Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Macht Der Könige

Titel: Die Macht Der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
der König entdeckt, daß seine neue junge Frau durch eine frühere Heirat ein Liebesverhältnis mit seinem Sohn hat. Feltheryn hob die Hand an die Stirn und fuhr damit durch sein struppiges weißes Haar, um die Geste des Schmerzes zu proben. Glisselrands zärtliches Lächeln, mit dem sie ihn beobachtete, bemerkte er nicht.
    Während ihrer letzten Tage in Ranke hatte die Truppe viele ihrer kostbaren Requisiten verloren. Da Die Macht der Könige ein Stück war, das am Königshof spielte, mußte Feltheryn Ersatz für Kronen, Zepter und anderes herrschaftliches Zubehör beschaffen. Aus diesem Grund machte er sich zusammen mit Snegelringe, der seinen Sohn Karel in der Aufführung spielen würde (Feltheryn reservierte sich immer die Rolle der Könige und überließ die jüngeren und romantischen Rollen seinem Junior), und mit Lempchin, dem Jungen, der das Faktotum der Truppe war, auf den Weg zum Basar von Freistatt. Sie suchten einen Schmied, der mit einem gewissen Stil und Kunstfertigkeit arbeitete, denn künstlerisch gesehen lagen Welten zwischen der Anfertigung von Kronen und Zeptern und der von Hufeisen und Faßbändern.
    Wahrscheinlich war es unvermeidlich, daß sie die Aufmerksamkeit derjenigen erregten, die in Abwind oder im Labyrinth wohnten, sich aber tagsüber auf dem Basar herumtrieben, denn nach all den Jahren, die Feltheryn auf der Bühne einen König gespielt hatte, bewegte er sich auch mit dem Gehabe einen Königs. Ein richtiger König wäre bestimmt nicht so dumm gewesen, nur in Begleitung eines Leibwächters und eines ungeschickten Jungen zum Basar zu gehen.
    Es war reines Glück, daß die ersten, die sich an dem alten Schauspieler versuchten, nicht zu den fähigeren Dieben Freistatts gehörten, sonst hätte er die Geldbörse, die er von Molin Fackelhalter erhalten hatte, vermutlich verloren. So jedoch stießen die angehenden Taschendiebe mit Feltheryn zusammen; der »Chef« der Bande (dem es trotz seiner Dummheit zumindest gelungen war, achtzehn Jahre alt zu werden) stürzte sich mit einem Messer auf ihn - und erfuhr auf der Stelle, daß Schauspieler im wirklichen Leben genauso geschickt wie auf der Bühne mit ihrem Schwert sein mußten.
    Snegelringes Schwert sprang aus der überreichlich verzierten Scheide, beschrieb einen unnötig spektakulären Bogen und schleuderte dem Angreifer das Messer aus der Hand.
    Die vermeintlichen Diebe wichen mit weit aufgerissenen Augen zurück, während ihr Anführer seine Hand umklammerte und heulend davonstolperte. Sie hatten eindeutig nicht damit gerechnet, daß Snegelringe, ein dicklicher Mann mit einer beginnenden Stirnglatze, so flinke Arme haben könnte.
    »Tod all denen, die gegen den König zu Felde ziehen!« rief Lempchin mit einer Stimme, die zwar kräftig, aber noch nicht tief genug für die Bühne war. Doch dann machte der Junge seinen Auftritt durch ein Kichern wieder zunichte.
    Zum Glück hatten die vermeintlichen Taschendiebe kein Gespür für die Feinheiten der Schauspielkunst und nahmen Lempchins Ausruf für bare Münze. Sie liefen davon und verteilten sich so gut, wie es die schmale Gasse zuließ.
    »Gut gespielt, mein tapferer Gesell!« wandte sich Feltheryn an Snegelringe. »Aber du, mein Junge, mußt noch lernen, nie den Charakter zu verändern, bevor der Vorhang gefallen ist! Stell dir vor, sie wären nicht weggerannt. Was, wenn sie unsere Gegenwehr für einen Witz gehalten hätten?«
    »Was schon?« gab Lempchin zurück. »Dann hätte Meister Snegelringe sie alle erstochen!«
    »Eine hübsche Szene, ohne Zweifel«, sagte Feltheryn und senkte seine tiefe Stimme noch um eine Oktave, bis sie wie das Todesorakel aus Nodrade klang. »Doch dann wären wir von Feinden bedrängt gewesen, das Ziel eines jeden Freundes dieser Übeltäter. Und in einer dunklen Nacht, die du allein gewesen wärst, würde dir die scharfe Klinge die Kehle aufschlitzen!«
    Der Junge schluckte.
    »Und wir müßten uns einen anderen Jungen suchen, der deine Aufgabe übernimmt, die Nachttöpfe auszuleeren!« fügte Snegelringe hinzu.
    Lempchins Unbehagen verflog, und er errötete. Er mochte Snegelringe eigentlich nicht, aber er respektierte den Schauspieler. Er hatte sogar vor, eines Tages Snegelringes Platz einzunehmen, wenn es ihm nur gelang, die Dialoge auswendig zu lernen und einen kleinen Unfall zu arrangieren.
    »Na, komm«, sagte Feltheryn und zerzauste dem dicklichen Jungen das Haar. »Ich sehe den Stand, den Lalo uns empfohlen hat, auf der anderen Seite des Platzes.

Weitere Kostenlose Bücher