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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Videoband, der Secret Service … und alle sind bis an die Zähne bewaffnet. Hier geht es um den Präsidenten, Beecher … Was sollen wir tun?« Während sie das fragt, lacht sie immer mehr.
    Ohne es richtig zu merken, stimme ich in ihr Lachen ein. Erst langsam, fast wie ein Schluckauf, doch dann geht es mit mir durch. Sie hat vollkommen recht. So völlig verloren zu sein … Was zum Teufel machen wir hier?
    In meinem Magen dreht sich alles, ich ringe nach Luft und lache zur selben Zeit, was Clementine nur dazu provoziert, noch heftiger zu lachen. Sie krümmt sich vor, hält sich den Bauch und wirft mir einen Blick zu, den ich noch nie an ihr gesehen habe. Er dauert kaum eine Sekunde, es ist eine anerkennende Miene, die ein Grübchen auf ihrer linken Wange erzeugt …
    Ein dumpfer Schlag.
    Leicht nach vorne gebeugt, schaue ich auf den Boden und sehe, dass das Wörterbuch aus meinen Arbeitskittel gerutscht und auf dem Linoleumboden gelandet ist.
    Clementine starrt auf das alte Buch. Das Lachen ist ihr vergangen.
    Mir auch. Die Wirklichkeit hat sich zurückgemeldet. Und mit ihr die Furcht.
    »Clemmi, hör mir zu: Was auch immer wir in diesem Raum gefunden haben und was auch immer wir mit diesem Buch tun werden …« Sie sieht mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich atme tief durch. »Ich werde das wieder geradebiegen.«
    Sie nickt und schwankt dabei etwas. »Das meinst du ernst, habe ich recht?«
    »Ich bin zwar nicht ganz sicher, aber ich glaube schon, ja.« Mein Blick gleitet über die leeren Regale, und noch einmal schaue ich mir genau die Anzeige mit den Besucherzahlen an, ich muss uns unbedingt wieder aufs richtige Gleis bringen. »Doch, ich schaffe das.«
    Sie beobachtet mich scharf. Um uns herum herrscht völlige Stille. Hinter mir blinkt der Bewegungsmelder im Standby-Modus. Ich warte darauf, dass sie mir noch einmal so einen Blick wie gerade eben zuwirft, dieses anerkennende Lächeln mit dem Grübchen. Aber es kommt nicht. Stattdessen richtet sie sich auf und dreht den Kopf, als müsste sie mich noch einmal aus einem völlig anderen Blickwinkel betrachten. Sie schwankt auch nicht mehr. Sie bewegt sich überhaupt nicht, sondern starrt mich geradewegs an. Ich habe keine Ahnung, was sie da sieht.
    Aber ich werde es verkraften.
    »Mein Vater ist tot, stimmt’s?«, fragt sie mich schließlich.
    »Was? Nein …«
    »Beecher, du weißt, wer mein Vater ist, oder?«
    »Lass uns einfach …«
    »Wenn du es weißt …« Ihre Augen füllen sich mit Tränen, und genau wie in diesem kurzen Augenblick vorhin, als sie sich unbeobachtet fühlte, zeigt sie mir das Mädchen, das nicht auf alles vorbereitet ist, schon gar nicht auf das hier. »… wie kannst du es mir dann verheimlichen?«
    Sie hat recht. Vollkommen recht. Aber jetzt und hier damit herauszuplatzen …
    »Beecher …«
    Mehr sagt sie nicht. Nur meinen Namen. Aber zwischen diesen beiden blöden Silben höre ich alles andere. Neunundzwanzig Jahre hat Clementine Kaye mit dieser Leere gelebt. Und soviel ich weiß, hat sie damit besser gelebt als ich. Ich erinnere mich noch, wie erschüttert ich in der siebten Klasse war, als Mrs. Krasinsky uns Karten zum Vatertag schreiben ließ, weil das der Tag war, an dem wir immer zu seinem Grab gingen. Neben mir schrieb die junge Clementine schon fröhlich los. Ohne jeden Hintergedanken schrieb sie einfach eine Karte zum Muttertag. Aber heute kommt mit diesen beiden Silben meines Namens diese Leere zurück. Ich höre sie laut und deutlich.
    »Nico Hadrian«, platze ich heraus.
    Ihr Blick wandert unruhig umher, sie muss es erst verarbeiten. Ich rechne damit, dass sie sich gleich an dem Buchregal aus Metall festhalten muss, aber sie bleibt aufrecht stehen. Sie versucht, gelassen zu bleiben. Doch es funktioniert nicht. »Nico? Du meinst den Typen, der …?«
    »Genau den – Nico Hadrian.« Ich nicke in der Hoffnung, den Schlag etwas abmildern zu können. Aber man kann es einfach nicht anders sagen. »Der Mann, der den Präsidenten erschießen wollte …«
    »Er lebt doch noch, oder?«
    »Ja klar; ich meine … Ich glaube, er ist in einer psychiatrischen Klinik untergebracht.«
    »Aber er lebt. Mein Vater ist noch am Leben.« Sie greift jetzt links nach dem Metallregal, verfehlt es allerdings. »Das habe ich nicht erwartet, doch ich glaube, ich denke, ich glaube, das ist doch besser, als wenn er tot wäre, oder? Es ist besser!«, bestärkt sie sich, blinzelt nervös und wischt sich die Tränen weg. »Ich hatte solche Angst, dass

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