste er
öffentlich
sterben.
    Aus den Augenwinkeln schaute sich Wulf um, die

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