Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
„Besser?“
„Viel besser!“ Neri gab sich versöhnlich.
Trotz allem nahm Neri die drei Freunde noch einmal ins Gebet. „Das Mädchen hatte also eine Art Sandalen an?“
„Ja, einfache Ledersohle mit Riemen kreuzweise bis zum Knie geschnürt. Und das ärmellose Kleid war gewebt und könnte weiß oder hellgrau gewesen sein. Dazu trug sie einen breiten Ledergürtel mit verschiedenen kupfernen Verzierungen. Wie die genau aussahen, kann ich dir nicht sagen.“ Hatik versuchte, sich zu erinnern.
„Trug sie irgendwelchen Schmuck?“ Neri bohrte immer wieder nach.
„Ich glaube nicht. Wir wissen nicht einmal genau, ob das gefundene Amulett ihr gehört hat.“ Aron zuckte ebenfalls mit den Schultern.
„Ich werde aus der Sache nicht schlau. Ihr müsstet eigentlich in einem Gebirge namens Karpaten gewesen sein. Dieses Mädchen sieht mir aber eher keltisch aus. Wie kam sie also dorthin? Mit dem Drachen?“ Neri überlegte laut.
Hatik stutzte: „Also, beim ersten Besuch war sie nicht da, der Drache aber schon lange tot. Falls sie wirklich mit dem Drachen dorthin gelangt ist, dann ist sie entweder geflohen, als er getötet wurde, oder …“
„Oder was?“, hakte Solon nach.
„… sie haben sie damals verschleppt und als Menschenopfer für eine Gegenmagie vorgesehen. Das würde zumindest erklären, weshalb man sie fesselte, ehe man sie opferte. Sie hätte sich kaum freiwillig zur Schlachtbank führen lassen.“
Neri tippte ihm auf die Brust. „Damit dürftest du so ziemlich ins Schwarze getroffen haben. Sie hat mit dem Drachen dort etwas gesucht, was es bei ihnen zu Hause nicht gab.“
„Die Eierschalen?“
„Vielleicht. Es kann aber auch etwas ganz anderes gewesen sein. In der Menschenwelt zählt nur Macht. Vielleicht hat die Höhle ein Geheimnis, das sich uns völlig entzieht.“ Neri runzelte die Stirn.
Aron fragte vorsichtig nach: „Sollen wir noch einmal dorthin gehen und genauer nachsehen?“
Neri und Mara fuhren gleichzeitig auf. „Auf gar keinen Fall!“
„Wir dürfen es nur nicht ganz aus dem Auge verlieren“, fügte Neri hinzu.
Am nächsten Morgen gaben Talos und Solon freudig bekannt, dass sie 2209 Gramm Drakonium gereinigt hätten, mit dem Rest der ersten Umwandlung würde es fast 665 Gramm Atlamat ergeben.
„Dann hat sich ja der ganze Ärger richtig gelohnt.“ Hatik zwinkerte Mara und Aron zu.
Die Hüterin lächelte. „Ich weiß schon, was jetzt kommt. Übermorgen wird alles bereit sein.“
„Ich danke dir.“
Hatik verabschiedete sich von seinen Freunden, hauchte Neri noch einen zärtlichen Kuss auf die Wange und verschwand wieder einmal, wie vom Erdboden verschluckt. Solon hakte sich zwischen Talos und Neri ein. „So, ihr Hübschen, diesmal seid ihr beide dran.“
„Neri geht in Ordnung, aber wer als Nächster dran ist, müssen wir doch erst besprechen.“ Talos schaute verständnislos.
Safi lachte. „Ist doch alles schon geklärt. Du bereitest dich auf deinen Schönheitsschlaf vor und wir beide“, dabei zeigte er auf Aron, „…gehen Kräuter sammeln.“
Solon rieb sich in Vorfreude die Hände. „Mann, das wird wie in alten Zeiten.“
Safi feixte. „Mütter schließt die Töchter weg, Solon und Talos kommen.“
„Klingt auch nicht schlecht, obwohl ich an etwas ganz anderes dachte.“ Solon konnte sich das Lachen auch nicht mehr verkneifen. Er boxte seinen alten Kumpel fröhlich in die Seite.
Neri zwinkerte Mara zu. „Ich glaube, wir beide stören hier nur. Lass uns zum Strand gehen und den Tag richtig genießen.“
Die Hüterin stimmte mit Freude zu. Es war schon ewig her, dass sie wirklich Freizeit hatte. Die zwei Frauen schlenderten gemächlich durch den Ort. Unterwegs pflückten sie sich ein paar Früchte von den zahlreichen Obstbäumen, die den Weg säumten. Neri kannte eine kleine Bucht, in der sie ungestört baden und in der Sonne liegen konnten. Weißer, weicher Sand, so weit das Auge reichte, türkisblaues Wasser, das nur ganz langsam tiefer wurde und eine strahlende Sonne luden zum Entspannen ein. Schnell schlüpften sie aus den Kleidern und rannten lachend ins Wasser, wo sie bald den Boden unter den Füßen verloren und schwimmen mussten. Neri stellte verblüfft fest, dass sie gegen Mara keine Chance mehr hatte. Das harte Training mit den Männern war nicht ohne Wirkung geblieben. Die Hüterin schwamm und tauchte wie ein Fisch. Neri ließ sich einfach von den Wellen wiegen.
Irgendwann lagen sie am Strand und genossen die Sonne. Mara brachte die
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